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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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eine Scheißangst gemacht. »Bitte zwingen Sie mich nicht, mit ihr allein zu sein«, sagte sie.

15
    Gretchens Zimmer war hellgelb gestrichen, der Farbton eines Kinderzimmers. Es war groß, fast zu groß, und leer bis auf eine Doppelmatratze auf einem metallenen Bettgestell, einen Plastikstuhl und eine Kommode. Das Bett stand in der Nähe des einzigen Fensters. Das Fenster war vergittert, glänzende weiße Farbe bedeckte die Stäbe. Es gab keine Vorhänge. Der Boden war aus Linoleum, in einem dunklen Orangeton und an einigen Stellen von Feuchtigkeit aufgeworfen und mit übel aussehenden Flecken übersät.
    Gretchen lag mit abgewandtem Gesicht im Bett, sodass Susan nichts sah außer dunkelblonden Locken und einer grauen Decke in der ungefähren Form eines Körpers.
    »Gretchen?«, sagte Prescott freundlich. »Ihre Besucherin ist da.«
    Gretchen rührte sich nicht.
    Susan fühlte, wie sich die Härchen an ihren Armen aufrichteten. Unwillkürlich fasste sie sich an den Kopf, um ihr eigenes scheußliches Orangenhaar glatt zu streichen. Niemand konnte es in Bezug auf Aussehen mit Gretchen Lowell aufnehmen, dennoch ertappte sie sich bei dem Wunsch, es wenigstens zu versuchen. Da traf sie sich nun mit einer größenwahnsinnigen Serienmörderin, und sie war immer noch das unbeholfene Mädchen, das sich dem Cheerleader-Tisch in der Cafeteria näherte. Sie dachte flüchtig daran, einfach wieder hinauszugehen, zurück in den Flur, zurück zu ihrem Auto, wo selbst die schlimmste Hitze besser war als das hier. Sie konnte ihren eigenen Schweiß riechen. Sie konnte den aufdringlichen Geruch des Deosticks riechen, den sie sich im Wagen unter die Achseln geschmiert hatte, und sie wusste nicht, welcher der beiden Gerüche unangenehmer war.
    Prescott ging in den Raum, auf das Bett und dieses blonde Gewirr zu und machte Susan ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie tat es. Sie dachte: So müssen sich Lämmer fühlen, die am Osterwochenende zur Scheune geführt werden.
    » Gretchen?«, sagte Prescott.
    Gretchen regte sich diesmal, dann drehte sie sich auf den Rücken und wandte ihnen langsam das Gesicht zu.
    Susan wich verblüfft zurück.
    Einen Moment lang dachte sie, es handle sich um einen Irrtum und man habe sie in das falsche Zimmer gebracht. Prescott habe sie irgendwie missverstanden.
    Das war nicht Gretchen Lowell.
    Gretchen war immer eine Schönheit gewesen. Sie war die Sorte Frau, die einen Raum verstummen lassen konnte, wenn sie durch die Tür trat. Es war nicht der einzige Grund, warum sie die Öffentlichkeit in ihren Bann zog – ihre grauenhaften Verbrechen hätten genügt –, aber es half, dass sich mit ihrem schönen Gesicht Zeitschriften verkaufen ließen. Niemand begriff, wie ein so bildschönes Wesen zu solch unbekümmerter Brutalität fähig sein konnte. Die Leute verstanden nicht, dass ihr Inneres nicht mit dem Äußeren übereinstimmte.
    Jetzt kamen sich beide schon näher.
    Gretchens vollkommene, symmetrische Züge waren unscharf und aufgedunsen. Ihre einst makellose Alabasterhaut war jetzt fahl und von schmerzhaft aussehenden Unreinheiten bedeckt. Die Augenwinkel waren verklebt, die Lippen spröde, und im Mundwinkel hatte sich eine Kruste aus getrocknetem Speichel gebildet. Ihr Haar, das aus der Entfernung noch blond gewirkt hatte, war stumpf und strohig, beinahe farblos. Am bemerkenswertesten war, dass diese nicht beschreibbare Eigenschaft, die sie selbst im Gefängnis noch von innen heraus leuchten ließ, verschwunden war. Sie sah nichtssagend aus. Susan hätte sie nicht erkannt.
    Sie war hässlich.
    Gretchen fuhr sich mit der Zunge über die rissigen Lippen. »Das machen die Medikamente«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Es ist eine Investition in Ihre Genesung«, sagte Prescott.
    Gretchen verdrehte die Augen.
    Susan wusste nicht, was sie sagen sollte. Mit Mühe und Not brachte sie ein grimmiges Nicken zustande. Natürlich wurde Gretchen mit Medikamenten behandelt. Aber Susan war nicht darauf vorbereitet gewesen, in welcher Verfassung sie sich befand. Sie fragte sich, ob Gretchen die Überraschung auf ihrem Gesicht lesen konnte. Aber selbstverständlich konnte sie es. Gretchen konnte alle Leute lesen.
    Gretchens Blick aus ihren blutunterlaufenen Augen ging zu dem Plastiksessel neben dem Bett. »Fangen wir an«, sagte sie.
    Susan nahm Platz. Prescott lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme.
    »Was wollen Sie mir erzählen?«, fragte Susan.
    »Schalten Sie es an«, sagte Gretchen.
    Susan brauchte einen

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