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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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gemerkt hatte.
    »Die Prinzessin – hier an der Grenze!« Die Garnisonsbewohner waren zuerst beeindruckt. Dann gingen sie ans Werk. Feuer flackerten auf, Fleisch wurde gebraten, man sang und trank und feierte.
    Krotch schleppte Waley an ein Feuer, setzte sich zu Salop und Forze und sprach von den alten Zeiten, von der Gegenwart und von der gefährlichen Aufgabe, die vor ihnen lag.
    Waley sah die Prinzessin, die sich lächelnd von den Offizieren zu der grauen Felshütte an der Flanke des Berges bringen ließ. Man hatte Feuer entfacht, die ihre langen, dunklen Schatten gegen die Felsen warfen. Die Prinzessin lächelte lieblich, eine Rose unter Nesseln, aber Waley fand, daß ihr Gesicht angestrengt wirkte. Sie war müde, und die Reise ging erst richtig los.
    Wir schießen und reiten,
    Wir kämpfen und streiten
    Für unsre Prinzessin zart.
    Die Männer aßen und tranken die ganze Nacht hindurch. Waley hörte in seinen Träumen das Brutzeln von Fett, das Gurgeln von Wein, die lauten Stimmen und Rülpser, das Schnarchen, das Singen und Streiten, dazu das Schnauben der Pferde und Quietschen der Sattelgurte. Was tat er, der Städter Jack Waley, hier draußen bei diesen Raufbolden und ihrer Prinzessin?
    Das Stampfen der Pferde und der Geruch gebratenen Macnes weckte Waley am nächsten Morgen. Er war völlig steif, und sein Umhang war mit Rauhreif überzogen. Waley gähnte. Krotch versetzte ihm einen Stoß.
    »Heute geht es los. Heute wird sich zeigen, wo die echten Männer sind.«
    »Ach, laß mich doch …«, begann Waley, doch dann schwieg er. War er etwa kein Mann? Er wollte es ihnen beweisen. So murmelte er etwas vor sich hin und stand auf. Er schüttelte den Reif aus den Decken.
    Die Soldaten, die die Expedition begleiteten und den größten Teil der Strecke in Transportkarren zurückgelegt hatten, mußten nun entweder zu Fuß gehen oder reiten.
    Prinzessin Kerith kam aus ihrer Unterkunft. Sie trug einen türkisblauen Umhang, dessen hoher, perlenbestickter Kragen ihr Gesicht halb verdeckte. Im Gehen zog sie die langen Handschuhe an. Die Prinzessin bestieg ihr Pferd, einen weißen Renner, wie er sonst nur in Märchen vorkam. Er schnaubte erregt. Seine Nüstern dampften. Die eisenbeschlagenen Hufe scharrten auf dem Felsboden. Diener hasteten hin und her, Offiziere bereiteten den Aufbruch vor, Hofdamen schwirrten umher, und die königliche Prozession bewegte sich langsam ins offene Land hinaus. Alles jubelte.
    Auch Jack Waley. Besonders Jack Waley.
    Er hatte das Gefühl, daß es ihm zustand zu jubeln. Wie viele der Männer um ihn hatten der Prinzessin wohl das Leben gerettet, was? Wie viele?
    Sie ritt an Waley und Krotch vorbei. Ihr Gesicht war blaß und der Mund zu einem starren Lächeln verzogen. Auf ihren Wangen brannten zwei rote Flecken. Unnahbar war sie, eine Feenkönigin – und gerade deshalb jubelten die harten Männer ihr zu. Sie war das Banner, für das sie kämpften.
    Mit einer kurzen Bewegung der Zügel lenkte sie ihr Pferd auf die gegenüberliegende Seite der Narragut-Furt. Es ging hinaus in das Chaos der Ma’ad Kratern.
    »Warum mußte sie selbst mitkommen?« fragte Waley besorgt, als er neben Krotch dahinritt. »Warum muß sie ihre blauen Augen riskieren?«
    »Die weisen Männer haben es so bestimmt – obwohl Jarfon von Trewes gegen den Gedanken gewesen sein soll. Er sagte, wenn die Prinzessin sich nicht darauf verlassen könnte, daß ihr Volk alles für sie tue, dann hätte die ganze Reise keinen Sinn.«
    »Der Mann ist klug.« Waley schaukelte im Sattel hin und her, während sich das Pferd seinen Weg über Felsblöcke und Steine suchte.
    »Sieh dir den alten Sufferin da drüben an.« Sufferin, der weise Mann mit seinem dünnen grauen Bart und der eckigen Gestalt schwankte unsicher auf seinem Gaul hin und her. Waley hatte den Verdacht, daß sein Hinterteil ganz durchgewetzt sein mußte. Der Weise war bis zum Vortag in einer Kutsche mitgefahren, mußte schließlich aber doch auf ein Pferd umsteigen. »Er war hauptsächlich dafür, daß die Prinzessin die Prozession anführen sollte. Sagte, es sei vor dem Herrn nur gerecht. Als ob sich der Herr je darum gekümmert hätte, was Pe’Ichen tat.«
    Waley beschäftigte sich intensiv mit seinem Zaumzeug. Er wollte nicht in eine Diskussion über die Religion des Landes gezogen werden. Der Herr, den Krotch erwähnte, war vermutlich der Eine und Einzige, von dem auch Drubal gesprochen hatte. Da es keine Kinder gab, denen man die Religion beibringen mußte, sprach

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