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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Dann verlagerte er behutsam sein Gewicht auf den rechten Fuß. Augenblicklich nahm der Schmerz wieder zu, nicht mehr so heftig, aber noch immer stark genug, um ihn zu behindern. Mehr als ein Humpeln würde er damit nicht zustande bringen. »Das nenn ich doch mal einen gelungenen Abend«, zischte er wütend.
    »Was ist los?«, flüsterte eine Stimme in seinem Ohr.
    »Nichts«, hauchte er zurück. »Alles in Ordnung, ich bin drin. Was ist mit den übrigen Wachen, sind die schon bei euch aufgetaucht?«
    »Negativ«, antwortete Seifert so leise, dass Koschny ihn durch das Geschrei der anderen kaum verstehen konnte. »Wo genau sind Sie jetzt?«
    Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und sah sich um. Soweit er es erkennen konnte, stand er auf einem breiten Rasenstreifen, der sich am Zaun entlangzog. Schräg links von ihm befand sich das Wachhaus. Die hintere Tür stand offen, Licht fiel durch die Öffnung. Es ließ einen Teil des grauen Asphalts matt schimmern, bis auf einen etwa handgroßen Fleck, der sich dunkel davon abhob. Kleine Splittkiesel lagen verstreut um die Stelle herum wie Brotkrumen um einen Teller.
    Na toll, dachte er. Wahrscheinlich das einzige Schlagloch auf diesem ganzen Gelände, und er musste hineintrampeln. »Ich bin am Zaun, direkt hinter dem Wachhaus.«
    »Das ist gut«, stellte Seifert fest. »Gehen Sie weiter. Nach etwa hundert Metern kommen Sie an ein kleines flaches Gebäude. Das ist nur ein Gerätehaus, aber von dort haben Sie einen guten Blick über das Gelände. Seien Sie aber vorsichtig. Das Haus wird von den Wachen kontrolliert.«
    Wie beruhigend , dachte Koschny. Er humpelte weiter. Der Rasen war weich, seinem Fuß war das nur recht. Bald konnte er die Umrisse des Gerätehauses ausmachen. Er blieb stehen und sah sich erneut um. Nichts. Nur das Rascheln einer Birke im Wind. »Was ist mit den Wachen?«
    »Immer noch nichts«, kam es zurück.
    Verdammt, halten die irgendwo ein Nickerchen, oder was? Er erwartete jeden Moment, eine Hand im Nacken zu spüren, die ihn herumriss und zu Boden warf, oder die Pfoten eines Hundes, der ihn ansprang. Langsam schleppte er sich weiter, ein Rückzug war jetzt ohnehin unmöglich. An der Rückseite des kleinen Gebäudes ließ er sich erschöpft auf den Rasen sinken. Sein rechtes Fußgelenk fühlte sich an wie ein überhitzter Kochtopf, der jeden Moment zu bersten drohte. Doch sein Körper schien irgendwann beschlossen zu haben, den Schmerz zu ignorieren und sich nur auf seine Anspannung zu konzentrieren.
    Hinter dem Gerätehaus fiel der Boden ein Stück ab. Er konnte den hell erleuchteten Parkplatz sehen, der sich hinter dem Hauptgebäude erstreckte. Drei Wagen: ein grauer Mercedes SLK , ein Saab Cabrio mit offenem Verdeck und ein dunkler BMW . Rechts davon standen etwas abseits drei weitere Fahrzeuge, die deutlich unter der Preisklasse der anderen lagen. Auf einem kleinen Schild dahinter stand: NUR FÜR WACHPERSONAL . Er hatte es also tatsächlich nur mit zwei weiteren Wachleuten zu tun. Wenn er nur wüsste, wo sie steckten!
    Plötzlich hörte er in einiger Entfernung das Rasseln eines Hundehalsbands, gefolgt von schnellen Schritten. Er hielt den Atem an und lauschte. Doch das unaufhörliche Geschrei seiner vier Mitstreiter machte es unmöglich, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Nervös zog er sich den kleinen Empfänger aus dem Ohr. Ein Hecheln, ganz in der Nähe. Näher als vorher?
    Und wenn der Hund ihn gewittert hatte? Aber anscheinend war das Tier nicht auf schwitzende Reporter abgerichtet, denn die Geräusche entfernten sich in die Richtung, aus der er gekommen war.
    »Können Sie mich hören?«, kratzte es leise aus dem Ohrhörer.
    »Ja.« Erschrocken fingerte Koschny sich den Stöpsel wieder ins Ohr. »Ich bin jetzt an dem Gerätehaus. Die Wachen sind auf dem Weg zu euch.«
    »Gut«, meinte Seifert, »dann erkläre ich Ihnen jetzt, wie Sie ins Hauptgebäude kommen.«

38
     
     
     
     
     
     
     
    W as hat Hofer Ihnen erzählt?« Hees stand an einem der gekachelten Tische und öffnete einen der Schränke darunter.
    »Nichts«, beteuerte Sven abermals. Nervös verfolgten seine Augen, wie Hees einen grauen Kasten aus dem Schrank nahm und ihn öffnete. Sven konnte zwei Spritzen darin erkennen. Der Schweiß lief ihm in dicken Tropfen über Stirn und Wangen, und sein Magen war schwer und hart wie Granit. »Er hat mir gar nichts erzählt.«
    »Sie waren über eine halbe Stunde mit ihm allein«, sagte Hees. »In dieser Zeit müssen Sie doch

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