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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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preis«, sagt Henning. »Das weißt du ganz genau. Genauso wenig werde ich dich preisgeben, wobei ich natürlich auch von dir erwarte, dass du meinen Namen aus der Sache raushältst.«
    »Das wird kaum möglich sein.«
    »Na gut. Aber ich habe nicht vor, die nächsten Tage mit weiteren Vernehmungen im Polizeipräsidium zu vergeuden. Wenn ihr auch in Zukunft auf meine Hilfe zurückgreifen wollt, rede ich mit dir, aber mit niemandem sonst. Okay?«
    Brogeland denkt nach. Bis zu diesem Augenblick hat Henning den Kommissar mit der gleichen Skepsis betrachtet wie in ihrer Jugend. Er merkt aber, dass sich sein Blickwinkel durchaus ändern könnte.
    »Okay.«
    »Gut. Tariq kommt in dem Drehbuch übrigens auch vor«, sagt Henning. »Er hat aber nur eine Nebenrolle.«
    »Er wird nicht umgebracht?«
    »Nein.«
    »Das heißt, dass sich unser Täter Freiheiten in Bezug auf das Drehbuch herausnimmt.«
    »Ja, oder sie passen sich an. Und sorgen dafür, dass diejenigen, die etwas über die Tat wissen, aus dem Verkehr gezogen werden.«
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Was meinst du?«
    »Ich finde, es klingt nicht nach einem Täter.«
    »Inwiefern?«
    »Es ist für mich nicht schlüssig, dass Yasser Shah Hagerup und Tariq ermordet hat.«
    »Vielleicht hat er ja beide umgebracht, um Mahmoud fertigzumachen?«
    »Möglich, aber das überzeugt mich nicht. Warum macht er sich bei Henriette solche Umstände, zwei Schüsse in die Brust und einer in den Kopf hätten schließlich zum gleichen Ergebnis geführt?«
    »Vielleicht wusste Tariq, wer der Täter ist. Vielleicht wurde er getötet, um ihn am Reden zu hindern.«
    »Das würde dann aber heißen, dass Tariq sehr viel mehr wusste, als wir bisher angenommen haben, und dass er und sein Bruder in irgendwelche schmutzigen Geschäfte verwickelt waren.«
    »So einen Eindruck hat Tariq aber nicht auf mich gemacht. Er hat Fotos gemacht. Darüber hinaus wirkte er eher harmlos.«
    »Na ja, das weißt du besser als ich. Du hast ihn schließlich unmittelbar vor seinem Tod interviewt.«
    »Ja. Und er hat nichts gesagt, was mir besonders aufgefallen wäre, nichts, was darauf hindeutete, dass ihm jemand ans Leder wollte. Das Einzige, was mir etwas merkwürdig vorkam, war sein Zögern, als ich wissen wollte, was sein Bruder beruflich macht.«
    »Genau.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr Yasser Shah noch nicht gefunden habt?«
    »Ja. Er ist weder zu Hause aufgetaucht noch bei der Arbeit oder an einem der Orte, an denen er normalerweise verkehrt. In den letzten Tagen hat er auch seine Kreditkarte nicht benutzt. Und an der Grenze ist er ebenso wenig aufgetaucht.«
    »Glaubst du, dass er noch lebt?«
    »Ob ihn jemand umgebracht hat, meinst du?«
    »Ja. Unwahrscheinlich wäre das doch nicht, nachdem ich ihn identifiziert habe und ihr ihm auf den Fersen seid? Yasser Shah ist schließlich kein großer Fisch. Das weiß ich aus seiner Akte. Er hat doch nur ein paar geringfügige Vorstrafen auf dem Buckel. Vielleicht hat er einen bezahlten Auftrag ausgeführt oder ist von jemandem dazu gezwungen worden. Es ist doch möglich, dass jemand ganz anderes am Hebel sitzt und jetzt seine Spuren zu verwischen versucht. Shah könnte da ein großes Problem sein. Er weiß zu viel. Vielleicht sogar alles, sowohl über Hagerup als auch den Grund für Tariqs Hinrichtung.«
    »Ja, aber die nehmen sich gegenseitig in Schutz. Die haben Routine, Leute verschwinden zu lassen, die in Schwierigkeiten geraten sind.«
    »Mag sein. Aber glaubst du wirklich, dass sie so ein Risiko eingehen? Immerhin geht es hier um Mord.«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht sonderlich viel über BBB . Sie sind aufgetaucht, nachdem ich bei Charlie aufgehört habe und nachdem das Gang-Projekt ins Leben gerufen wurde.«
    Henning denkt nach. Je mehr er die Argumente dreht und wendet, desto mehr muss er Brogeland zustimmen. Der Mord an Tariq hat nichts mit dem Mord an Henriette Hagerup zu tun. Tariq war zu unwichtig. Er war kein Akteur. Er hat nur Fotos gemacht, mehr nicht.
    Dann kommt ihm ein Gedanke. Und auf den ersten Gedanken folgen weitere. Der Mord an Tariq war eine weitere Botschaft an Mahmoud, denkt Henning. Darum schweigt Mahmoud beharrlich, und darum hat er seinen Laptop ins Feuer geworfen. Irgendetwas auf seinem Computer betrifft Leute, die bereit sind zu töten. Und dabei geht es nicht um das Foto von Henriette und dem vorläufig noch unbekannten Mann, vermutet er.
    Er teilt Brogeland seine Gedanken mit, der lange nichts sagt. Als er

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