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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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Tage später schrillten die Alarmsirenen, und während die Menschen von Brianon in Deckung flohen, nahm Krotch Waley auf seine erste offizielle Predakkerjagd mit.
    Sie ritten in ihrer schneidigen Grenzertracht aus, lachend und scherzend. Sie sangen die Lieder, die Krotch Waley beigebracht hatte.
    Sechs Männer, zusammen mit Waley und einem anderen Anfänger, ritten am letzten Triumphbogen vorbei auf die Äcker und Wiesen hinaus. Die Pferde trabten durch Furchen und über Hecken.
    Drei Tage später kamen sie zurück. Einer der Männer trug den Arm in der Schlinge und hatte ein aschgraues Gesicht. Der andere Anfänger lag mit dem Gesicht nach unten auf seinem Pferd. Man hatte seine Arme und Beine festgebunden, damit er nicht abrutschen konnte. Fünf Predakker waren die Beute.
    »Ein guter Start, Jack, mein Kleiner«, sagte Krotch. Er vermied es, den anderen Anfänger anzusehen. »Ich denke, Muzzerin wird dich jetzt in die Gilde aufnehmen.«
    Muzzerin, grauhaarig und älter als Krotch, aber mit dem gleichen, unverkennbaren Ausdruck der Grenzer, war einverstanden. Er stand jetzt an der Spitze der Gilde. Man sprach davon, daß in Kürze sein Platz frei würde und daß die Wahl zwischen Najid und Krotch fallen würde.
    Von Najid hielt sich Waley fern. Er war ein Mann mit einer knolligen Nase und eng zusammenstehenden Augen, ein Mann, der gleichzeitig lächeln und fluchen konnte. Er setzte seinen ganzen Ehrgeiz daran, Anführer der Gilde zu werden. Krotch nahm das Ganze mehr als Ehrensache und zeigte dem Postenjäger unverhohlen seine Verachtung.
    Wenn Waley durch die Straßen von Brianon ging, fehlte ihm eines, was er von daheim gewöhnt war – der Schaufensterbummel. Die einzigen Dinge, die man hier für Grüne und Daks bekommen konnte, waren Lebensmittel und Dienstleistungen. Und dazu brauchte man keine Schaufenster. Alles andere bekam man von Pe’Ichen. Waley hatte sich nicht allzusehr um die wirtschaftliche Struktur des Planeten gekümmert, aber selbst ein Dummer mußte merken, daß Geld nur eine sehr beschränkte Rolle spielte.
    Als Jack Waley schließlich offiziell in die Gilde der Grenzer aufgenommen wurde, empfand er echte Dankbarkeit. Er war fest entschlossen, sich um Brianon verdient zu machen, um Brianon, die Gilde und Prinzessin Kerith. Er ging die Stufen nach unten, und einen Augenblick lang sah er sich in seiner ganzen Unfähigkeit, ein armseliger kleiner Junge, der sich einer dekadenten Aristokratie verschrieben hatte. Die schwarze Stimmung verging schnell, und er ging mit Krotch aus und trank und sang ausgiebig. »Wir schießen und reiten, wir kämpfen und streiten für ein blaues Augenpaar!« Aber diesmal trank er nicht soviel, daß er, wie Krotch sich ausdrückte, die Unterseite des Tisches sah.
    Eine Woche später begann die große Pilgerfahrt.
    Der Zusammenlauf der Menschen, die den gefährlichen Auszug ihrer mädchenhaften Herrscherin sehen wollten, war größer als der Pilgerzug selbst. Priester, Reitertruppen, Hofdamen, Karren mit Gepäck, Packtiere und Munitionswagen bewegten sich in einer grauen Staubwolke dahin. Die schlechten Wege verlangten viel von den Füßen der Pilger.
    Krotch suchte lachend und lärmend nach Waley.
    Denn Jack Waley konnte es wieder einmal nicht lassen.
    Er ließ sich von der frommen Überlegung leiten, daß es seine erste Chance war, seit ihn dieses Biest Coral in Mister Whippys Hände gelockt hatte. Die oberen Räume des Purpurkissens lagen im rosigen Licht da. Das Bett war zurückgeschlagen, und leere Kelche warteten darauf, nachgefüllt zu werden.
    Das Mädchen – sie hieß Arlais oder so ähnlich – kicherte verschämt und sah ihn mit schmachtenden Augen an. Sie bediente hier und war sehr fleißig.
    »Ach, mein Sternblümchen!« sagte Jack Waley und ging mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
    »Ooh!« machte sie, unter den Umständen eine äußerst intelligente Feststellung.
    Waley holte tief Atem. Er fühlte sich als ganzer Mann.
    Ein donnerndes, unerbittliches Klopfen.
    Eine boshafte, grausame Stimme: »He! Du Weiberheld, du verflixter Windbeutel! He, Jack Waley! Willst du, daß ich dir die Uniform höchstpersönlich über den Hintern ziehe?«
    Waley blieb stehen. Er wurde sichtlich kleiner. Leise sagte er: »Nein, das darf nicht wahr sein.«
    »Hau ab!« rief er wütend.
    »Ich schlage die windschiefe Tür ein!« Die Angeln quietschten. »Alle sind schon im Aufbruch. Du kommst zu spät zur Parade.«
    »Ich komme nach. Ich habe einiges zu erledigen.«
    »Das hat

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