Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
Vom Netzwerk:
liebt Geschichte. Sagt, vielleicht Buch. Vielleicht Bestseller. Meine Geschichte. Wie Popsänger wird Dockarbeiter in Southampton. Dann ich verliere Arm. Chandler besucht mich. Sagt, noch besser für Buch. Menschlicher, er sagt. Er will anrufen. Interview machen. Mit Verleger sprechen.«
    »Und hat er angerufen?«
    Algirdas wendet den Blick ab. »Er schreibt anderes Buch. Immer schreiben. Immer arbeiten. Manchmal trinken, ja. Mag Trinken.«
    »Und was hat Sie dann nach Grimsby geführt?«
    »Ich brauchen Arbeit. Ich habe Freund hier. Bietet Job an. Nicht viel Auswahl für einarmigen Mann.«
    McAvoy kneift sich in die Nasenwurzel. »Aber er hat wieder Kontakt zu Ihnen aufgenommen, ja? Erst vor kurzem.«
    Algirdas nickt. »Er ruft an, vielleicht ein Monat. Findet meine Nummer. Sagt, er denkt an Buch. Nicht hat vergessen. Will treffen.« Er macht den Mund zu, scheint zu überlegen, wie weit er gehen kann.
    McAvoy schiebt stumm sein eigenes Bierglas über den Tisch, und der Litauer greift durstig danach.
    »Aber zuerst …«
    »Er möchte Gefallen für Freund. Freund zieht nach Island. Braucht Fracht auf Containerschiff. Fragt, ob ich arrangieren kann …«
    »Und das konnten Sie?«
    Algirdas zuckt die Achseln. »Viel los an Docks. Ich habe Freunde. Kenne System.«
    »Und Chandler wusste das?«
    »Er sich erinnert. Ich erzähle. Erzähle ihm, wie leicht es ist, Leute rein und raus aus Land. Die Polizei, die Sicherheit, alles Scheiße. Leute kommen und gehen, wie sie wollen.«
    Pharaoh wendet sich zu McAvoy, aber er ignoriert sie. Starrt weiter den Mann an, der ihm jetzt jeden Moment erzählen wird, wie Fred Stein tot in einem Rettungsfloß geendet hat.
    »Und Sie haben ja gesagt?«
    »Chandler erzählt meine Geschichte. Zeigt Leuten, wer ich war früher.«
    McAvoy versteht dieses überwältigende Bedürfnis nach Anerkennung, begreift, wie ein elender kleiner Schmierfink wie Russ Chandler stärkeren, fähigeren Männern Honig um den Bart schmieren konnte.
    »Worum hat er Sie gebeten?«
    »Chandlers Freund ruft mich an. Sagt, Container muss geschlossen bleiben. Außerdem ganz unten, an Deck. Keine Inspektion. Nicht blockiert. Nicht oben auf Stapel. Ich arrangiere für ihn.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Kurzer Anruf. Zwei Minuten. Ganz Sache. Sie kennen Ausdruck? Er gleich zu Sache. Ich denke, sprechen tut ihm weh. Stimme klingt, als würde erwürgt …«
    McAvoy schließt die Augen. Er meint, Blut und Schnee zu riechen.
    »Ich warte, dass Chandler anruft …«
    »Und hat das Telefon geklingelt?«
    »Nein«, sagt er leise und hebt dann abrupt den Kopf. »Aber er im Gefängnis, Sie sagen. Er nicht können anrufen. Wer jetzt schreiben Buch? Chandler nicht Mörder. Er kleiner Mann. Ein Bein. Trinker. Wie er töten jemand?«
    McAvoy verliert die Beherrschung. »Das hat er nicht, Sie blöder Vollidiot. Er hat Sie eingewickelt. Und er hat nie ein Buch geschrieben. Nie ein richtiges. Er ist ein elender kleiner Versager, der zufällig den Stoff zu einem verdammten Bestseller in die Hand bekommen hat!«
    McAvoy fährt sich mit den Händen durchs Haar und springt auf, wirft dabei seinen Stuhl und die Gläser um. Algirdas, der ihn plötzlich in voller Größe dastehen sieht, blickt zu ihm auf wie zu einem Riesen. Sein Mund schnappt auf und zu wie der eines Fischs auf dem Trockenen. Pharaoh legt ihrem Sergeant die Hand auf den Arm, aber er schüttelt sie ab und stürmt hinaus, ignoriert die beschwichtigenden Blicke und Worte des Türstehers.
    Die kalte Luft trifft ihn wie eine Ohrfeige.
    Er hört Pharaohs Absätze auf dem nassen Gehsteig klappern. Als ihm klarwird, dass sie rennen muss, um ihn einzuholen, verlangsamt er seinen Schritt. Gibt ihr die Möglichkeit, ihm auszureden, einfach so davonzustürmen.
    »McAvoy!«, ruft sie. »Hector.«
    Er dreht sich mit gerötetem Gesicht zu ihr um, mit feuchten Haaren, während der Schweiß ihm in dem Wulst am Nacken zusammenläuft.
    »McAvoy, ich verstehe nicht …«
    »Nein«, schnappt er. »Tun Sie nicht.«
    »Aber alles deutet auf Chandler hin, oder nicht? Ich meine, er wirkt schuldig …«
    »Oh, er ist auch schuldig«, sagt er und wirft den Kopf in den Nacken, um in einen vollkommen sternlosen Himmel zu starren. »Schuldig, aus den Vorurteilen und Ängsten anderer Menschen Kapital geschlagen zu haben. Schuldig eines gewaltigen Zorns. Aber hat er auch auf den Abzug gedrückt? Ist er als blinder Passagier mit einem Schweißbrenner und einem Rettungsfloß auf diesem verdammten

Weitere Kostenlose Bücher