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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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der Wälder und seine unbeholfene, ernste Stimme, als er ihm von den Geheimnissen der Vergangenheit erzählte, von dem Silberturm über schwarzen Felsen, gigantischen Donnern und einem immerwährenden Nebel.
    »Das muß die Heimat des Wächters gewesen sein«, sagte Jack Waley.
    »Was wißt Ihr vom Wächter?« fragte Jarfon von Trewes unerwartet. Er stand neben Waley.
    »Nur, daß er in irgendeiner Beziehung zu Pe’Ichen steht.« Waley winkte ab. »Aber es sieht ohnehin aus, als kämen wir zu spät. Sein Silberturm ist zerfallen. Hier wohnt seit Jahren niemand mehr.«
    »Das hier war unsere größte Hoffnung.« Der Minister fuhr sich müde über das Gesicht, und Waley spürte die tiefe Sorge des Mannes. Er hatte ein junges Mädchen durch ihre zerstörte Welt zu geleiten und zu beraten. »Vom Wächter aus wollten wir den Weg zu Pe’Ichen suchen.«
    Und zum erstenmal erkannte Jack Waley, welche Angst die Kerim vor Pe’Ichen hatten, wie ungern sie ihn aufsuchten.
    »Es war ein langer, anstrengender Weg«, knurrte Krotch.
    »Die Welt geht unter«, murmelte Jarfon von Trewes. »Und es gibt keine Hilfe für uns.«
    Er sah Waley an, ohne ihn richtig wahrzunehmen. »Ich muß jetzt gehen und der Prinzessin sagen, daß es keine Hoffnung mehr für uns gibt.«

 
13
     
    Die Ruinen zogen Waley magisch an.
    »Der Wächter«, hatte Drubal in den grünen Wäldern gesagt, »konnte von Pe’Ichen Wunder hervorlocken, die über unser Verständnis hinausgingen.« Seine phantastische Vorstellung, daß es sich bei dem Silberturm um ein Raumschiff handeln könnte, war bei dem ersten Anblick des grauen Steingebäudes zerstört worden. Waley ging durch die raschelnden Blätter auf die Mauern zu, die zu zwei Dritteln von Bäumen verdeckt waren. Sein Schatten war kurz. Mit jedem Tag war sein Schatten kürzer geworden. Sie waren also nach Süden gezogen – oder nach Norden, wenn ihn sein Rettungsboot im Süden abgesetzt hatte. Er wußte es nicht.
    Die düstere, verzweifelte Stimmung der Gefährten verärgerte Waley. Er sagte sich immer noch: »Weiter! Noch sind wir nicht geschlagen.« Die Worte klangen leer.
    Sufferin, der weise Mann, quälte sich am Arm eines starken Grenzers die Felsen hinauf. Er stand neben Jarfon von Trewes und starrte auf den Trümmerhaufen, in den sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten.
    »Den Ort haben wir gefunden«, sagte er mit seiner krächzenden Stimme. »Aber wir sind um tausend Jahre zu spät gekommen.«
    Larne von Rot-Jafare, dessen Augen tief in den Höhlen lagen und dessen vornehme Kleider im Sonnenlicht billig und geschmacklos wirkten, preßte die Lippen erbittert zusammen. Er sagte nichts.
    Jack Waley ging gebückt durch den Eingang. Von einer Tür war nichts mehr zu sehen. Es roch nach Fledermäusen, fauligen Pflanzen und dumpfiger Luft. Unwillig folgte ihm Krotch. Er atmete mühsam.
    Die Zeit hatte den Ort gekennzeichnet.
    Das Dreieck herrschte auch im Innern vor. Simse und Leisten schlossen sich zu einer dreieckigen Kammer. Trockener Staub flog bei ihrem Eintreten auf. Staubbedeckte Maschinen und Instrumentenpaneele. Staub lag auf den nüchternen, sinnlosen Formen der Naturwissenschaft und machte aus ihnen sanftere, wenn auch ebenso sinnlose Kunstformen. Die Luft schmeckte bitter. Man spürte die unbekannte Vergangenheit.
    »Mir gefällt es hier nicht.« Krotch zog den Kopf zwischen die Schultern und ließ seine Augen von einem Gegenstand zum anderen gleiten.
    »… nicht-icht-icht…«, warf das Echo seine Worte zurück.
    Die Stimmen wirbelten die schwere Luft auf, mühsam und schwerfällig – wie die Finger einer alten Frau, die ein Spinnrad drehen.
    »Hier war lange niemand mehr.« Waley sah sich um. Unter dem Staub entdeckte er eine Maschine, die ihm von seinem früheren Leben her bekannt war.
    »Die Zeit hat den Ort übriggelassen …« Jarfon von Trewes streckte sich und hielt seine Lampe hoch. In den Nischen raschelte es. Hier herein war offenbar lange kein Licht mehr gedrungen.
    Staub, feiner als die feinsten Teppiche, bedeckte den Steinboden. Jarfon mußte niesen, als ein Teil davon aufflog.
    Waley sah sich um. Er wußte nicht, was er suchte, aber er ärgerte sich über die Apathie und Gleichgültigkeit der anderen.
    »Was hältst du davon?« Krotchs Stimme klang furchtsam.
    Ein kleiner runder Kasten mit einem durchscheinenden Deckel …
    Krotch blies den Staub ab. Waley sah die dünne Nadel, die unruhig hin und her schwang.
    Er hatte während seiner Fahrt auf der Moonflower

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