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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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allem fähig zu sein. Deswegen überrascht es mich auch nicht sonderlich, dass er gewaltsam ums Leben gekommen ist. Ich glaube, die Einzigen, vor denen Jensen wirklich Respekt hatte, waren die alten Leute im Heim. Jedenfalls habe ich nie erlebt, dass er sich ihnen gegenüber so aufgeführt hat. Vermutlich war das seine einzige gute Eigenschaft. Trotzdem werde ich für ihn beten.«
    Sven stöhnte und verdrehte die Augen. »Dein Chef, was ist das eigentlich für ein Typ?«
    »Wieso fragst du?«
    »Na ja, wir waren heute im Altenheim, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Gehört ihm das Anwesen allein?« Er hasste sich dafür, sie auf diese Weise auszufragen, doch er hielt es für angebrachter, als mit der Tür ins Haus zu fallen.
    Sandras Augen verengten sich ein wenig. »Soviel ich weiß, ist er einer der Haupteigner.«
    »Hat er Familie?«
    »Ja, eine Frau und einen Sohn. Was sollen diese Fragen?«
    »Reine Neugier. Du scheinst ja ziemlich große Stücke auf ihn zu halten.«
    »Ja, ich bewundere ihn für sein Engagement. Was ist falsch daran?«
    »Nichts, gar nichts«, beschwichtigte Sven. Er kramte einen Stift und einen Zettel aus seiner Hemdtasche und schrieb etwas auf. Anschließend schob er den Zettel zu Sandra hinüber. »Sagt dir das was?«
    » CD 8/13- CP «, las sie laut. »Nein, was soll das sein?«
    »Eine Notiz, die wir bei Jensen gefunden haben und von der wir annehmen, dass sie etwas mit seiner Ermordung zu tun hat. Und mit einem Projekt namens Columbus. Hast du davon schon mal gehört?«
    »Nein. Was hat das mit mir oder Hofer zu tun?«
    Sven zögerte. »Ich habe heute Morgen auf Hofers Schreibtisch eine CD mit exakt derselben Aufschrift gesehen.«
    Sandras Blick wurde zusehends kälter, und Sven bereute es bereits, das Thema angesprochen zu haben. »Moment mal«, sagte sie wie jemand, der gerade bemerkt hat, dass er hinters Licht geführt wurde. »Du willst doch wohl nicht behaupten, Hofer sei irgendwie in diese Sache verwickelt?«
    Sven antwortete nicht. Es war auch nicht nötig, sein unsicherer Blick sagte mehr als genug.
    »Nein, das fasse ich nicht!«, stieß Sandra empört hervor. »Du bestellst mich hierher, beleidigst mich und meine Freunde, fragst mich aus wie einen von deinen Verdächtigen und behauptest dann auch noch, mein Chef, einer der fürsorglichsten und verantwortungsvollsten Menschen, die ich kenne, wäre ein Mörder. Jetzt will ich dir mal was sagen, mein Lieber, du solltest schleunigst zum Arzt gehen, deine Paranoia nimmt nämlich langsam erschreckende Ausmaße an.« Wutentbrannt stand sie auf. »Wenn du wieder normal bist, können wir diese Unterhaltung gerne fortsetzen, aber bis dahin halte ich es für besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
    Sven gelang es gerade noch, ihren Arm zu packen, als sie an ihm vorbeieilen wollte. Erneut starrten die Leute zu ihrem Tisch herüber. Diesmal beachtete er sie nicht. »Bitte setz dich wieder«, flehte er. »Ich habe nie behauptet, Hofer wäre ein Mörder. Ich hatte lediglich gehofft, du könntest mir vielleicht weiterhelfen. Irgendetwas geht in eurem Altenheim vor, und ich weiß nicht, was es ist. Aber ich weiß, dass ein Mensch deswegen sterben musste und ich mir deinetwegen Sorgen mache. Ich will doch nur, dass du vorsichtig bist und auf dich aufpasst, in Ordnung? Tut mir leid.«
    Sie sahen sich eine Weile unverwandt in die Augen, und Sandras Blick verlor etwas an Schärfe.
    »Bitte«, flehte Sven erneut und deutete mit dem Kopf auf den leeren Stuhl. »Lass uns einfach essen.«
    »Also gut«, gab sie nach und setzte sich wieder. »Aber wir sprechen dieses Thema nicht mehr an, verstanden?«
    »In Ordnung«, sagte er erleichtert.
    Während des Essens redeten sie kaum miteinander. Sandra stocherte lustlos in ihrem Salat herum, und Sven kämpfte mit einer viel zu großen Pizza. Der Graben, der sich zwischen ihnen aufgetan hatte, wurde mit jeder Minute des Schweigens größer und riss sie weiter auseinander. Und mit den Fragen nach Hofer hatte er nur Salz auf die offene Wunde gestreut.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Sandra nach einer Weile und winkte dem Kellner. »Ich habe einen Friseurtermin und will vorher noch ein paar Sachen erledigen.«
    Sven nickte wortlos, obwohl er diesen Termin für einen Vorwand hielt. Ihre Haare hätten nicht perfekter sein können. Und sie dufteten wunderbar. »Lass nur, ich zahle.«
    »Nein«, wehrte sie ab. »Wer unabhängig sein will, muss auch bereit sein, die Rechnung zu zahlen.«
    Wie tiefsinnig. Sven

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