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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Feierabend. Danach ist nur noch das Führungspersonal hier oben und gelegentlich die Leute vom Reinigungsdienst.«
    »Mit anderen Worten, hier ist ständig Tag der offenen Tür.«
    »Ja«, sagte der Polizist. »Personal, Angehörige, Patienten … jeder könnte hier rein.«
    »Gibt es hier denn nicht so etwas wie eine Besucherliste?«, erkundigte sich Koschny.
    »Das ist ein Altenheim und kein Gefängnis. Hier muss man sich nicht anmelden.«
    »Ja, sieht ganz so aus.« Koschny blickte zu Sven hinüber, der müde an einem Stuhl lehnte. »Glauben Sie, es war Hofer?«
    »Der würde ja wohl kaum in sein eigenes Büro einbrechen«, meinte Sven skeptisch.
    »Von Einbrechen kann wohl kaum die Rede sein.« Koschny zog ein Adressbuch aus der Schublade und blätterte darin herum.
    Augenblicklich wurde Sven auf die Broschüre aufmerksam, die unter dem Adressbuch zum Vorschein kam. Das kreisrunde Logo darauf sprang ihm sofort ins Auge. »Was zum …?«, stieß er hervor und griff energisch nach dem Heft in der Schublade. Wie versteinert starrte er auf den dunklen Umschlag.
    »Was ist?«, fragte Koschny gespannt. »Ist das etwa diese …?«
    »Ja«, murmelte Sven geistesabwesend.
    »Hmm«, meinte Koschny. »Zwei Einbrüche, zwei Hinweise. Da will aber jemand ganz sichergehen.«
    Sven starrte die Broschüre noch einige Sekunden lang an, während die verschiedensten Gedanken durch seinen übermüdeten Verstand kreisten. Legte es tatsächlich jemand darauf an, ihn in die Irre zu führen? Wenn ja, wo zum Teufel war dann die Verbindung?
    Er war zu müde, um nach Antworten zu suchen. Was er jedoch mit Sicherheit sagen konnte, war, dass ihn der Anblick dieses Logos unsagbar wütend machte. Schließlich legte er die Broschüre auf den Schreibtisch. »Gehen wir«, sagte Sven.
    »Moment noch.« Koschny deutete auf einen Eintrag in dem Adressbuch. »Hier steht der Name eines Arztes: Professor Dr. Manfred Staude, Secours-Klinik, Frankfurt. Sagt Ihnen das was?«
    Svens Lider kämpften verzweifelt gegen die Schwerkraft an, als er aus den Tiefen seiner Gedankenwelt emportauchte und Koschny vorwurfsvoll ansah. »Klar«, meinte er spöttisch. »Mit dem war ich erst gestern zum Golfspielen verabredet. Leider ist ihm eine Gallenblase dazwischengekommen … Zum Teufel, woher soll ich wissen, wer das ist?«
    »Soviel ich weiß, ist die Secours eine angesehene Privatklinik.« Koschny notierte sich den Namen und die daneben stehende Telefonnummer. Dann schloss er die Schublade.
    Koschny stöhnte, als sie wieder bei seinem Mercedes angekommen waren. »Was für ein Tag«, meinte er und entriegelte mit der Fernbedienung die Wagentüren. »Ich bin froh, dass er vorbei ist.« Dann schaute er zweifelnd zu Sven hinüber, der noch immer vor sich hin grübelte. »Er ist doch vorbei, oder?«
    »So sicher wie meine Ehe«, bestätigte Sven müde.
    »Wenigstens ist Ihrer Frau nichts Ernsthaftes passiert. Das müsste diesen Tag für Sie doch ein bisschen aufwerten.« Koschny lächelte. Es war ein aufrichtiges, unvoreingenommenes Lächeln. Und diese Unvoreingenommenheit war es, die Sven an Dennis denken ließ. Genau wie er schien auch Koschny mit der beneidenswerten Gabe ausgestattet zu sein, in jeder Katastrophe etwas Positives zu entdecken. Es war schon merkwürdig, durch wen man gelegentlich an das Gute im Menschen erinnert wurde.
    »Ja, Sie haben recht.«
    »Das habe ich meistens, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist«, erwiderte Koschny und stieg in den Wagen.
    Sven verzog mürrisch das Gesicht und wollte ihm gerade folgen, als er die umgekippte weiße Pappschale auf dem Boden vor dem Beifahrersitz entdeckte. Ein zäher roter Brei quoll darunter hervor und war dabei, eine unauflösliche Verbindung mit dem grauen Teppichboden einzugehen.
    »Ist das …?«, fragte Koschny wie unter Schock und deutete auf die Schale im Fußraum. »Nein, das ist doch nicht … Das kann nicht …!«
    »Ich fürchte doch«, entgegnete Sven kleinlaut. »Das muss mir vorhin in der Aufregung passiert sein, als ich …«
    »Raus«, zischte Koschny.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, raus. «
    »Kommen Sie, das kann doch nicht Ihr …«
    » RAUS !«, brüllte Koschny.
    Sven wäre beinahe mit dem Fuß umgeknickt, als er der Forderung eilig nachkam. »Und wie komme ich jetzt nach Hause?«
    »Wenn Sie Glück haben«, fauchte Koschny durch die offene Tür zurück, »kommt ein städtischer Müllwagen vorbei, der Sie mitnimmt. Dann können Sie sich mal so richtig austoben. Die Jungs

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