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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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beeindruckt. »Gibt es unter diesen ganzen medizinischen Programmen auch ein Projekt namens Columbus?«, fragte er, ohne Hofer anzusehen.
    Einen Augenblick lang war nur das leise Summen der Klimaanlage zu hören. Es war, als wäre Sven allein im Raum.
    »Hm … nein. Jedenfalls ist mir nichts dergleichen bekannt. Was soll denn das für ein Projekt sein?«
    Sven drehte sich wieder zu Hofer um. Der Mann musste mindestens Mitte vierzig sein, doch mit seinen großen fragenden Augen und dem fast knabenhaften Körperbau sah er aus, als wäre er gerade eben alt genug, sich selbst ein Bier zu bestellen. »Nun, wir hatten eigentlich gehofft, dass Sie uns das sagen können.«
    »Und wie kommen Sie darauf?«
    »Wir haben ein Notizbuch bei Jensen gefunden, in dem er ein Projekt dieses Namens erwähnt. Wir dachten, es hätte vielleicht etwas mit seiner Arbeit hier zu tun.«
    »Da muss ich Sie leider enttäuschen«, bedauerte Hofer lächelnd. »Wir haben hier zwar einige herausragende Experten, aber der Entdecker eines neuen Kontinents war bislang noch nicht darunter.«
    Sven war zwar nicht nach Lächeln zumute, doch er tat es aus Höflichkeit. »Nur aus reiner Neugier: Wie viele Angestellte beschäftigen Sie?«
    »Na ja, so ganz genau weiß ich das selbst nicht. Neben den üblichen Verwaltungsangestellten und dem Küchenpersonal arbeiten hier etwa dreißig Schwestern und Pfleger. Außerdem beschäftigen wir natürlich eine ganze Reihe von hoch qualifizierten medizinischen Fachkräften, unter anderem einen Arzt für Allgemeinmedizin, der sich auf Wunsch um die kleineren Wehwehchen unserer Heimbewohner kümmert.« Hofer strahlte. »Tja, und natürlich Ihre Frau. Sozusagen die gute Seele unseres Hauses. Sie hat maßgeblich zum Erfolg des Heimes beigetragen. Hat sie Ihnen nie davon erzählt?«
    Sven hätte Hofer für diese indiskrete Frage am liebsten auf der Stelle erwürgt. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm plötzlich, dass er nichts über Sandras Tätigkeit wusste oder über die Menschen, mit denen sie zusammenarbeitete. Sicher, sie hatte ihm oft von ihrer Arbeit mit alten Menschen und von diesem Heim erzählt. Doch er hatte es nie für nötig gehalten, ihr zuzuhören. Und allmählich musste er sich eingestehen, dass er ihr eigentlich nie richtig zugehört hatte.
    »Doch … natürlich«, sagte er und schlug die Augen nieder. »Aber das alles wirkt noch wesentlich beeindruckender, wenn man es mit eigenen Augen sieht.«
    Hofer nickte und grinste zufrieden.
    Nun erhob sich auch Dennis. »Tja, dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten«, sagte er ein wenig enttäuscht und sah zu Sven herüber. »Es sei denn, mein Kollege hat noch Fragen.«
    Sven rührte sich nicht. Wie versteinert starrten seine braunen Augen auf einen Punkt auf Hofers Schreibtisch.
    »Sven?«
    »Hm!« Erschrocken fuhr er auf.
    »Hast du noch Fragen? Sonst lass uns gehen.«
    »Äh … ja«, stammelte er geistesabwesend, »nur noch eins.« Er wandte sich an Hofer und wirkte plötzlich wesentlich lebendiger. »Wann genau hat Erik Jensen bei Ihnen angefangen?«
    Hofer dachte einen Moment nach. »Das müsste vor etwa neun Wochen gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Wäre es möglich, die Dienstpläne der letzten zwei Monate einzusehen?«
    »Ja … natürlich«, antwortete Hofer verstört. »Aber warum?«
    »Nun, wie gesagt, reine Routine.«
    »Wenden Sie sich bitte an meine Sekretärin. Sie wird Ihnen Kopien der Pläne aushändigen.« Er begleitete sie zur Tür.
    Sven bedankte sich bei Hofer, während Dennis wortlos den Raum verließ. Als er ihm folgen wollte, hielt er plötzlich inne und drehte sich noch einmal um. »Da wäre noch etwas. Ich muss wissen, wo Sie gestern Abend zwischen 22 und 23 Uhr waren.«
    Ohne zu zögern, antwortete Hofer: »Meine Frau und ich waren bis etwa halb zwölf bei Freunden. Ich bitte Fräulein Winter, Ihnen die Adresse herauszusuchen, falls Sie die Angaben überprüfen wollen.«
    Sven bedankte sich erneut und verließ das Büro.
    Die Sonne stand mittlerweile fast senkrecht am blauen Himmel und strahlte so gnadenlos, dass man hätte meinen können, sie wollte die Erde verbrennen. Eine schwache Brise bahnte sich einen Weg durch die vibrierende Luft, doch sie reichte nicht aus, um die Hitze zu lindern.
    Als Sven und Dennis das Gebäude verließen, schlug ihnen die schwüle Mittagshitze wie eine Faust ins Gesicht.
    »Was willst du eigentlich mit den Dienstplänen?«, fragte Dennis und betrachtete

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