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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Rätsel dar. So schlug zwar ein Herz in seiner Brust, aber die Frequenz war so langsam, daß sie nicht genügen konnte, seinen Körper mit Blut zu versorgen. Wobei sein Blut schon das nächste Mysterium war - - denn es war schwarz ! Und kalt. Und zähflüssig wie dicker Sirup. Sein Atem - eine weitere Unmöglichkeit.
    Er schien sich nie zu beschleunigen, ganz gleich, wie sehr der Mann sich auch anstrengte. Und das tat er! Gerade hatte er zum zweiten Mal die ledernen Riemen zerrissen, mit dem sie ihn auf der Liege angeschnallt hatten! Ohne groß mit der Wimper zu zucken, nur mit dem Ausdruck eines Mannes, der es langsam leid war, nach lästigen Fliegen zu schlagen.
    »Meine Herren«, knurrte er unwillig, »ich hab's satt!«
    »Aber verstehen Sie doch, Signore ...«, begann einer der beiden anwesenden Ärzte, verzweifelt mit den Händen gestikulierend, »... äh, wir wissen ja noch nicht einmal Ihren Namen ...«
    Der Patient grinste ihn an. »Und ausgerechnet das wäre eine Frage, auf die ich gern eine Antwort hätte.«
    »Ich verstehe nicht ...?« erwiderte der Mediziner.
    »Nun legen Sie sich doch hin, per favore«, mischte sich der zweite Arzt ein, jünger als sein Kollege, doch nicht minder ratlos. Sein dunkles Haar klebte schon vor Schweiß.
    »Ich denke nicht daran!« versetzte der Mann, merklich wütender werdend. Einen nach dem anderen nahm er fest in den Blick, ganz so, als wollte er sie aufspießen. Dann knurrte er, wölfisch fast, dunkel und jedes Wort mit Nachdruck versehend: »Lassen - Sie - mich - endlich - gehen!«
    Und sie ließen ihn gehen.
    So überraschend, daß der Mann es im ersten Moment kaum regis-trierte und keine Anstalten machte, sich zu erheben und den Untersuchungsraum zu verlassen.
    Die beiden Ärzte und die zwei Pfleger verloren von einer Sekunde zur nächsten das Interesse an ihm, wie Kinder, die keine Lust mehr hatten, sich mit ihren Spielsachen zu beschäftigen. Die Züge der Männer erschlafften kaum merklich, dann wandten sie sich ab, befaßten sich mit irgendwelchen Dingen, die ihnen plötzlich ungeheuer wichtig zu sein schienen.
    »Na also«, brummte der Mann, eher überrascht denn zufrieden. Er ordnete seine Kleidung, so gut es eben ging, denn der Unfall hatte sie arg in Mitleidenschaft gezogen.
    Erst als er den Raum verlassen hatte, überlegte der Mann, wo er sich nun sinnvollerweise hinwenden sollte. Er dachte an Lilith Eden, die seinen Weg seit ihrer beider Erwachen geteilt hatte, und die Art, wie er sich ihrer erinnerte, verriet ihm allein schon, daß er sie nicht missen wollte. Also würde er sie suchen müssen - später .
    Denn zunächst interessierte ihn etwas anderes. Nicht von ungefähr hatte der Mann ohne Namen sich von Anfang an diese Klinik zum Ziel erkoren. Den Grund dafür kannte er selbst nicht recht. Sein Wunsch war einer Art Gefühl entsprungen, und er hatte sich ihm ergeben, wollte sich davon leiten lassen, weil es ohnehin keine andere Spur gab, der er hätte folgen können.
    Irgend etwas an dem toten Mädchen war dafür verantwortlich gewesen. Hatte etwas in ihm geweckt. Keine Erinnerung, o nein, nicht einmal etwas ähnliches. Ihm schien, als fehlten ihm schlicht die Worte, um es zu benennen.
    Nun war er also ans Ziel gelangt, wenn auch auf etwas anderem Wege, als er es geplant hatte. Und jetzt konnte er vielleicht die Antwort finden auf eine Frage, die ihn seit der Entdeckung des Mordes beschäftigte: nach der Identität des Mörders!
    Am Tatort war der junge Bursche nicht ansprechbar gewesen, aber der Mann ohne Erinnerung hatte seinen Namen aufgeschnappt.
    Nun ging er zum Empfang am Klinikeingang und fragte nach einem Patienten namens Sebastian von Soettingen. Man erteilte ihm die Auskunft ohne Rückfrage.
    Dann machte er sich auf die Suche nach der genannten Zimmernummer. Er fand sie im dritten Stock des altertümlichen Gebäudes. Die Tür war offen. Er trat ein.
    Sebastian von Soettingen schien zu schlafen. Das Gesicht hatte er tief ins Kissen vergraben.
    Der Mann ohne Namen zögerte nicht, ihn zu wecken. Grob packte er den Jungen an der Schulter, um ihn zu sich herzudrehen. Aber noch in derselben Sekunde ließ er ihn so schnell wieder los, als hätte er sich die Finger verbrannt!
    Der Kopf des jungen Mannes machte die Bewegung des Rumpfes kaum mit. Haltlos, als wäre er kaum mehr mit dem Hals verbunden, ruckte er schließlich nach. Die Augen in dem verzerrten Gesicht standen weit offen.
    »Verdammt«, knirschte der Mann ohne Erinnerung. Weder Bedauern noch

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