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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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über irgendetwas geredet haben.« Er nahm eine der Spritzen und drückte etwas von der klaren Flüssigkeit darin aus der dünnen, etwa fünf Zentimeter langen Nadel.
    »Nur Belanglosigkeiten.« Sven keuchte vor Anspannung. Wieder hatte er das Gefühl, dass sich kalte Ketten um seine Brust schnürten, als er die Spritze betrachtete. Eine Wahrheitsdroge , schoss es ihm durch den Kopf. Gab es so etwas überhaupt? »Er … er hat gesagt, er hätte vor irgendetwas Angst, aber er ist nicht konkret darauf eingegangen.«
    Hees kam langsam auf ihn zu. Die Spritze schimmerte matt im Licht der Deckenstrahler.
    »Was … was ist das?«, fragte Sven entsetzt. »Was haben Sie vor?«
    »Keine Angst, Herr Kommissar. Das mit der Säure heben wir uns bis zum Schluss auf, falls Sie dann immer noch nicht kooperieren wollen, was ich nicht annehme. Mohamed hätte zwar sicher seine Freude daran, aber ich kann nicht riskieren, dass Sie mir auch noch wegsterben. Zumindest nicht, bis ich weiß, was ich wissen muss.« Er ging vor Sven in die Knie und hielt ihm die Spritze demonstrativ vors Gesicht.
    »Also gut, hören Sie!« Alles Standhafte war aus Svens Stimme gewichen. Hilflos kauerte er an der Wand. »Ich weiß nicht, wo die Dokumente sind«, stammelte er, den Blick starr auf die Spritze gerichtet. »Hofer hat mir nur von der Scheinfirma erzählt, über die Sie sein Altenheim erworben haben, und dass er aussteigen wollte. Außerdem hat er mir eine von Ihren Proben zukommen lassen, die wir untersucht haben. Das ist alles, ich schwöre es. Mehr weiß ich nicht! «
    Zehn Sekunden lähmender Stille folgten. Hees starrte seinen Gefangenen unverwandt an. Seine dunklen Augen weideten sich lustvoll an Svens Panik. Ganz kurz blitzte etwas darin auf; Sven war sich nicht sicher, ob es Kaltblütigkeit oder Besessenheit war. Auf jeden Fall war es etwas abgrundtief Böses. Dann grinste Hees genüsslich und erhob sich.
    Sven atmete auf.
    »Habe ich Ihnen Angst gemacht?«, fragte Hees hämisch und drehte die Spritze zwischen den Fingern. »Sie haben doch nicht etwa gedacht, ich wollte Ihnen etwas antun, oder?« Er lachte. »Glauben Sie mir, das wird gar nicht nötig sein«, fügte er beinahe höflich hinzu.
    Du kannst mich mal, du krankes Arschloch! »Woher wussten Sie überhaupt, dass Hofer bei mir war?«, fragte Sven.
    Hees drehte sich zu Mohamed um und nickte ihm zu. Der Mann griff in die Tasche seines dunkelblauen Jacketts, und Sven zuckte in der Erwartung, gleich eine Waffe auf seine Stirn gerichtet zu sehen, ein wenig zurück. Doch Mohamed zog nur ein kleines Diktiergerät hervor und hielt es ihm hin: »Ich bin zu Hause und habe Ihre Nachricht erhalten« , war Svens Stimme aus dem winzigen Lautsprecher zu vernehmen. Sie hörte sich ebenso unwirklich an wie auf seinem Anrufbeantworter. »Es ist ziemlich spät, und ich bin müde, es muss also bis morgen warten. Rufen Sie mich im Büro an, ich bin so gegen neun Uhr dort … Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, mich zu wecken, sonst … Wer … wer ist da?« … »Legen Sie auf« … »Hofer, sind Sie das?« … »Sie sollen auflegen, sofort!« … Dann war nur noch ein Rumpeln zu hören. Mohamed schaltete das Diktiergerät aus.
    »Sie hören also mein Telefon ab.« Sven ließ diese Feststellung wie einen Vorwurf klingen. »Deshalb also der Einbruch in meine Wohnung.«
    »Ja. Das hat sich bereits bei Ihrem Kollegen bezahlt gemacht«, antwortete Hees. »Mohamed ist wirklich vielseitig. Aber was Einbrüche betrifft, macht ihm so schnell niemand etwas vor.« Ein fast diabolisches Grinsen spielte um Hees’ volle Lippen. »Es war auch seine Idee, diese lächerliche Kirchengemeinde ins Spiel zu bringen, um Sie auf die falsche Fährte zu locken.«
    »Wie lange beobachten Sie mich schon?«, fragte Sven.
    »Lange genug, um Ihren Streit mit Ihrer Frau mitzubekommen.«
    Schlagartig begriff Sven, woher ihm Mohamed bekannt vorkam. Er war der Mann, der im Restaurant neben Sandra und ihm am Nachbartisch gesessen hatte. Allerdings hatte er damals einen Oberlippenbart gehabt. Sven erinnerte sich noch gut an das Gefühl, belauscht zu werden. »Sie haben uns schon damals im Restaurant beschattet?«
    Hees nickte. »Die Auseinandersetzung mit Ihrer Frau hat uns sehr dienliche Hinweise gegeben. Nur leider sind Sie nicht in dem Maße auf die Geschichte mit der Gemeinde angesprungen, wie wir gehofft hatten.«
    »Alle Achtung«, räumte Sven ein, »Sie verlieren wirklich keine Zeit. Damals war es doch gerade erst

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