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Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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eigentlich schon.“
    „Wir werten die restlichen Spuren aus und schicken Ihnen digitale Prints von den Fingerabdrücken. Für die DNA-Analyse der Haare im Badezimmer und aus dem Schlafzimmer nehmen Sie die Proben am besten selbst mit, oder?“
    „Ja, das wird das Beste sein.“
    „Dann lasse ich Ihnen ein hübsches Päckchen machen – wann fliegen Sie denn wieder zurück?“
    „Heute, am späteren Abend.“ Wieso hatte er ihr das gesagt?
    Sie schaute auf die Uhr. Es war halb zwei.
    „Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade und später zum Flughafen bringe?“ Als er nicht sofort antwortete, schob sie lächelnd nach: „Natürlich nur, wenn Sie nichts Besseres vorhaben …“
    „Nein, überhaupt nicht“, antwortete er schnell und verabschiedete sich innerlich vom Eros-Club. Die Alternative verwirrte ihn. Er war Monate, wenn nicht schon Jahre, nicht mehr mit einer Frau zum Essen verabredet gewesen, und er hatte sich schon gar nicht von einer dazu einladen lassen. „Aber nur unter einer Bedingungen: Ich zahle.“
    „Dann“, sagte sie lächelnd, „bin ich ja mal gespannt, was Ihnen meine Kochkünste so wert sind.“
    Der Mensch, der getötet hatte, erwartete das Telefonklingeln mit Unbehagen. Er mochte es nicht, von den Terminen anderer abhängig zu sein. Er hasste es grundsätzlich, sich nach den Regeln Dritter richten zu müssen, weshalb es ihm fast unheimlich war, wie er in die Situation hatte hineingeraten können, dass man etwas von ihm verlangte. Dass man, statt ihn zu bitten, von ihm forderte. Von allem, was in den letzten Wochen geschehen war, nagte dieser Umstand am meisten an ihm. Er hatte seine Freiheit verloren und er war bereit, alles dafür zu tun, sie wiederzuerlangen. Dieser Mensch hatte bis zu dem Tag, an dem er sich verkauft hatte, nie eine andere Maxime als seine absolute Autonomie gehabt und vielleicht war es gerade die Naivität des Ungebundenen, die ihn über einen Schatten hatte springen lassen, der nicht sein eigener gewesen war.
    Am Ende der Leitung, die den Menschen, der jetzt unruhig auf- und abging, mit einem anderen verbinden sollte, zögerte ein Daumen, auf die Wähltaste zu drücken. Auf dem Display waren zwei Buchstaben angezeigt, lange wären sie samt der Nummer dahinter nicht mehr gespeichert, bald wäre es Zeit, sie unwiderruflich zu löschen. Doch bis dahin musste noch das ein oder andere geklärt werden. Er wählte.
    Der Mensch nahm das Gespräch gleich nach dem ersten Klingeln an. „Hallo?“
    „Haben Sie das Problem gelöst?“
    „Fast.“
    „Heißt?“
    „Sie ist beinahe so weit. Sie wird reden.“
    „Das hoffe ich für Sie.“
    „Wollen Sie mir drohen?“
    „Wie kommen Sie darauf? Ich wollte Sie nur auf den Ernst der Lage hinweisen.“
    „Der ist mir durchaus bewusst.“
    „Das finde ich äußerst beruhigend. Ich rufe Sie morgen wieder an.“
    Es klickte, dann ertönte das Besetztzeichen. Es kostete den Menschen, der keine Gelegenheit mehr gehabt hatte, etwas zu erwidern, einige Anstrengung, nicht die Fassung zu verlieren und das flache schwarze Gerät, das er in der Hand hielt, an die Wand zu werfen. In Momenten wie diesen, war er nicht sicher, ob es nicht besser sein würde, wenn das hier alles vorbei wäre, den Anschluss abschalten zu lassen. Für immer und jeden unerreichbar zu sein.
    Sie trafen sich auf dem Parkplatz. Das Motorrad übertraf all ihre Befürchtungen.
    „Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor. Doppelscheibenbremse vorne, Einscheibenbremse hinten. Vollgetankt – natürlich Super bleifrei mit durchschnittlichem Verbrauch von etwa vier Litern auf 100 km – wiegt sie 229 Kilo, zulässiges Gesamtgewicht: 440. Wir könnten also noch ein Picknickkörbchen mitnehmen. Sie heißt Babsi BMW und freut sich, dich kennenzulernen. Musst du noch was wissen?“
    Er hielt ihr einen silbergrauen Helm hin, der zu der riesigen metallic lackierten Maschine passte und in dem lederne Handschuhe steckten.
    „Nein, alles bestens.“ Sie strich mit der Handfläche über die Sitzbank. „Hallo, Babsi!“ Sie würde auch noch erhaben sitzen. „Du müsstest mir nur noch erklären, wie ich da drauf komm.“
    „Nach mir. Wenn ich sitze, halte ich sie fest und du steigst auf. Wie auf ein Pferd.“ Er grinste und zeigt auf das Hinterrad. „Hier sind die Steigbügel.“
    „Ich kann nicht reiten.“
    „Sollst du auch nicht. Das übernehme ich. Du hältst dich nur fest.“
    „Und wenn mir schwindelig wird?“
    „Dann erst recht.“ Er setzte seinen Helm auf

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