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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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ein paar Stunden her, dass wir Hofer in dem Heim befragt hatten.«
    »Sagen wir mal, Mohamed ist sehr vorausschauend, was solche Dinge betrifft.«
    Seufzend ließ Sven sich gegen die graue Betonwand sinken. »Dann hat er also Milenz das Kokain und die Waffe untergeschoben, nicht wahr?«
    »So funktioniert das Spiel nun mal«, meinte Hees nüchtern. »Bauern werden geopfert, damit Könige überleben können.«
    »Sie halten sich also für einen König?«
    »Nun, das hier macht mich zu einem.« Er deutete auf die Spritze in seiner Hand.
    »Was ist das, ein Wundermittel?«
    »So könnte man es ausdrücken. Es wird mich unsterblich machen.«
    Weiter , dachte Sven. Du musst weiterreden, ihn beschäftigen, Zeit gewinnen. Der Kerl ist verrückt, er will unbedingt ein Held werden . Und Helden sind in der Regel sehr mitteilungsbedürftig. Also gib ihm die Möglichkeit, sich vor dir zu brüsten. »Woher stammen die Drogen in Milenz’ Wohnung? Aus einem von Ihren Vorratslagern?«
    Hees lachte überlegen. »Nein. Selbst in meiner Position braucht man gute Beziehungen, um an eine solche Menge Kokain heranzukommen, das können Sie mir glauben.«
    »Und eine von diesen Beziehungen ist Kilian, hab ich recht?« Gut so, mach weiter, wie du es gelernt hast! Stell dir einfach vor, er wäre ein Verdächtiger und das hier wäre ein ganz normales Verhör. Mach ihm Druck, lock ihn aus der Reserve.
    »Kilian verfolgt nur seine eigenen Pläne«, erwiderte Hees. »Er hat sich vorgenommen, aus dieser Region eine Art Eldorado der Chemieindustrie zu machen, und hofft, dass ich ihm dabei helfe. Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, ob oder wie ihm das gelingt. Aber einen Mann wie ihn auf meiner Seite zu haben kann sich gelegentlich als Vorteil erweisen. Er hält uns in Sachen Bürokratie den Rücken frei, so gut es geht. Im Gegenzug unterstützen wir ihn und die Stadt mit großzügigen Spenden. Und wer weiß, vielleicht gehen seine Pläne ja auf. Diese Firma wird nämlich schon sehr bald gewaltige Medienaufmerksamkeit erregen, das garantiere ich Ihnen.«
    Verlass dich drauf! Sven musste an Hofers Aktenkoffer denken, der im Schreibtisch eines Redakteurs eingeschlossen war. Du hättest lieber meine ganze Wohnung verwanzen sollen, nicht nur mein Telefon! »Tut sie doch schon«, erwiderte er. »Sonst würden die Leute wohl kaum gegen Ihr Unternehmen und Ihre Methoden demonstrieren. Anscheinend missfällt den Menschen Ihre Art von Moral.«
    »Moral?« Hees lachte laut auf. »Das ist ein sehr dehnbarer Begriff, Herr Kommissar, oft genug dient er den Leuten nur als Vorwand. Was tun wir denn schon? Wir mischen ein paar Substanzen zu einer neuen zusammen. Und anschließend testen wir sie. Eigentlich ein recht simpler Prozess, der aber bisweilen Jahre dauert, und wir würden uns wohl kaum solche Mühe machen, wenn niemand Interesse daran hätte.« Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von seinem fast kahlen Schädel, wobei er sorgfältig darauf achtete, die wenigen Haarsträhnen, die sich über seinen Kopf wanden, nicht zu verschieben. »Die Menschen sind bequem geworden, Herr Kommissar«, fuhr er fort, während er das Taschentuch wieder in seinem Jackett verschwinden ließ. »Heutzutage werden nicht mehr die Ursachen einer Krankheit bekämpft, sondern die Symptome, und Gesundheit gibt es auf Rezept. Aber niemand will den Preis dafür bezahlen. Und was sind schon ein paar Versuchstiere, wenn es um gestiegene Lebenserwartung geht, nicht wahr? Aber anstatt das zu begreifen, stellen sich diese Krawallmacher mit ihren Schmierenparolen lieber vor meine Werkstore und nennen mich einen gottverdammten Mörder, obwohl ich mit meiner Arbeit auch ihr Leben rette. Hätte einer von denen eine Ratte im Keller, würde er keinen Moment zögern, eine Falle aufzustellen. Aber stirbt eine davon in meinem Labor, gehen sie auf die Barrikaden. Dabei haben diese Viecher noch vor hundert Jahren die Pest übertragen, die nicht zuletzt durch die Wissenschaft besiegt wurde, wie ich hinzufügen möchte. Ziemlich ironisch, wenn man es genauer betrachtet.« Er hob die Spritze, als wollte er sie genau studieren. »Sehen Sie, Herr Kommissar, Aids ist die Pest des 21. Jahrhunderts. Und dieses Wundermittel hier könnte mich zu dem Mann machen, der sie besiegt. Zugegeben, es ist noch nicht ganz ausgereift, aber wir arbeiten daran. Eigentlich müssten die Leute einem Menschen wie mir dankbar sein, der sich darum bemüht, dass sie wieder hemmungslos und ohne Reue

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