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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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einen umbringen konnten.
    Einmal hatte sie nach der Lektüre eines Artikels über die Gefahren von BPA in Kunststoffprodukten das gesamte Plastik im Haushalt weggeworfen, einschließlich Zahnbürsten, Gemüseschalen im Kühlschrank, sämtlicher Tupperware-Behälter und Susans brandneuem, federleichtem Haartrockner.
    Bliss trug immer noch Handschuhe, wenn sie zum Geldautomaten ging, damit sie die BPA-beschichteten Thermoquittungen der Geräte nicht mit bloßen Händen anfassen musste.
    Unter normalen Umständen war Susan die Spinnerin – in Gegenwart ihrer Mutter war sie die Stimme der Vernunft.
    »Reagier nicht über, bis du die ganze Geschichte kennst«, sagte Bliss.
    »Hast du wieder etwas von mir weggeworfen?«, fragte Susan.
    »Wir haben einen Gast«, sagte Bliss. Sie ging in die Hocke und drückte Susan die Tasse in die Hand. Sie war heiß und roch aus der Nähe sogar noch widerlicher. »Trink das.«
    Susan hielt die Tasse so weit wie möglich von sich fort. »Was ist das?«
    »Beruhigungstee.«
    Moment mal. Susan sah ihre Mutter aus zusammengekniffenen Augen an. Sie konnte manchmal hinterlistig sein. »Einen Gast?«
    Bliss trug jetzt ihren heiteren Ausdruck zur Schau, denselben, den sie aufsetzte, wenn sie den Leuten für fünfzig Dollar die Stunde das Meditieren beibrachte. Ihre Stirn war glatt, sie hatte ein übergeschnapptes Lächeln im Gesicht, und ihre Augen sahen glänzend und weggetreten aus wie bei einem narkotisierten Kaninchen. »Sie hat die Nacht auf der Couch verbracht«, sagte Bliss in beschwichtigendem Tonfall. »Sie hat Angst, und ich habe ihr erlaubt zu bleiben.«
    All das ergab keinen Sinn für Susan. »Worum handelt es sich, eine Katze oder was?«
    »Nein, nein«, sagte Bliss. Sie fummelte am Saum des schwarzen Kimonos herum, den sie als Morgenmantel trug. »Keine Katze.«
    Die Gittertür war offen gewesen und hatte im Wind geschlagen. So war es stundenlang gegangen, bis Susan sie zugemacht hatte. Sie war jetzt hellwach. »Du hast jemanden schlafend in unserem Wohnzimmer vorgefunden?«, fragte sie ungläubig.
    »Mein Wohnzimmer«, sagte Bliss leichthin. »Mein Haus. Du bist ein Gast.«
    Susan sah sich nach etwas um, womit man einen Eindringling totprügeln konnte, aber alles im Raum war so verdammt friedfertig. Weiche Kissen, Wandbehänge, ein Poster von irgendeinem verrückten indischen Guru.
    »Wonach suchst du?«, fragte Bliss.
    »Diese Person ist jetzt da unten?«, fragte Susan. Wo war ihr Handy? Unten auf der Couch, wo sie es liegen gelassen hatte, da war es. Wie viele Menschen waren in ihrem Haus ermordet worden, weil sie nicht in das Zimmer kamen, in dem sie ihr Handy liegen hatten? Bliss’ Festnetzapparat war in der Küche.
    »Du benimmst dich keine Spur ruhig«, stellte Bliss fest.
    Susan sah auf ihre Hände. Die Tasse. Sie schleuderte die Tasse an die Wand. Sie zersprang in tausend Teile, und übel riechender goldener Tee spritzte umher. Er lief die Wand hinunter und verbrühte Susans Oberschenkel.
    Bliss stammelte etwas von erlesener Keramik.
    »Bleib hier«, sagte Susan.
    Sie nahm eine große Tonscherbe und hielt sie wie eine Waffe in der Hand.
    Sie hatte ein Ziel: an das Festnetztelefon gelangen.
    Sie spähte aus ihrem Schlafzimmer in den Flur. Keine Eindringlinge. Nur die Holzdielen und die offenen Türen zum Badezimmer und zum Schlafzimmer ihrer Mutter. George McGovern lächelte ihr von der anderen Flurseite von einem gerahmten Wahlkampfplakat entgegen. COME HOME, AMERICA , 1972. Als sie auf Zehenspitzen zur Treppe schlich, sah sie ihr Spiegelbild im Glas, über George McGoverns riesigen Kopf projiziert. Von unten roch es nach Blaubeerpfannkuchen.
    »Sie ist nicht gefährlich«, sagte Bliss hinter ihr.
    Susan fuhr zusammen und hätte ihrer Mutter fast die Scherbe in den Leib gestoßen.
    »Sie sagt, sie kennt dich«, fügte Bliss an.
    Susan blieb stehen. Ihre Oberschenkel brannten, wo der Tee auf sie gespritzt war. Sie sagt, sie kennt dich . Bliss hatte die Gewohnheit, das Wichtigste erst zum Schluss zu sagen. Sie ließ die Tonscherbe sinken. George McGovern sah sie weise an. Susan stöhnte. Die Festnetznummer. Sie hatte sie ein einziges Mal herausgerückt. Sie hatte sie auf die Rückseite ihrer Visitenkarte geschrieben. Für den Notfall. Wenn man eine Festnetznummer in Google eingab, kam man ziemlich leicht an die dazugehörige Adresse heran. Jeder Teenager wusste das.
    »Pearl?«, rief Susan.
    Es blieb still.
    Dann ertönte eine leise Stimme von unten. »Ja?«
    »Das ist ja

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