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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Zeitmesser.
    Kathrin und Amelie laufen – im Zeitraffer – von links nach rechts und wieder zurück. Jetzt verharren sie, diskutieren, nehmen für mehrere Minuten auf der Stufe vor der Haustür Platz. Amelie sieht immer wieder auf ihre Uhr. Ungeduldig steht Kathrin auf, verschwindet an der rechten Hausecke und kehrt kurz darauf an der linken zurück. Sie zückt ihr Handy, wählt; kein Ergebnis. Sie setzt sich wieder neben Amelie.
    Weitere Minuten vergehen.
    Vor dem Jägerzaun fahren immer wieder Autos vorbei, in beide Richtungen.
    Amelie streckt sich, gähnt.
    Schließlich blicken sich die beiden Frauen ratlos an; Kathrin zuckt mit den Schultern. Sie verlassen den Vorgarten und verschwinden rechts aus dem Bild. Von dort taucht gleich darauf Kathrins Wagen auf, nur um nach links davonzufahren.
    Die Uhr zeigt 19:04 Uhr.
    (Schnitt, weiterhin kein Ton.)
    Ein anderer Garten.
    Mia spielt darin in einem Sandkasten.
    Im Hintergrund ist eine Terrassentür zu sehen.
    Wieder ist die Uhr eingeblendet, wieder zeigt sie 17:56 Uhr.
    Schneller Vorlauf.
    In rascher Folge formt Mia auf der steinernen Einfassung des Sandkastens einen Sandkuchen nach dem anderen. Dann schlägt sie sie alle mit großem Eifer mit der flachen Hand platt.
    Ihre Bewegungen verlangsamen sich.
    In der Terrassentür erscheint eine Frau um die sechzig. Sie wischt ihre Hände an ihrer Schürze ab und spricht zu dem Kind.
    Mia steht auf, klopft sich den Sand aus den Kleidern und geht zu der Frau.
    Beide verschwinden im Haus.
    18:34 Uhr.
    (Schnitt, weiterhin kein Ton.)
    Auf dem schwarzen Bildschirm erscheinen Buchstaben:
    »Lasst meine Eltern in Ruhe!«
    Die Anfangsakkorde von Ravels Boléro erklingen.

36
    Neulich
    U nd nochmals sackte dem Obdachlosen das Kinn auf die Brust und riss ihn aus seinem Sekundenschlaf. Er erschrak; nur um kurz darauf wieder einzudösen und sich im nächsten Moment erneut selbst zu wecken.
    Dutzende Male wiederholte sich das, ohne dass es ihm bewusst wurde.
    Dennoch hörte er im Halbschlaf, dass die U1 in Kürze ihre Endhaltestelle erreichen würde. Er versuchte, sich wach zu halten, rieb sich die Augen.
    Die Deckenbeleuchtung flackerte. Da sah er ihn, am anderen Ende des Waggons: den Mann im Trenchcoat.
    Er blinzelte.
    Bildete er sich den Mann nur ein?
    Nein, der andere saß immer noch dort. Während der Obdachlose in Fahrtrichtung Platz genommen hatte, blickte der Mann im Trenchcoat von seinem Sitz an der Seitenwand geradeaus zum Fenster hinaus. Nur undeutlich konnte er dessen Profil erkennen. Doch das Gesicht kam ihm vage bekannt vor.
    Ein Besucher aus der Vergangenheit.
    Der Obdachlose wollte ihm nicht begegnen. Er hoffte, dass der andere ihn noch nicht wahrgenommen hatte.
    Mit quietschenden Rädern stoppte die U-Bahn. Die Bahnhofsuhr zeigte fast Mitternacht, als der Obdachlose nach seiner Plastiktüte griff und den Waggon verließ.
    Um zum Ausgang zu gelangen, musste er am Sichtfeld des anderen vorbei, genau unter einer Bahnhofslaterne. Ängstlich sah er durch die Scheibe. Der Mann im Trenchcoat rührte sich nicht, stierte zu Boden.
    Der Obdachlose nahm sich ein Herz und ging langsam vorüber. Als zöge der andere ihn magnetisch an, konnte er seine Augen nicht von ihm abwenden. Und gerade zu dem Zeitpunkt, als er auf gleicher Höhe mit ihm war, nur durch drei Meter und die Glasscheibe getrennt, hob der andere sein Haupt.
    Der Obdachlose wartete nicht darauf, dass sich ihre Blicke trafen: Er beschleunigte.
    Rasch erreichte er das Ende des Bahnsteigs, passierte den Bahn-Shop und eilte hinaus ins Freie, ins nächtliche Berlin.
    Ohne sich umzudrehen und ohne zu verlangsamen, näherte er sich der Warschauer Brücke.
    Seit damals war es ihm nie mehr gelungen, hier einfach weiterzugehen. Beim Überqueren der Brücke hielt ihn stets eine unsichtbare Barriere einen Moment lang auf. So auch heute. Wie immer sah er die Szenerie vor sich, als schwebe er als unsichtbarer Geist darüber: Zwei Männer und zwei Frauen kippen in dichtem Schneefall einen Mann im Trenchcoat über die Brüstung und lassen ihn fallen.
    Als er sich umwandte, zum U-Bahnhof, sah er eben diesen Trenchcoat. Und derjenige, der ihn trug, kam gemächlichen Schrittes auf ihn zu, als hätte er alle Zeit der Welt.
    Der Obdachlose lief am benachbarten S-Bahnhof vorbei und dann stetig hinunter bis aufs normale Straßenniveau. Wo sich Warschauer und Revaler Straße kreuzten, war die Ampelanlage ausgefallen. Im Sekundentakt blinkte alles gelb, kein Auto war unterwegs.
    Der

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