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Sterbendes Land Utopia

Sterbendes Land Utopia

Titel: Sterbendes Land Utopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Bulmer
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beugte sich aus dem Sattel, packte ihn am Arm und sagte so laut, daß es der herbeireitende Jarfon von Trewes hören konnte: »Es ist ja schon gut, Jack! Wir werden nicht angegriffen. Es war ein Irrtum, ein Hirngespinst. Steig wieder auf.«
    Der Adelige lag zusammengerollt am Boden. Schließlich senkte Waley die Hände und sah auf.
    »Wir werden angegriffen!« flüsterte er Jarfon von Trewes zu. »Jemand hat Krotch geschlagen und mich aus dem Sattel geworfen. Aber ich – ich habe einen der Feinde erwischt. Ich habe ihn erwischt.«
    »Laßt ihn, Jack!« Jarfon von Trewes saß wie ein Fels im Sattel. Er stieg nicht ab. »Ihr kämpft gegen einen der eigenen Leute.«
    »Aber nein!« Waley war entsetzt. Er sah an sich hinunter. »Oh!« Er packte Larne von Rot-Jafare und zog ihn hoch. Dann bürstete er ihm mit großer Sorgfalt den Staub aus den Kleidern. »Mein Gott – Euer Gesicht! Es blutet ja. Es tut mir entsetzlich leid. Mein Gott, Eure Kleider. Aber Pe’Ichen wird Euch neue geben. Eure Nase – Euer Mund – wie konnte das nur geschehen? Es ist heller Wahnsinn!«
    Larne von Rot-Jafare schwankte. Ein Auge – das andere war zugeschwollen und schillerte gelbgrün – richtete sich wie das Auge eines Raubhais auf Waley. Er wollte etwas sagen, aber seine Lippen waren so verschwollen, daß er kein Wort hervorbrachte. So schwankte er zu seinem Pferd. Jarfon von Trewes brachte ihn weg.
    »Du verflixter Predakkerkiller!« sagte Krotch leise. »Du bringst dein Leben in Gefahr.« Er paßte auf, daß die beiden Adeligen seine Worte nicht verstanden.
    »Der da – und die Prinzessin«, sagte Waley. »Niemals!«
    »Vergiß es. Es ist alles festgelegt. Dagegen kannst du nichts mehr tun.« Krotch sah mit gefurchten Augenbrauen zu, wie Waley wieder aufstieg. Er war ein wenig steifbeinig und selbst entsetzt, daß er das gewagt hatte. »Aber was Larne von Rot-Jafare betrifft, mein Junge, so wirst du es jetzt nicht leicht haben. Er wird auf Rache sinnen.«
    Die Gruppe blieb unschlüssig stehen, die Pferde begannen zu grasen, doch dann wurde der Weg wieder aufgenommen.
    »Ich hätte nie mit dem dämlichen Lied anfangen sollen. Das hat dich in Wut versetzt.«
    »Ach, du Predakkerbeute!« Waley grinste mühsam.
    »Was wohl Salome jetzt macht?« Krotch hatte eine geistesabwesende Miene. »Dolly würde sich schieflachen, wenn sie wüßte, wo ich jetzt bin.«
    »Und das Dutzend Grüne?«
    »Pah! Die bekommt sie jetzt nie mehr. Außer sie reitet uns nach und holt sie sich.«
    Waley fiel auf, daß Krotch für den Rest des Tages ungewöhnlich aufmerksam war. Seine Augen gingen dauernd hin und her, seine Hände waren dauernd in der Nähe des Schwertes oder der Armbrust, und die Zügel waren am Sattelhorn festgemacht.
    Krotch hatte kein Wort des Dankes oder Vorwurfs gehabt. Waley wartete auch nicht darauf. Er fragte sich nur, wie diese Leute eigentlich dachten. War Krotch verärgert? Oder ängstlich? Ängstlich – nun, Krotch hatte seine Ängste bisher noch immer geheimgehalten. Verärgert – jedenfalls schien er jetzt wieder ganz der draufgängerische Grenzer zu sein. Wenn er verärgert war, dann nicht wegen Waley.
    Der Zug ritt weiter.
    Vier Tage später kamen sie an den Rand der Wüste.
    Während der letzten Tage hatten sie es bereits geahnt. Die Bäume waren niedriger, das Gras härter geworden. Die Luft war so trocken, daß die Kehlen kratzten. Und dann erreichten sie die Wüste, und die Nadel deutete immer noch nach vorn.
    Sie hatten am letzten Wasserlauf alle Weinschläuche und Wasserflaschen gefüllt. Sie hatten noch Nahrung für sechs, im äußersten Notfall für neun Tage. Das Futter für die Tiere reichte auch nicht länger. Jarfon von Trewes hob sich in den Steigbügeln und sah ernst die Männer an. Dann – eine romantische Geste angesichts der bitteren Wirklichkeit – zog er sein Schwert, schwang es hoch über dem Kopf und deutete nach vorn. Nach vorn zum Horizont, der am Ende der Welt zu sein schien.
    Mühsam bahnte sich die kleine Kolonne ihren Weg durch den Wüstensand.
    Waley erinnerte sich später kaum an diesen Ritt. Brennende Sonne und brennender Sand, brennender Sattel und brennende Schläfen, die ganze Welt ein einziges Feuer. In ihm war eine glühende Flamme, und von außen drangen glühende Lichtspeere in sein Gehirn. Sein Körper schmerzte, aber er ritt weiter, da er wußte, daß es keinen anderen Weg gab. Allmählich verwirrten sich seine Gedanken. Er war wieder auf der Moonflower. Wieder hörte er das

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