Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde
dass Jensen auf etwas Illegales gestoßen war?«
Sven stützte die Ellenbogen auf das Durcheinander aus Papieren und Ordnern, das den größten Teil seines Schreibtischs bedeckte. »Ich fürchte, ja.« Er deutete auf zwei Kopien der Einträge aus Jensens Notizbuch. »Jensen schreibt hier von einem Code und einem Passwort. Ich denke, er hat in diesem Heim die Nase in Sachen gesteckt, die nicht für ihn bestimmt waren.«
»Und was ist hiermit?« Dennis tippte auf den Eintrag vom 2. Juni: 21:00 N.N. »Vielleicht hat er sich mit jemandem getroffen?«, überlegte er.
»Ja, das wäre möglich. Ich habe die Uhrzeit mit den Dienstplänen verglichen. Jensen hatte an diesem Tag Frühschicht. Das heißt, er hatte abends frei.«
»Tja, dann müssen wir jetzt nur noch herausbekommen, wer N.N. ist«, bemerkte Dennis sarkastisch. » Inesco . Vielleicht ist das ein Treffpunkt.«
Sven zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber ich bin mir fast sicher, dass ich dieses Wort schon einmal gehört habe.«
»Das da könnte immerhin ein Nummernschild aus der Gegend sein«, meinte Dennis und deutete auf den vierten Eintrag. WWSG 368.
»Hab ich schon überprüft«, berichtete Sven. »Das Kennzeichen gibt es tatsächlich, und es ist als gestohlen gemeldet.«
»Seit wann?«
»Seit etwas mehr als zwei Wochen.«
»Das käme zeitlich hin.«
»Ja«, meinte Sven. »Und er hat mit seinen Notizen erst begonnen, nachdem er in dem Heim angefangen hat. Entweder er wusste schon vorher, dass dort etwas nicht stimmt, oder er ist durch Zufall darauf gestoßen.«
»Und das hat diesen Hofer vermutlich ziemlich verärgert.«
Sven ließ sich seufzend in seinen Stuhl zurücksinken. »Vermutlich. Allerdings hat die Sache einen Haken.«
»Und der wäre?«
»Hofer hat für die Tatzeit ein Alibi. Während du vorhin am Kaffeeautomaten warst, habe ich bei den Richters angerufen, so heißen die Leute. Sie bestätigen Hofers Aussage. Er und seine Frau waren den ganzen Abend dort. Auch wenn Hofer vielleicht eine Autorität auf dem Gebiet der Altenpflege ist, bezweifle ich doch sehr, dass er Spezialist im Autoknacken ist. Für so etwas braucht man Erfahrung.«
»Ja, sicher«, stimmte Dennis nachdenklich zu. »Schau dir Hofer doch nur mal an. Ich wette, der wäscht sich noch mit Seife, weil auf dem Duschgel for men steht. Schwer genug zu glauben, dass der Kerl ein Altenheim leitet.« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Aber das würde bedeuten, dass mindestens noch eine dritte Person im Spiel ist.«
»Und genau das ist es, was alles über den Haufen wirft. Weil Hofer nämlich allem Anschein nach bis zu unserem Eintreffen nicht einmal wusste, dass Jensen tot ist. Ich glaube, er spielt in diesem Stück nur eine Nebenrolle.«
»Du meinst …?«
Sven nickte. »Ja. Irgendjemand hat Jensen ohne Hofers Wissen aus dem Weg geräumt. Jemand, der offensichtlich keine Skrupel hat, seine Interessen durchzusetzen.«
»Was zum Teufel geht da vor?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Sven. »Aber wir werden es schnell herausfinden müssen. Und dabei werden wir Hilfe brauchen.«
Klaus König blickte überrascht von seinen Unterlagen auf, als Sven und Dennis durch die Verbindungstür zwischen den beiden Büros traten. »Nun sieh mal einer an«, sagte er erstaunt und sah kurz zu seinem Kollegen Wolfgang Cerwinski hinüber, der am Tisch gegenüber saß. »Wir dachten schon, der Alte hätte euch versetzt.«
»Nicht doch«, wehrte Sven lächelnd ab. »Wir würden doch niemals ohne euch gehen. Wer würde denn sonst für uns die Schreibarbeit erledigen?«
König, der Ende zwanzig war und den alle nur King nannten, grinste gequält. »Was verschafft uns denn die Ehre?«
»Na ja«, meinte Dennis, »wir haben uns gedacht, ihr hättet vielleicht Lust, eure Hintern mal weiter als drei Schritte von eurem Schreibtisch zu entfernen und richtige Polizeiarbeit zu leisten.«
»Nichts lieber als das«, erwiderte King, »aber im Moment können wir uns über Langeweile nicht beklagen. Ein Totschlag, eine ermordete Prostituierte und der Drogentote von letzter Woche.«
»Den Bericht hast du uns aufgebrummt, schon vergessen?« Verdrossen schaute Cerwinski zu Sven auf. »Der Alte will die Sache bis Montag auf dem Tisch haben.«
»Mein Gott, Wolfgang«, entfuhr es Dennis, als er das kreidebleiche Gesicht seines jüngeren Kollegen eingehender betrachtete. »Du siehst aus wie etwas, das meine Toilette verstopft.«
»So in etwa fühl ich mich auch«, hauchte Cerwinski leidvoll.
»Doch
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