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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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Linoleum.
    Als sie in stärker gesicherte Bereiche vordrangen, schwenkte Prescott die Marke an dem Band um seinen Hals über elektronische Scanner, und massive Türen öffneten sich für sie.
    Er war ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Sie hatte jemand Älteren erwartet, patrizierhaft, glatt rasiert mit silbernem Haar, markanten Fältchen um die Augen und einer jener Lesebrillen, die manche Leute an Kettchen um den Hals trugen. Prescott war Anfang vierzig, hatte einen schütteren Bart und wildes Lockenhaar, und er trug ein zerknittertes braunes Sakko statt eines weißen Labormantels. Und Slipper, wie sie bemerkte. Keine Schnürsenkel. Schnürsenkel waren nur etwas für Psychiater, die sich keine Sorgen machen mussten, dass ihre Patienten sie erdrosselten, wenn sie sie schief ansahen.
    Susan war froh, dass sie Flip-Flops angezogen hatte.
    »Werden Sie mit im Raum sein?«, fragte sie.
    Er schwenkte seine Marke wieder über einen Scanner. »Wenn Sie es möchten.«
    »Nein, ich komme schon zurecht.«
    Sie folgte ihm durch die Tür. Sie waren in einem Patientenflügel. Ein Mann in einem Chirurgenkittel saß an einem Resopaltisch und schrieb etwas in ein Krankenblatt. Er blickte nicht auf.
    Prescott führte sie zu einer Tür am Ende des Gangs.
    »Das ist ihr Zimmer«, sagte er. »Sie erwartet Sie.«
    »Warten Sie kurz«, sagte Susan und spürte, wie ihre Hände zu schwitzen begannen. Sie hatte sich vorgestellt, dass Gretchen auf der anderen Seite eines Gitters an ein Brett gefesselt sein würde, mit einem Infusionsschlauch für Beruhigungsmittel im Arm, umgeben von fünf bewaffneten Wächtern und einem Rudel knurrender Schäferhunde. »Einfach so? Ich soll einfach da reingehen und mit ihr plaudern? Was, wenn sie beschließt, mich mit einer Haarspange aufzuschlitzen oder so?«
    Prescott sah sie mit einem mitleidigen, herablassenden Lächeln an. »Sie sind in keiner Gefahr.«
    Susan würgte praktisch. »Wir reden hier von Gretchen Lowell. Sie hat mehr als zweihundert Menschen getötet.«
    »Sie sagt , sie hat mehr als zweihundert Menschen getötet«, erwiderte Prescott. »Sie hat Wahnvorstellungen.«
    »Ich habe ihr Werk gesehen«, sagte Susan. »Ich habe gesehen, was sie getan hat.«
    »Sie ist gestört.«
    »Da irren Sie sich. Sie gehört nicht hierher. Ich bin gegen die Todesstrafe. Ich glaube nicht, dass der Staat es zu seiner Sache machen sollte, Menschen zu töten. Ich finde es falsch. Und es ist heuchlerisch. Hauptsächlich finde ich es einfach gemein. Aber Gretchen Lowell? Sie ist die Ausnahme. Sie verdient es zu sterben. Wenn wir einen Verbrecher in der Geschichte der Menschheit töten, dann sollte sie es sein.« Susan hielt inne und überlegte noch einmal. »Und Hitler. Sie und Hitler.« Prescott hatte wieder diesen Psychiater-Gesichtsausdruck, teilnahmslos und unbeeindruckt, und doch gleichzeitig irgendwie wertend. »Sie hat einem Detective ohne Betäubung die Milz entfernt«, fuhr Susan fort. »Sie hat einer alten Frau einen Draht in ein Auge gestoßen, ihn hinter der Nase durchgefädelt und zum anderen Auge wieder heraus, und dann hat sie den Draht in eine Steckdose gesteckt.«
    Prescott zog eine Augenbraue hoch. »Und Sie behaupten, sie sei zurechnungsfähig?«
    »Sie kennt den Unterschied zwischen Recht und Unrecht.«
    »Sie besitzen nicht die Qualifikation, das zu beurteilen«, sagte Prescott. Er sah auf die Uhr und wies dann mit seinem struppigen Kinn auf einen Metallschalter an der Wand neben der Tür. »Wenn Sie da drücken, kommen Sie rein«, sagte er. Er wandte sich bereits zum Gehen, um zu seinem nächsten Psychopathen zu eilen. Wahrscheinlich mochten sie es nicht, wenn man sie warten ließ. »Sagen Sie einer Schwester Bescheid, wenn Sie fertig sind«, sagte er über die Schulter. »Die bringt sie dann hinaus.«
    »Warten Sie«, sagte Susan, der es nicht gefiel, dass sie die Angst in ihrer Stimme nicht verhehlen konnte.
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um, und sie hätte ihm dieses überhebliche Lächeln gern aus dem Gesicht gewischt.
    »Ich habe gelogen«, sagte Susan. Sie schielte zu der Tür und stellte sich vor, was dahinter war. Keine Wachen. Keine Schäferhunde. Nur Gretchen Lowell. Würde sie an eine Wand des Verlieses gekettet sein? Oder vielleicht zusammengerollt in einer Zwangsjacke in der Ecke liegen? War es ein sauberer, heller Raum oder eine dunkle Zelle? Susan hatte Gretchen erlebt, wenn sie am bösartigsten und wenn sie am verführerischsten war, und beides hatte ihr

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