Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
Vom Netzwerk:
in der Hand und suchte gereizt nach einem Ziel.
    Ruchloser Jack Waley!
    Als er ins Dorf zurückschlenderte, das Gesicht zu einer möglichst gleichgültigen Miene verzogen und den Speer hinter sich herschleifend, erkannte er schmerzhaft, was für ein Versager er war. Aber zumindest würde Jack Waley das vor den anderen nicht zugeben.
    Mimi kam aus der Hütte. Sie trug eine Puddingschüssel. Als sie ihn sah, fing sie schallend zu lachen an.
    Etwas regte sich tief in Waley, als er sie anstarrte und den zarten weißen Hals sah. Ihr Gesicht verschwamm vor seinen Augen. Er ließ die Armbrust fallen, nahm ihr die Schüssel ab und schob sie in die Hütte zurück.
    Ihr Lachen verstummte, und ihre Augen wurden schmal.
    »Jack? Jack – was ist denn los?«
    Der Speer klirrte in den Staub. Er holte das Krönchen aus der Tasche und setzte es vorsichtig auf ihr glänzendes Haar.
    »Da, meine Lilie des Alls! Du siehst großartig aus.«
    Sie warf einen Blick in den fleckigen Spiegel, der an der Wand hing.
    »Sie ist so schön, Jack.« Sie lächelte ihn kokett an. »Du bekommst wunderschönen Schmuck von Pe’Ichen.«
    Auf diesem Planeten gab es doch keine Geheimnisse.
    »Freut mich, daß sie dir gefällt, meine kleine Sternblume. Wo ist Drubal?« Der letzte Satz kam ziemlich unbeholfen heraus.
    »Im Wald. Er kommt erst in ein paar Stunden wieder.«
    »Guter Drubal«, sagte Waley leise.
    Waley hatte jetzt nur ein einziges Verlangen. Er wußte es, und er wußte auch, weshalb er so leichtsinnig war. Hier konnte man ihn kaum in einen Alimentenprozeß verwickeln.
    Er legte eine Hand auf ihre Wange – ganz sanft – und sah ihr ins Gesicht. Ihre Lippen zitterten.
    »Du hast mir gestern abend sehr gefehlt, Mimi.«
    Sie sah zu Boden.
    »Ich habe letzte Nacht für dich getanzt, Jack. Aber du – du hast geschlafen.«
    Ihr Vorwurf hatte etwas Wärmendes, Einladendes.
    »Es war gestern alles zuviel für mich – aber – würdest du jetzt für mich tanzen?«
    »Oh – das könnte ich nicht. Ich meine – so ganz ohne Vorbereitung geht es nicht …«
    »Ach, lassen wir die Vorbereitung«, sagte Jack ein wenig unsicher. Die Spangen ihres gelben Kleides schnappten auf. Ihr Gesicht war ihm zugewandt. Das Kleid glitt zu Boden. Seine Hände lagen auf ihren Schultern …
    »Jack«, wisperte eine geisterhafte Stimme in seinem Ohr. »Jack, wir brauchen dich. Laß alles, was dir teuer ist, Jack, u nd komm zu uns. Wir brauchen dich, Jack. Komm, Jack komm …«
    Er streckte sich, als habe ihn eine Beschleunigung von zehn g erfaßt.
    Seine Arme ließen die schimmernden Schultern los.
    Sein Gesicht wurde starr und leer.
    Die wispernde Stimme raunte bösartig an seinem Ohr.
    »Braver Junge, Jack! Komm zu uns. Verlasse alles, was dir gehört … Komm zu uns … Wir brauchen dich. Komm, Jack … Jack, komm zu uns …«
    »Jack!« schrie Mimi. Sie warf sich auf ihn und umklammerte mit ihren weißen Armen seinen stocksteifen Körper. Ihr Kleid schleifte hinter ihr her.
    Er drehte sich einfach um und ging mechanisch weiter. Mimi hielt sich an ihm fest, und er schleppte sie mit. Er ging auf die Tür zu. Mimis Kleid verhedderte sich und riß, und dann ließ Mimi ihn mit einem Verzweiflungsschrei los.
    »Jack!« rief sie. Sie lag am Boden und preßte die Hand gegen die Brust. »Jack! Haltet ihn doch auf! Haltet ihn auf!«
    Aber Jack entfernte sich blindlings von der Hütte. Wie ein programmierter Roboter schritt er über den Staub der Dorfstraße auf den Wald zu.
    Männer und Frauen liefen herbei, blieben stehen, starrten ihn an und flüsterten. Mimi wickelte sich in ihr zerrissenes Kleid und versuchte verzweifelt, sich an den Zuschauern vorbeizuschieben. Ihre Hände zitterten.
    »Jack …«
    »Du kannst nichts tun, Mimi – nichts!«
    »Wir können ihn fesseln …«
    »Du weißt, daß das nicht geht. Er wird sich zu Tode würgen, weil er immer wieder versuchen würde, sich von den Fesseln frei zu machen. Laß ihn laufen. Armer Jack Waley …«
    »Jack!«
    »Komm zu uns, Jack. Wir brauchen dich dringend. Verlaß deine Heimat und deine Freunde, denn wir bieten dir eine neue Heimat und neue Freunde … Komm, Jack … komm zu uns … schneller, Jack … komm, Jack, komm … «
    »Jack, komm zurück!«
    »Laß ihn, Mimi. Du kannst nichts tun.«
    »Laß ihn gehen, Mimi. Die Flüsternden Zauberer haben ihn in der Gewalt, und du kannst ihn durch nichts zurückholen.«
    »Die Flüsternden Zauberer …«
    »Die Grünen …«
    »Ach, Gott, Jack! Weg – für immer

Weitere Kostenlose Bücher