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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Briefbeschwerer verpasst. Eine von den beiden Schwestern draußen hat sie gefunden.«
    »Na, großartig«, schnaufte Sven und drehte sich zu Sandra um, die ihn unsicher betrachtete. Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen. Doch zu seiner Überraschung wurde er wütend. Er wusste nicht, woher diese plötzliche Wut kam, die wie Fieber in ihm aufstieg. Und er wusste auch nicht, worüber er wütender war: über den Umstand, dass etwas geschehen war, worauf er keinen Einfluss nehmen konnte, oder über die kaltherzige Routine, mit der damit umgegangen wurde.
    »Herrgott, du könntest tot sein!«, schrie er. »Ich habe mir deinetwegen schreckliche Sorgen gemacht. Nennst du das etwa auf dich aufpassen ?«
    Sandra rang benommen nach Luft. »Das ist mal wieder typisch«, stöhnte sie und sah zu ihm hinauf, während der Arzt ihren Kopf fertig bandagierte. »Du tust mal wieder so, als ginge es nur um dich.«
    »Was  … ? Aber …«
    »Vielleicht sollten sie dich mitnehmen«, fuhr sie mühsam fort, »dann könntest du deine Selbstsucht auskurieren.«
    Einen Moment lang war Sven wie gelähmt. Er verstand die Welt nicht mehr. Vermutlich hatte er sie noch nie verstanden.
    »Ich bin so weit.« Der Arzt gab den beiden Sanitätern ein Zeichen, die daraufhin die Trage anhoben, so dass das Rollengestell ausklappte.
    »Wo bringen Sie sie hin?«, fragte Sven, der sich wieder gefangen hatte.
    »Nach Koblenz ins Stift-Hospital. Ich will sie röntgen und noch ein paar Untersuchungen machen lassen. Sie hat einen ziemlichen Schlag abbekommen.«
    »Aber Sie haben doch gerade gesagt …«
    »Ich will nur sichergehen«, beruhigte der Arzt ihn.
    Sven sah den Männern nach, bis sie mit der Trage im Aufzug verschwunden waren.
    Koschny trat zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. »Alle Achtung«, meinte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie können wirklich gut mit Frauen.« Dann schlich er neugierig um den Schreibtisch herum.
    »Fassen Sie ja nichts an«, knurrte Sven.
    Unbeeindruckt zog Koschny eine Schublade auf.
    Sven hob resigniert die Arme. »Spreche ich in einer anderen Sprache oder was? Ich hab doch gerade gesagt, Sie sollen nichts anfassen!«
    »Keine Bange. Ich glaube nicht, dass Sie hier Fingerabdrücke finden werden.«
    »Ach, und wie kommt Ihr geschulter Verstand zu dieser Annahme?«
    »Weil der Einbrecher hier anscheinend mehr Glück hatte als bei Ihnen. Sehen Sie.«
    Sven trat neben ihn und betrachtete den Computer, der in einer Halterung unter dem Schreibtisch angebracht war. Die seitliche Abdeckung war entfernt worden und gab die Sicht ins Innere des Gehäuses frei.
    »Er hat die Festplatte ausgebaut«, stellte Koschny fest. »Wollte wohl keine Zeit verlieren und auf Nummer sicher gehen. Wer so vorgeht, der ist meistens clever genug, nicht überall seine Visitenkarte rumliegen zu lassen.«
    »Spuren gibt es immer«, widersprach Sven.
    »Ja, so wie bei Ihnen zu Hause, nicht wahr?«
    Ja , dachte Sven. Was mich immer mehr daran zweifeln lässt, dass wirklich jemand bei mir eingebrochen ist. Er musterte Koschnys verschwitztes Gesicht, dessen Fassade er nach wie vor nicht zu durchschauen vermochte.
    »Interessiert es Sie denn gar nicht, wonach er gesucht hat?«, fragte Koschny.
    »Sagen Sie’s mir. Sie wissen doch sonst immer alles.«
    Koschny öffnete eine weitere Schublade und wühlte vorsichtig darin herum. »Nun ja«, meinte er, »wenn ich an die CD denke, von der Sie erzählt haben, dürfte es sich bei den entwendeten Dateien wohl um Daten aus diesem Projekt gehandelt haben.«
    »Bravo! Einhundert Punkte, Schlaumeier.«
    »Allerdings frage ich mich, weshalb Ihre Leute diesen Laden hier dann nicht längst auseinandergenommen haben.«
    Weil es offensichtlich jemanden gibt, der über genügend Einfluss verfügt, um dies zu verhindern , dachte Sven, behielt es aber für sich. »Kommen Sie, Koschny«, drängte er stattdessen. »Die Kollegen werden jeden Moment hier sein, überlassen wir denen die Detektivarbeit. Ich fordere gleich morgen den Bericht an, dann sehen wir weiter.«
    »Geben Sie immer so schnell auf?«, wollte Koschny wissen und durchwühlte eine dritte Schublade.
    »Nur wenn ich todmüde bin«, entgegnete Sven.
    »Wie ist der Kerl überhaupt hier reingekommen?«, überging Koschny diese Bemerkung. »Immerhin sind wir im fünften Stock. Das Fenster fällt somit aus.«
    »Die Büros sind offen«, schaltete sich der Streifenbeamte ein. »Die beiden Schwestern sagen, die Sekretärin hat gegen vier Uhr

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