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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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…«
    »Komm zu uns, Jack … Schneller, denn wir brauchen dich so dringend. Komm zu uns, Jack!«
    »Jack!«
    Armer Jack Waley!

 
7
     
    Ein Steak mit Kartoffelbrei und jungen Erbsen …
    Ein neues weißes Hemd frisch aus der Plastiktüte …
    Der erste Whisky des Abends …
    Die violetten Augen eines Mädchens, das ihn verstand…
    »Bleib hier, Jack, und mach’s dir bequem!«
    Jack Waley blinzelte und öffnete die Augen, und dann sah er alles.
    »Mimi …«, wollte er sagen. Doch er schwieg. Er machte den Mund zu. Und er wollte nicht glauben, was seine Augen sahen und seine Glieder fühlten.
    Der Käfig war raffiniert konstruiert. Gitterstangen waren genau an seine Größe und Breite angepaßt. Sie preßten sich dicht an seine Hockstellung. Er konnte sich nicht aufrichten und nicht hinsetzen. Er konnte nur mit gekrümmtem Rücken kauern. Seine Muskeln schmerzten. Hin und wieder gab er einem Muskelreflex nach, und dann stieß er mit dem Kopf gegen die Holzgitter.
    Die unbequeme Lage zwang ihn schließlich dazu, das zu glauben, was seine Sinne spürten.
    Aber – aber er war doch mit Mimi in der Hütte gewesen – mit der sanften, nachgiebigen Mimi – was war denn geschehen? Er glaubte nicht, daß Drubal ihn so streng bestrafen würde.
    Eine winzige, aber doch bedrohlich kräftige Gestalt kam näher, und Jack Waley verstand. Die Grünen umstanden lachend ihren Gefangenen. Waley duckte sich tiefer und verdrehte seinen Körper wie ein Mechaniker, der eine schwer erreichbare Stelle reparieren muß. Er starrte durch das Käfiggitter. An die zwanzig Grüne lösten sich aus einem Kreis, den sie um eine Strohpuppe gebildet hatten. Sie streckten sich und gähnten und schwatzten fröhlich miteinander. Die Puppe hatte Ähnlichkeit mit Waley. Jetzt hing sie zusammengesackt an einem Pfosten.
    Sie hatten seinen Namen gehört, als er ihn im Wald verzweifelt ausgesprochen hatte. Und sie waren heimgegangen und hatten ihr verdammtes Strohabbild gemacht und ihn mit ihrem lähmenden Geflüster hierher gelockt.
    Jack Waley – von einem Flüstern herbeigezogen wie ein Kind an einem Gängelband …
    Es war demütigend.
    Die Grünen steckten einen langen Ast durch den Käfig und stocherten an seinen Rippen herum.
    Man hatte ihm sein grünes Gewand weggenommen. Er war splitternackt. Der Stock traf ihn zwischen zwei Rippen, und er schrie auf.
    »He! Was treibt ihr da, bei den Höhlen von Narboshnik!«
    Diesen Fluch hatte er einmal gehört, als eine Frau aus dem Dorf aus Versehen den Topf mit dem Abendessen fallen gelassen hatte. Mimi war damals rot angelaufen und weggegangen.
    Jetzt stellte der Grüne gleichgültig fest: »Du bist wach. Wenn du dich gut benimmst, passiert dir nichts – Jack.«
    »Hau ab«, knurrte Jack Waley.
    Sie brachten ihm eine Tonschale, in der ein dünner Brei schwappte, und gaben ihm eine abgenagte Kruste dazu … Seine Hände waren nicht gefesselt, aber von dem langen Kauern waren sämtliche Muskeln so steif, daß es unmöglich gewesen wäre, zu fliehen. Die Grünen kamen bei Sonnenaufgang und transportierten ihn wie einen Sack zwischen zwei kleinen, gefleckten Tieren, die wie alte Ziegenböcke rochen.
    Eine kleine Gruppe bewegte sich durch den Wald, und der zusammengekauerte Jack Waley mußte mit.
    Es fiel Waley schwer, die Gedanken abzuschalten. Er war immer sehr rege und aktiv gewesen, und so konnte er nicht einfach stillsitzen und dulden. Sie holperten endlos durch die Tiefe des Waldes, und der Schmerz ließ in seinem Gehirn kleine rote Feuer aufzucken. Es war ein Bußgang. Ein schwerer Bußgang für den armen Jack Waley.
    Gegen Mittag hielten sie, und die Grünen rösteten Fleischkeulen über knisternden Feuern und reichten große Flaschen herum. Für Waley hatten sie wieder eine Schale mit Brei und eine abgenagte Brotrinde. Er trank den Brei und kaute die Rinde, bevor er überhaupt richtig zum Denken kam.
    »Verdammte grüne Brut«, murmelte er vor sich hin. »Euch möchte ich über dem Feuer rösten und abknabbern.«
    Er war nackt. Er war nicht gefesselt. Die Stäbe seines Käfigs waren völlig von Rinde freigeschabt. Auch nicht ein Strohhalm lag frei herum. Nichts außer ihm selbst war im Käfig.
    Selbst wenn er sich befreien konnte – und er war sicher, daß er es konnte –, würden sich seine verkrampften Muskeln weigern, den Befehlen des Gehirns zu folgen. Man hatte ihn wie ein Schlachttier eingepfercht. Das Ausbrechen allein löste sein Problem noch nicht.
    Er sah mit matten Augen, wie sich

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