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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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Geruch von verkohltem menschlichem Fleisch gewöhnt. Es drehte ihm den Magen um, es war süß, widerlich, faulig und metallisch. Es roch danach, dass etwas nicht stimmte, dass etwas nicht hätte passieren dürfen, etwas, das auf einer sehr ursprünglichen Ebene verstörend wirkte.
    Wer es einmal gerochen hatte, vergaß es nie.
    Das Dach des alten White-Stag-Gebäudes war nass, nicht von Regen, sondern von Löschwasser. Ein paar Feuerwehrleute sammelten noch ihre Ausrüstung ein, die schweren Jacken hatten sie abgestreift, die Helme in einer ordentlichen Reihe neben der Tür zum Treppenschacht abgelegt. Die Morgensonne war bereits warm, aber vom Fluss wehte eine vielversprechende Brise herauf. Die West Hills lagen üppig und grün im Westen, die Berge kristallklar im Osten, und die Stadt hätte nicht schöner aussehen können von dort oben.
    Die Leiche, oder vielmehr die verkohlte Hülle, die von dem Körper geblieben war, lag in einer schmutzigen Pfütze im Schatten des PORTLAND-OREGON -Schilds. Das Schild, das aus der Nähe betrachtet wuchtiger war, als es von unten aussah – die Buchstaben waren so groß wie Archie –, triefte vor Wasser aus den Feuerwehrschläuchen. Das Feuer schien es im Wesentlichen jedoch nicht beschädigt zu haben.
    Die Leiche war die Quelle des Feuers gewesen. Das Schild war nur ein Kollateralschaden.
    Die Überreste rauchten noch. Dünne graue Fahnen stiegen von dem verkrümmten Torso auf und lösten sich dann rasch auf in der klaren, warmen Morgenluft.
    Archie konnte unmöglich sagen, ob sie eine männliche oder weibliche Leiche vor sich hatten. Hände und Füße waren zu Asche zerfallen, sodass nur unförmige Holzkohlestummel an Ellbogen und Knien blieben. Haare und Gesichtszüge waren weggebrannt, nur ein Rachen aus perfekten, knochenweißen Zähnen war übrig. Jegliche Kleidung war jetzt Asche. Der Körper lag eingerollt auf der Seite, die Schultern vorgeschoben, Arme und Beine entsetzlich verdreht. Die Haut sah wie Teer aus, mit etwas Rohem und Rotem darunter, wie ein kurz gebratenes Steak, und gesprenkelt mit glänzenden Tapioka-Flecken aus geschmolzenem Fett. Die Lilie lag ein Stück entfernt, sie war klatschnass und zertreten, höchstwahrscheinlich vom Stiefelabsatz eines Feuerwehrmanns.
    Bei der Stellung der Leiche – Embryohaltung und weit offener Mund – würde jedermann annehmen, das Opfer sei unter großen Schmerzen gestorben. Archie musste sich in Erinnerung rufen, dass sich die Muskeln durch Feuer in dieser Weise zusammenziehen und der Körper sich deshalb wie ein Fötus einrollt. Es bedeutete nicht, dass die Person große Qualen gelitten hatte. Nicht zwangsläufig.
    Der leichte Wind vom Fluss hatte bereits begonnen, die sterblichen Reste zu erodieren, indem er winzige Aschepartikel aufsteigen ließ. Alle Leute hier oben hatten wahrscheinlich etwas davon eingeatmet, ein Stäubchen von einer verbrannten Hand, ein mikroskopisch kleines Teilchen von einem Daumen. Wenn ein Hubschrauber von einer der lokalen Nachrichtensender zu nahe kam, würde die halbe Leiche aufgewirbelt werden, und sie alle würden sich tagelang Asche aus den Zähnen bürsten.
    »Wo ist Robbins?«, wollte Archie von Henry wissen.
    »Auf dem Weg«, sagte Henry, und seine Pilotenbrille spiegelte den tiefblauen Himmel. »Die ersten Anrufe kamen gegen sechs. Frühmorgendliche Pendler sahen das Feuer und dachten, das Schild würde brennen. Feuerwehrleute trafen ein. Das Feuer brannte heiß und schnell. Sie merkten erst, dass da eine Leiche war, als sie es gelöscht hatten. Es muss ein Brandbeschleuniger im Spiel gewesen sein.«
    Archie trat einen Schritt zurück und sah zu dem Schild hinauf.
    »Könnte Selbstmord sein«, sagte Henry. »Selbstverbrennung.«
    »Wie wäre es mit spontaner Selbstentzündung?«, sagte Archie. »Wäre auch möglich.«
    »Blitzschlag.«
    »Mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen?«
    »Könnte Mord sein.«
    »Wir sollten es zumindest nicht gleich ausschließen«, sagte Archie.
    Henry griff in seine Hosentasche, zog ein Päckchen Kaugummi heraus und bot Archie einen an. Archie griff danach. Viele Polizisten kauten an Mordtatorten Kaugummi. Es half, den Geruch zu mildern. Es war eine Gewohnheit, die Archie nicht guthieß. Etwas daran war ihm immer respektlos vorgekommen. Beamte, denen es nicht im Traum einfallen würde, in der Kirche Kaugummi zu kauen, schoben sich beim ersten Hauch von Verwesungsgeruch einen Streifen Bubblegum in den Mund.
    Angesichts des Verwesungsgeruchs verstand

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