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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Obdachlose bog nach rechts ab und erreichte nach wenigen Metern das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks. Er rüttelte am Tor: verschlossen. So eilte er weiter, die Revaler Straße entlang, ganz nach hinten, an die Stelle, an der ein Busch ein Loch im Mauerwerk verdeckte. Sein Geheimeingang.
    Als er das Gebüsch erreichte, blickte er an der Mauer zurück. Der Mann im Trenchcoat stand an der Kreuzung. Das gelbe Blinklicht der Ampeln verschaffte der Szenerie eine unheimliche Atmosphäre.
    Der Obdachlose presste das Blätterwerk zur Seite und quetschte sich durch den Spalt.
    Das Licht der Straßenlaternen erreichte den Bereich hinter der Mauer nicht. Er benötigte ein paar Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dass er den anderen geradewegs zu seinem heimlichen Versteck führen könnte, daran dachte er nicht. Vielleicht war es einfach so, dass er in seinem tiefsten Inneren endlich bereit war, sich seinem Schicksal zu stellen.
    Einige der Gebäude auf dem Gelände waren nach wie vor ungenutzt. Zu einem dieser Häuser ging er nun. Er brauchte sich nicht umzublicken, um zu ahnen, dass der Mann im Trenchcoat ihm durch den Mauerspalt folgte.
    Die Tür, die der Obdachlose öffnete, knarzte laut und übertönte deutlich die S-Bahn, die auf den nahe gelegenen Gleisen vorüberfuhr und für ein paar Sekunden das Areal erhellte.
    Hinein ins Gebäude.
    Die Taschenlampe in seiner Plastiktüte benutzte er nicht. Er kannte die Umgebung.
    Er tastete sich im Dunkeln weiter, immer weiter. Die Kellertür. Hinab.
    Und als er auf der letzten Stufe stand und sich anschickte, noch den einen Schritt hinunterzugehen, verharrte er.
    Mit einem Mal wurde Thomas Pfeiffer bewusst, dass sein Leben in eine Sackgasse geführt hatte.

37
    Heute
    K athrin hielt am Straßenrand. Amelie stand bereits dort und wartete.
    Nach einigen anderen morgendlichen Telefonaten hatte Kathrin Amelie angerufen und ihr von ihrem Plan erzählt. Natürlich hatte Amelie sie begleiten wollen.
    Amelie öffnete die Tür und setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Alles okay mit dir? Du warst sehr kurz angebunden gerade eben am Telefon.«
    Kathrin fuhr los.
    »Kathrin?«, sagte Amelie, nachdem sie keine Antwort erhalten hatte.
    »Ich weiß es nicht.«
    Wieder schwieg sie. Amelie ließ ihr die Zeit.
    Kathrin lenkte ihren Wagen sicher durch den überschaubaren sonntäglichen Straßenverkehr.
    Dann sprach sie, ruhig und gelassen.
    »Einerseits treibt mich die Situation langsam, aber sicher in den Wahnsinn.«
    Ohne jegliche Betonung ergänzte sie: »Er beobachtet uns, Amelie, und er filmt uns.«
    »Was?«
    »Ich habe gestern Abend ebenfalls eine DVD erhalten. Genau wie Heinrich.«
    »Was ist darauf zu sehen?«
    »Wir! Wie wir vor dem Haus von Eriks Eltern stehen. Wie wir klingeln und klopfen. Und warten.«
    »Aber … wie?«
    »Du meinst, wie er das angestellt hat? Keine Ahnung. Vermutlich ähnlich wie bei dem Baugerüst gegenüber von Heinrichs Wohnung. Die Kamera einfach an irgendeinen Baum getackert. Wenn er immer noch so ein Technik-Freak ist wie früher, sollte er auf dem neuesten Stand sein. Eine Webcam wahrscheinlich. Hat sich die Aufnahmen direkt in sein Wohnzimmer übertragen lassen. Wo immer das auch sein mag.«
    »Aber wieso?«
    »Er möchte nicht, dass wir mit seinen Eltern sprechen.«
    Kathrin nahm aus den Augenwinkeln heraus wahr, dass Amelie nervös mit ihren Fingern spielte.
    »Das ist noch nicht alles.«
    Als Amelie nicht reagierte, fuhr Kathrin fort:
    »Er hat auch meine Tochter gefilmt. Wie sie im Garten meiner Mutter spielt. Zur gleichen Zeit, zu der wir in Pankow waren.«
    »Er hat überall Webcams angebracht?«
    »Scheint so.«
    »Aber …«
    »Er will uns fertigmachen, Amelie.«
    »Ist Mia in Ordnung?«
    »Natürlich habe ich sofort bei meiner Mutter angerufen. Ich habe sie sogar gebeten, an Mias Bett zu gehen. Mia schlief ruhig und friedlich. Heute Morgen habe ich noch einmal mit ihr gesprochen. Sie ist gut gelaunt und ahnt nicht, dass sie beobachtet wird.«
    »Und deine Mutter?«
    »Ihr habe ich nichts von der Video-Aufzeichnung erzählt. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Ich habe sie nur gebeten, besonders vorsichtig zu sein. Sie wollte wissen, warum. Da habe ich ihr von dem Unbekannten berichtet, der Mia im Kindergarten beobachtet hat.«
    Kathrin blickte in den Seitenspiegel und wechselte die Fahrspur.
    »Und andererseits?«
    »Hmm?«
    »Du hattest gesagt, einerseits würde dich die Situation in den Wahnsinn treiben.«
    Kathrin

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