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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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Archie den Sinn darin. Er steckte den Kaugummi in den Mund. Es war Pfefferminz, unangenehm warm von Henrys Hosentasche.
    Henry nahm sich ebenfalls einen, und die beiden Männer standen beisammen und ließen den Tatort auf sich einwirken, während die menschlichen Überreste zu ihren Füßen weiter schwelten.
    Nur die Mitte des Schilds war geschwärzt, einige der Buchstaben waren teilweise geschmolzen und Teile des Gerüsts, an dem sie hingen, teerig und versengt. Archie nahm an, dass das Opfer an das Gerüst gebunden gewesen war. Das Feuer musste das Seil oder die Schnur durchgebrannt haben, und der Körper war dann auf das Dach gestürzt. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den sterblichen Überresten zu.
    Henry, der offenbar das Gleiche gedacht hatte, deutete auf eine Ascheschlange, bei der es sich möglicherweise um die Reste der Fesseln handelte. »Da«, sagte er.
    Das Schild PORTLAND OREGON war ein Wahrzeichen der Stadt. Es gab Postkarten von ihm zu kaufen und Tassen, die mit dem Schild bedruckt waren. Das hier war keine Baumgruppe in einer abgelegenen Ecke des Mount Tabor, das war richtig öffentlich. Und damit höchst riskant.
    »Warum der Ortswechsel?«, fragte Henry. »Ist die Natur nicht der richtige Schauplatz für ihn?«
    Archie hörte einen Radau, und er und Henry drehten sich um und sahen Robbins, der gerade aus der Tür zum Treppenschacht gekommen war und anscheinend aus Versehen mehrere Feuerwehrhelme weggestoßen hatte, die er jetzt wieder einsammelte.
    Robbins trug einen neuen Schutzanzug, der so unbefleckt, glänzend und weiß war im hellen Sonnenlicht, dass er beinahe blendete. Nach einigen entschuldigenden Gesten in Richtung der Feuerwehrleute machte er sich mit seinem Ausrüstungskoffer in der Hand auf den Weg zu Archie und Henry. Falls ihn der Gestank störte, ließ er es sich nicht anmerken, aber er warf einen misstrauischen Blick zu der Dachkante hinter ihnen. »Ich mag keine Höhen«, sagte er.
    »Ich dachte, Sie machen Felsklettern«, sagte Henry.
    »Beim Felsklettern«, erwiderte Robbins, »schaue ich nicht nach unten.«
    Ein neuer Windstoß blies über das Dach, und weitere Asche wurde aufgewirbelt und schien über ihnen in der Luft hängen zu bleiben.
    »Höhen«, wiederholte Archie leise für sich. Er sah an Henry und Robbins vorbei über das Dach hinaus, wo der Willamette, der vor nur wenigen Monaten eine so grässliche Überschwemmung verursacht hatte, strahlend blau und friedlich in der Sonne glänzte. Er konnte den Mount Tabor von hier sehen und die grünen Wohnviertel östlich des Flusses. Ein Frachtkahn, der den Willamette heraufkam, sah wie ein Spielzeug aus. Eine Meile weiter südlich war die Hawthorne Bridge hochgeklappt, um einen Vergnügungsdampfer namens Portland Spirit durchzulassen, während ein paar Dutzend Autos warteten. Von hier oben war die Stadt weiträumig und schön, hell und klein. Archie dachte daran, was Susan über den Baum gesagt hatte. Das war der gemeinsame Nenner. Er bürstete sich ein Stäubchen Asche von der Schulter. »Jake Kelly war an einen Baum gebunden«, sagte er. »Und nicht an irgendeinen – an den höchsten.« Er sah Henry und Robbins an. »Das Ganze dreht sich um Höhe.«

14
    Susans Handtasche befand sich in einem Schließfach in der Eingangshalle. Keine Handys. Keine Zigaretten. Keine Feuerzeuge. Mehr oder weniger alles in ihrer Handtasche war verboten. Sie hatten ihr den schmalen roten Nietengürtel abgenommen, die Halskette und die Ohrringe, die bis auf die Schultern hingen. Jetzt war sie bar aller Accessoires. Sie schob eine Hand in die Hosentasche und tastete nach dem Schlüssel für das Schließfach, den man ihr gegeben hatte. Er war noch da, aber sie vermisste das beruhigende Gewicht des Handtaschenriemens auf ihrer Schulter.
    Sie wandte sich zu Jim Prescott um. Er hatte sie am Empfang abgeholt und führte sie zu der forensischen psychiatrischen Station, in der Gretchen Lowell gegenwärtig untergebracht war. Es wirkte nicht wie ein Krankenhaus. Es gab keine Durchsagen. Keine farbenfrohe Kunst an den Wänden oder Plaketten, die Spender feierten. Kein Kaffeewägelchen oder Geschenkladen. Und keine Spur von Patienten. Falls es irgendwo psychotisches Geschrei gab oder eine Therapiegruppe plapperte, spielte es sich hinter geschlossenen, schalldichten Türen ab.
    Susan fuhr sich mit den Händen über die Gänsehaut auf ihren Armen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Prescott.
    »Ja, ja«, sagte Susan. Ihre Flip-Flops schnalzten auf dem

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