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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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andere Grüne der Gruppe anschlossen. Sie hatten einen eigenartig hüpfenden Gang, der gar nicht menschlich wirkte. Und sie schleppten vier Käfige mit sich, in denen Menschenbündel lagen.
    Während die länger gewordene Prozession über geheime Waldwege dahinschlich, inspizierte Waley seine Leidensgenossen. Er hatte kein echtes Interesse an ihnen und sorgte sich auch nicht um sie. Seine Gedanken waren einzig und allein mit dem Problem beschäftigt, wie er seine Muskeln lockern konnte.
    Zwei der Gefangenen waren junge Männer, nackt und braungebrannt und kräftig. Ihr langes Haar hing durch das Käfiggitter, und sie starrten mit leeren, hoffnungslosen Augen vor sich hin.
    Der dritte Mann war älter. Auf seinem muskulösen Körper zeichneten sich helle Narben ab, sein Haar war struppig und dunkel, und er sah haßerfüllt seine Gegner an. Von ihm konnte man Hilfe erwarten, wenn der Ausbruch gelang, dachte Waley. Er bewegte fortwährend seinen Körper, zuerst die Armmuskeln, dann die Beinmuskeln und so fort. Versuchsweise begann Waley ihn nachzuahmen, und er keuchte vor Schmerz dabei. Aber er erkannte, was der Mann vorhatte, und er gab nicht nach, bis auch seine Muskeln ihm wieder gehorchten.
    Das vierte Opfer war ein Mädchen. Langes, dunkles Haar verbarg den größten Teil des hellen, zerschundenen Körpers. Es mußte für eine Frau qualvoll sein, in dieser Stellung zu kauern. Waley konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber er hörte ihr Wimmern und Schluchzen.
    Mit Muskelübungen verging der Tag. Die Gefangenen wurden auf dem rauhen Weg hin und her gestoßen. Als die Nacht hereinbrach, hielten die Grünen vor einer windschiefen Schilfhütte und bereiteten alles für ein Nachtlager vor. Waley drehte sich mühsam herum, wobei er etwas Haut an den Gitterstäben ließ. Er warf der Frau einen Blick zu. Aber er konnte nur das vergitterte Viereck ihres Käfigs und einen verzerrten weißen Schatten dahinter erkennen. Ihr Haar war schwarz, das sah er. Er strengte sich an, um die Dämmerung mit seinen Blicken zu durchdringen, aber die Formen wurden immer verwischter.
    Konnte es Mimi sein?
    Er hoffte mit entsagungsvoller Leidenschaft, daß es nicht so war.
    Als es dunkel war, wurden Lampen angesteckt. Am Weg entstand Bewegung, und es kamen noch mehr der ziegenähnlichen Tiere. Sie hatten zwischen sich Käfige mit zusammengekauerten menschlichen Gefangenen. Die Grünen redeten und lachten jetzt sehr viel. Sie schienen auch mehr zu trinken. Waleys Käfig wurde grob abgeladen und zur Seite geschleudert. Die Grünen machten mit ihrer Fracht nicht viel Federlesens. Jacks Käfig war jetzt nur um Zentimeter von dem des Mädchens entfernt.
    Er wagte es nicht, sie beim Namen zu nennen – für den Fall, daß er sich täuschen sollte.
    »Kannst du mich hören, meine Sternblume?«
    Keine Antwort, keine Reaktion, überhaupt nichts.
    »Laß mich dein Gesicht sehen, Sonne des Südens …«
    Das lange, schwarze Haar bewegte sich. Der Kopf wurde mühsam herumgedreht. Ein faltiges, einäugiges Gesicht starrte ihm entgegen. Die Alte hatte keine Zähne. Sie fragte mit krächzender Stimme: »Warum hältst du nicht deine häßliche Futterlade und läßt andere Leute in Frieden schlafen?«
    Jack Waley schluckte und sank zurück. Er war zugleich erleichtert, entsetzt, verwirrt und amüsiert.
    Er hatte also keinerlei Verantwortung hier.
    Zweierlei Probleme stellten sich ihm: Das eine konnte er lösen, indem er seine Muskeln immer wieder übte und biegsam machte. Bei dem anderen wußte er noch nicht, wie er vorgehen sollte. Drubal hatte nicht viel über die Flüsternden Zauberer gesprochen. Waley wußte wenig von ihnen. Er konnte nur versuchen, aus dem Käfig auszubrechen und so schnell und weit wie möglich zu fliehen.
    Über welche Entfernung konnten ihn die Flüsternden Zauberer zurückholen?
    Eine Bewegung im Käfig rechts von der Alten – die immer noch etwas von frechen Kerlen murmelte, welche mitten in der Nacht dummes Zeug daherquatschten – weckte Waleys Aufmerksamkeit. Wußte denn die Alte nicht, was hier geschah? Oder schlief sie immer wie ein zusammengerollter Hausschuh?
    Im zweiten Käfig stieß der Körper eines Mannes hart gegen die Stäbe, und Waley sah im schwachen Licht zwei gefaltete Hände mit abwärts gesenkten Fingerspitzen. Eine tiefe, männliche Stimme sang: »Oh, mächtiger Pe’Ichen, ich werfe mich vor deinem Thron in den Staub. Gib mir, ich bitte dich, gib deinem unterwürfigen Diener ein Messer – ein gutes Messer,

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