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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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nicht gerade für einen gutmütigen Charakter. Eher untypisch für einen Kriegsdienstverweigerer, finden Sie nicht?«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Hofer, »aber wie war doch gleich Ihr Name, Herr Kommissar?«
    »Bergmann.«
    »Nun, Herr Bergmann, ich bin nicht verantwortlich dafür, was meine Mitarbeiter in ihrer Freizeit tun. Ich habe auch nie behauptet, dass er ein Heiliger war. Mir waren weder sein soziales Umfeld noch seine Gepflogenheiten bekannt. Ich denke, es waren wohl eher seine persönlichen Umstände, die es Jensen schwer gemacht haben, sich anzupassen.«
    »Sie meinen seine familiären Verhältnisse?«, fragte Sven.
    »Ja. Sein Vater hat die Familie kurz nach seiner Geburt verlassen, und seine Mutter war stark depressiv. Sie hatte wohl nicht viel für ihn übrig. Er war zwei Jahre im Heim. Na ja, Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Es würde mich interessieren, was genau Erik Jensen hier eigentlich gemacht hat«, bemerkte Dennis, nachdem er Hofer einige Zeit eingehend betrachtet hatte.
    Erneut zog Hofer an seiner Zigarette. »Nun, in erster Linie Aushilfsarbeiten. Er hat bei der Essensausgabe geholfen und war für die Sauberkeit im Labor verantwortlich. Aber er wurde auch zur Patientenbetreuung eingesetzt, meistens bei den Pflegefällen. Natürlich immer unter der Aufsicht von geschultem Personal.«
    »Natürlich.«
    »Was sollen eigentlich all diese Fragen?« Nervös drückte der Heimleiter seine Zigarette in dem großen Marmoraschenbecher aus. »Stehe ich etwa unter Verdacht?«
    »Niemand steht hier unter Verdacht«, beschwichtigte Sven. »Wir versuchen lediglich, mehr über Jensens Umfeld in Erfahrung zu bringen. Da die Umstände seines Todes noch nicht eindeutig geklärt sind und Jensen keine uns bekannten Angehörigen oder Freunde hatte, müssen wir uns an Sie als seinen Arbeitgeber wenden. Das ist reine Routine.«
    »Ungeklärte Umstände?« Hofers Nervosität nahm merklich zu. Er zündete sich eine neue Zigarette an. »Sie haben doch vorhin gesagt, Jensen wäre angefahren worden.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Sven. »Es gibt da allerdings noch einige Ungereimtheiten.«
    »Und eine davon ist Jensens Verbindung zu Ihrem Heim«, fügte Dennis hinzu.
    »War es denn ein Unfall?«, fragte Hofer, als hätte er die Bemerkung nicht gehört. »Ich meine … haben Sie den Fahrer?« Er rollte die Zigarette nervös zwischen den Fingern hin und her.
    »Nein«, sagte Sven. »Der Fahrer des Wagens ist noch immer flüchtig.«
    »Entsetzlich. Eine wirklich schlimme Sache«, beteuerte Hofer mit Nachdruck. Trotzdem schien ihn diese Antwort eher zu beruhigen.
    Sven stand auf und ging einige Schritte in dem geräumigen Büro umher. »Hatte Jensen sonstige Verwandte?«
    »Nein. Jedenfalls sind mir keine bekannt.«
    »Freunde oder Bekannte, mit denen er sich getroffen hat?«
    »Wie schon gesagt, sein Umfeld war mir nicht bekannt. Bei einem Mann wie ihm ist das auch schwer zu sagen. Er war ein Einzelgänger, schwer zu durchschauen.«
    Sven betrachtete Hofers Schreibtisch. Es war der ordentlichste Arbeitsplatz, den er je gesehen hatte. Bis auf eine einzelne Computer- CD , die neben dem Monitor lag, war alles an seinem Platz und farblich aufeinander abgestimmt. Selbst die schwarze Schreibunterlage aus Leder schien auf den Millimeter genau ausgerichtet worden zu sein. Kein Staub, keine Tassenränder. Nicht einmal ein Fingerabdruck war auf der dunklen Tischplatte zu erkennen.
    Er trat vor das große Giebelfenster, von dem aus man den Parkplatz sehen konnte. Rechts und links wurde das Blickfeld durch die mächtigen Seitenflügel des Gebäudes eingegrenzt, die sich wie zwei riesige kantige Roboterarme schützend um den Parkplatz legten.
    »Wirklich eine beeindruckende Anlage, die Sie hier betreiben«, bemerkte Sven.
    »Ja, nicht wahr?«, stimmte Hofer zu und trat neben ihn ans Fenster. »Wir dürfen uns nicht zu Unrecht als größte und modernste Einrichtung dieser Art im ganzen Westerwald bezeichnen.« Seine Stimme überschlug sich beinahe. »Wir sind bestrebt, den Bewohnern das Gefühl zu vermitteln, dass sie hier in einem Hotel untergebracht sind, nicht in einem Altenheim. Es soll den alten Menschen hier an nichts fehlen. Vom Spezialitätenrestaurant bis zum hauseigenen Schwimmbad steht ihnen alles zur Verfügung. Und für unser eigens entwickeltes medizinisches Betreuungs- und Versorgungsprogramm haben wir schon mehrere Auszeichnungen erhalten.« Er deutete auf drei Urkunden an der rechten Wand.
    Sven nickte

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