Sterbensschön: Thriller -
Mitschnitt hören lassen würde. Sie hatte gewusst, dass Archie ihre Behauptung überprüfen würde. Doch soweit Archie feststellen konnte, war der Fall eiskalt.
»Sind Ihre Kinder noch am Ort?«, fragte Archie.
Mrs. Beaton hob die Schultern zu einer Art traurigem Achselzucken. »Würden Sie hierbleiben, wenn Sie hier aufgewachsen wären?«
Archie hatte die Stadt, in der er aufgewachsen war, nicht mehr betreten, seit er zum Studieren weggegangen war. »Ich will Sie nicht weiter stören«, sagte er, stand auf und strich sich die Hundehaare von der Hose.
Mrs. Beaton kniff die Augen zusammen, ihr Mund formte sich zu einem schiefen Lächeln. »Warum sind Sie eigentlich gekommen?«, fragte sie.
»Ich gehe nur einem Hinweis nach«, sagte Archie. »Es ist wahrscheinlich nichts.«
Sie bewegte sich nicht. Sie saß winzig klein in ihrem Sessel, das Weinglas in der Hand. Die Gehhilfe stand vor dem Sessel, an ihren Vorderbeinen waren zwei rosarote Tennisbälle befestigt.
»Ich finde allein hinaus«, sagte Archie. Er stieg über den Hund, der im Schlaf knurrte und mit der Pfote nach etwas schlug.
34
Archie erkannte den verbeulten Wagen, der zwei Plätze auf dem Parkplatz des Hamlet Inn einnahm, auf Anhieb. Er hielt neben ihm. Susan saß auf der Kühlerhaube und aß ein Sandwich.
»Dachte mir schon, dass ich Ihnen hier eventuell über den Weg laufe«, sagte sie mit vollem Mund. »Ich habe mit dem Manager gesprochen.« Sie schluckte und schleckte sich die Finger ab. »Die Frau, die den Laden zu der Zeit geschmissen hat, als Beaton verschwand, ist tot. Der Typ hier ist ziemlich nutzlos. Er lief damals noch in Windeln herum.« Sie hielt ihm die Hälfte des Sandwiches hin. »Wollen Sie was?«
Archie nahm das Sandwich und setzte sich neben Susan. Die Kühlerhaube ihres Wagens war heiß. Fahrzeuge brausten über den Highway 30, die Rushhour ging allmählich zu Ende. Auf der anderen Seite des Highways waren Bahngleise und ein paar verfallene Gebäude.
»Nette Aussicht, oder?«, sagte Susan trocken. »Wie war die Ehefrau?«
Susan hatte ein Talent dafür, immer am falschen Ort aufzutauchen. »Folgen Sie mir?«, fragte Archie.
»Ich habe mir Mrs. Beatons Adresse herausgesucht, als ich in die Stadt kam, und Ihren Wagen vor dem Haus gesehen«, sagte Susan achselzuckend. »Was hat es übrigens mit der Farbe auf sich?«
Archie biss von dem Sandwich ab und kaute. »Danach hab ich nicht gefragt«, sagte er.
»Haben Sie etwas erfahren?«, fragte Susan.
Sie war barfuß, die Flip-Flops standen auf dem Asphalt, ihre schmutzigen Füße hatte sie auf der Kühlerhaube des Wagens, und sie trug ein T-Shirt von Portlands alter 24 Hour Church of Elvis. Die Spätnachmittagssonne ließ ihr orangefarbenes Haar wie eine Art radioaktiven Heiligenschein aussehen.
»Was ist?«, fragte sie.
»Sind wir jetzt Partner?«, brummte Archie.
»Ich habe Ihnen die Aufnahme gegeben.«
Archie seufzte. Er wollte nicht, dass sie die alte Dame belästigte. »Lassen Sie die Frau in Ruhe«, sagte er. »Sie weiß nichts.«
»Glauben Sie, Gretchen war es?«, fragte Susan.
Archie beäugte das Sandwich in seiner Hand. »Was ist das eigentlich?«
»Tempeh, Senf und Sprossen auf Vollkorn.«
Archie bearbeitete einen Samen mit der Zunge, der sich in seinen Zähnen verfangen hatte.
»Ich verstehe es nicht«, sagte Susan. »Wozu die Mühe, die Leiche zu zerteilen? Warum hat sie ihn nicht einfach irgendwo in der Pampa getroffen und dann dort liegen lassen? Wenn er dachte, er darf sie bumsen, hätte sie ihn überallhin bekommen. Wieso dieser Laden? Das romantische Ambiente war es nicht, das können Sie mir glauben.«
Da war was dran. Gretchen hatte gesagt, dass es fünf Touren brauchte, um Beatons Leiche fortzuschaffen. Wohin? Zu seinem Wagen? Der war mit ihm verschwunden. Sie hatte Ausrüstung mitgebracht. Sie hatte den Mord geplant. Dann musste sie die Entsorgung der Leiche ebenfalls geplant haben.
Archie hörte das Pfeifen, ehe er den Zug sah. Die Schienen liefen die ganze Zeit am Highway 30 entlang. Sie waren schon vor dem Highway da gewesen und hatten die Orte entlang des Columbia versorgt. Züge brachten Güter, transportierten Holz. Sie waren Lebensadern.
Bei dem vielen Gepäck hätte ich einen Kofferkuli gebrauchen können.
Der Zug ratterte vorbei, ein verschwommener Blick auf in Primärfarben gestrichene Güterwaggons.
»Ich glaube, ich weiß, wie sie die Leiche entsorgt hat«, sagte Archie.
35
Susan hörte zu, während Archie Henry und Claire alles
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