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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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dass ich später seine Kanzlei übernehmen kann sowieso.«
    Kathrin war sich nicht sicher, ob Amelie begriff, worauf Heinrich hinauswollte.
    »Mir geht es ähnlich«, sagte sie leise. »Macht keinen guten Eindruck, wenn man kurz vorm Schreiben der Doktorarbeit wegen Drogendelikten verurteilt wird.«
    »Keine Polizei?«, Amelies Stimme war kaum zu vernehmen.
    »Nein.« Kathrin wusste, dass Amelie eher auf sie hörte als auf Heinrich. »Wir haben uns bereits etwas überlegt. Das LSD ist spätestens nach vier Tagen nicht mehr nachweisbar.«
    »Aber wir können Erik doch nicht so lange …«
    »Nein, das können wir nicht. Aber wir können verhindern, dass wir selbst während der nächsten Tage in Verdacht geraten.«
    Jetzt löste sich Amelie von Kathrin, strich sich mit der Hand über die Augen und sah ihre Freundin fragend an.
    »Wir müssen es wie einen Selbstmord aussehen lassen.«
    Klack, klack, klack, klack.
    »Was?«
    »Einen Selbstmord im Drogenrausch. Dann sind wir aus dem Schneider.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Erik hat weder seinen Personalausweis noch seine EC -Karte oder seine Krankenkassenkarte in seinem Portemonnaie. Eine unbekannte Leiche wird die Polizei eine Weile beschäftigen.«
    »Aber die Wunde sieht nicht nach Selbstmord aus.«
    Nun kam die schwierigste Stelle für Kathrin.
    Klack, klack, klack, klack.
    Mit beiden Händen griff sie nach Amelies Haupt und zwang sie, ihrem Blick standzuhalten.
    »Wir müssen dafür sorgen, dass die Wunde am Kopf nur eine unter vielen ist.«
    Dann erzählte sie, was sie sich gemeinsam mit Heinrich und Thomas überlegt hatte.
    Die Warschauer Brücke.
    Der Regionalexpress.
    Klack, klack, klack, klack.

12
    Heute
    H einrich Denk senior, inzwischen 70 Jahre alt, zog sich immer mehr aus der Kanzlei und der Welt der Akten und Paragraphen zurück.
    Heinrich Denk junior war morgens der Erste, der im Büro eintraf, und abends der Letzte, der es verließ. Selbst in diesem Verhaltensmuster hatte er seinen Vater längst abgelöst.
    Die ersten Minuten seines Arbeitstages verbrachte er damit, seine E-Mails zu überprüfen. Zunächst entfernte er all den Spam, der ihn während der Nacht erreicht hatte. Dubiose Finanzinvestitionen aus Hongkong und Nigeria, englischsprachige Offerten von Potenzmitteln, unzweideutige Angebote osteuropäischer Frauen.
    Ein kurzer Blick auf Absender und Betreff genügte meist, und sein über der Lösch-Taste verharrender Zeigefinger verschob die E-Mail mit einem kurzen Antippen in den virtuellen Papierkorb.
    So kam es auch, dass er die erste Mail seines toten Freundes ignorierte.
    ›Erik Stein‹ stand dort, in der Betreffzeile drei Punkte. Er sah kurz zum Inhaltsfenster: leer.
    Sein Gehirn meldete ›dummer Zufall‹.
    Nicht die erste sinnfreie Mail, die ihn im Laufe der Jahre erreicht hatte. Er drückte sie weg.
    Exakt eine Woche lang dachte er nicht mehr daran.
    Bis zu dem Morgen, an dem er Erik Steins zweite Mail in seinem Posteingang fand.
    ›Wiederkehr‹, lautete der Betreff, und Heinrich las.
    Lieber Heinrich,
    lang, lang ist’s her …
    Mehr als zehn Jahre …
    Ich hoffe, dein Leben hat sich in der Zwischenzeit vorzüglich entwickelt und es ist alles in Erfüllung gegangen, was du dir erträumt hast.
    Ich denke oft an dich!
    Erik
    Heinrich war irritiert.
    Wieder und wieder las er die E-Mail.
    Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Am liebsten hätte er die Nachricht auch diesmal einfach gelöscht. Doch eine innere Stimme hielt ihn davon ab.
    Er starrte weiter auf die Zeilen, und irgendwann verschob er sie in seinen To-do-Ordner.
    Aber der alte Spruch ›Aus den Augen, aus dem Sinn‹ funktionierte nicht, nicht für Heinrich.
    Er zweifelte keinen Moment daran, dass Erik seinerzeit tatsächlich gestorben war. Seine Leiche hatte zerfetzt unter der Warschauer Brücke gelegen, Irrtum ausgeschlossen.
    Jemand musste ihm einen bitterbösen Streich spielen.
    Aber warum?
    Nach all den Jahren?
    Und wer wusste davon?
    Natürlich die Freunde von damals, die er längst aus den Augen verloren hatte. Aber warum sollten sie ihn mit solchen kuriosen E-Mails ärgern? Welchen Zweck sollten sie verfolgen?
    Hatte jemand anderes von der Sache Wind bekommen und wollte ihm schaden, ihm und seiner Karriere? Ihn erpressen?
    Heinrich sprach mit niemandem darüber. Er konnte sich weder seinem Vater noch seiner Frau Nina anvertrauen, denn dies hätte bedeutet, die komplette Geschichte zu erzählen; mit einem Teil davon wäre es nicht getan gewesen. Und ein

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