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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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gleiten und rollte sich ins Freie. Nach fünf Minuten kam er vorsichtig zu Waleys Käfig.
    »Warte, Freund, laß mich das machen!« Nach ein paar Bewegungen war Waley frei. Er konnte sich nur zu Boden fallen lassen und versuchen, seinen haltlosen Körper wieder in die Gewalt zu bekommen.
    »Es – geht gleich – wieder …«, stöhnte er, während seine tauben Glieder zu prickeln begannen. Stecknadeln und glühende Messer schienen sich in sein Fleisch zu bohren. »Das ist ja Mord!«
    »Halte deinen feuchten Redeschwall an«, keifte die Hexe. »Wenn einer von euch beiden ein anständiger Kerl wäre, würde er mir hier ‘raushelfen.«
    »Du – weißt, was ich von – deinen Haaren gesagt habe!« keuchte Waley und rollte hilflos herum.
    Krotch holte sie heraus und richtete sie auf. Waley hätte schwören mögen, daß ihre Arme und Beine knackten, als Krotch sie hinstellte. Der muskulöse Mann legte ihr die Hand über den Mund.
    »Wir werden sie wohl mitnehmen müssen. Die schreit wie ein mordgieriger Predakker, wenn sie hierbleiben soll.«
    Waley nickte. Er stellte sich auf, aber seine Beine schienen einem anderen zu gehören.
    »Komm, Freund.« Krotch stützte ihn mit dem freien Arm, und sie schlichen auf den Wald zu. Waley hing wie ein Sack Mehl an seinem Arm. Seine Glieder prickelten, und in seinem Kopf dröhnte ein überdimensionaler Pfannendeckel.
    Aber die Frage, die ihn nicht in Ruhe ließ, mußte er doch stellen. »Wie weit?« fragte er mit klappernden Zähnen. »Wie weit müssen wir gehen, daß uns die Flüsternden Zauberer nicht mehr zurückholen können?«
    Krotch lachte, ein rauhes, amüsiertes Bellen.
    »Na, du bist aber grün – nichts für ungut, ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Weshalb?«
    »Ich war so dumm und habe den Grünen meinen Namen verraten, als ich mir in der Natur die Zeit vertrieb. Du kennst ja die Weiber – sie können beim Flirten den Mund nicht halten. Und so haben sie mich eben erwischt. Aber ihr Zauber wirkt nur einmal. Weshalb sonst, glaubst du wohl, sperrten sie uns in diese unmöglichen Käfige?«
    »Oh!« sagte Jack Waley erleichtert.
    Waley hatte keinen Zweifel daran, daß Krotch sich in den Wäldern hier auskannte. Je besser das Blut durch die Adern floß, desto kräftiger schritt Krotch aus. Seine Säbelbeine bewegten sich geräuschlos. Sicher führte er sie über Hindernisse, Fallen, Sumpflöcher und Lianen. Waley schloß die Augen. Er wäre wohl eingeschlafen, wenn er nicht das Schnarchen der Alten gehört hätte, die an Krotchs anderem Arm hing.
    Sollte Jack Waley, der Draufgänger der Galaxis, wie eine alte Hexe schlafen und sich von einem Fremden durch den gefährlichen und grauenhaften Dschungel führen lassen? Er dachte einen Augenblick darüber nach und war dann doch dafür. Außerdem taten ihm alle Glieder weh.
    Für Krotch schien es kein Anhalten zu geben. Er trottete gleichmäßig voran. Der Rhythmus schläferte Waley wieder ein. Er ermahnte sich streng, daß er das Gehirn der Expedition war und nicht schlafen durfte. Aber sein Kopf nickte immer wieder nach unten, und seine Augen brannten. So schloß er die Lider, natürlich nur, um sich Erleichterung zu verschaffen.
    »Ihr könnt jetzt beide aufwachen!« Der tiefe Baß von Krotch drang fröhlich in seine Ohren.
    »Eh, was’n los?« murmelte Waley und tapste schlaftrunken weiter. »Wer schläft? Ach, die Alte …«
    Eine spröde Stimme schnarrte ihn an: »Na, du hast flach auf dem Rücken gelegen, Liebling, und den Schnabel aufgesperrt wie ein Küken, das gerade aus dem Ei kommt.«
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Waley kühl. Er wollte sich erheben und stolperte über seine Beine.
    »Immer langsam, Kleiner«, sagte Krotch freundlich. »Ich habe ein paar Fische gefangen und ein hübsches kleines Feuer gemacht. Willst du etwas trinken?«
    Waley zeigte keinerlei Überraschung, als ihm Krotch einen silbernen Becher mit Jagdmotiven in die Hand drückte. Für solche Dinge sorgte Pe’Ichen, sogar hier draußen in der Wildnis. Er ließ auch Flüchtlinge nicht im Stich.
    »Wasser!« sagte er, als der Becher leer war. »Hättest du Pe’Ichen nicht um etwas Stärkeres bitten können?«
    Krotch drehte sich um. Dann sah er Waley genauer an. Sie saßen in einer kleinen Lichtung am Ufer eines Bachs, in dem sich die Morgensonne spiegelte.
    »Du bist aber ein komischer Kauz«, sagte Krotch langsam. »Du rufst Pe’Ichen ohne Worte herbei – ein Trick, den ein paar Adelige beherrschen sollen, aber an den ich bisher nicht

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