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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Energie - mehr Leben", hört Kalo die Bestätigung.
    Auf die Ebene beginnt feiner, kühler Regen zu fallen, der Jubel verebbt.
    Wenig später ist die weite Fläche wie leergefegt.
     
    Was sind tausend Jahre Evolution im Leben einer Zivilisation, deren Alter bereits ein Vielfaches dieser Zeit beträgt? Kennt eine solche Zivilisation überhaupt noch Komplikationen, die sich aus ihrer Entwicklung ergeben, trägt sie noch immer die Widersprüche mit sich herum, deren Lösung ihre Evolution vorantreibt? Hat eine solche Zivilisation noch immer Wünsche? Gärt sie noch immer auf ihrem Wege zur letzten Erkenntnis? Hat sie nicht längst alle Gesetze in Natur und Gesellschaft erkannt, alle Fragen beantwortet? Auch die letzte, die Frage aller Fragen, die nach dem Ziel allen Seins. Oder hat sie erkannt, daß es dieses Ziel nicht gibt, daß hinter jeder neuen Erkenntnis neue Fragen entstehen, neue Komplikationen, neue Gefahren, neue Widersprüche. Mußte sie einsehen, daß die Evolution wohl einen Weg kennt, nicht aber ein Ende?
    Tausend Jahre genügen, um das Zeitalter der künstlichen Sonnen Vergangenheit werden zu lassen, Etappe auf einem unendlichen Wege. Unendlich?
     
    Schwärze ist um Kalo, die kalte, mit silbernen Funken übersäte Schwärze des ewigen Alls. Direkt unter ihm wachsen die Ränder der letzten Sektionen der großen Sphäre zusammen, kriechen langsam aufeinander zu, berühren sich bereits hier und da, verschmelzen miteinander. Kaum noch zu erkennen, glost hinter den letzten Fugen der gewaltigen Hohlkugel das, was einst die Sonne war, dunkelrot jetzt, zernarbt, von häßlichen Schlackeschollen überzogen, schwarzen Flecken, die hin und wieder zerreißen, kurzzeitig die Glut ahnen lassen, die ehemals ein ganzes Sonnensystem mit Energie versorgte und die sich in den vergangenen Jahrtausenden immer mehr in das Innere des Gestirns zurückzog. Es ist eine Sonne mit greisenhaftem Antlitz, fleckig und zerknittert, mit dem narbenübersäten Gesicht eines in langem Kampf Unterlegenen, eines Sterbenden. Die gegenüberliegende Seite der Sphäre ist in Finsternis getaucht, nur schwach beleuchtet durch die versiegenden Wärmestrahlen. 
    Überall schweben Monteure, Biologen, Techniker, Abordnungen und Offizielle. Und dazwischen Scharen von Kontaktern, aufmerksam, beobachtend, helfend. Es ist ein Kommen und Gehen, ein Schauen und Prüfen, Steuern und Lenken.
    Und sichtbar schwebt über allem die Sorge um die Zukunft. Das ehrgeizigste Projekt in der Geschichte Astrats, die große Sphäre, geht der Vollendung entgegen.
    „Eine Frist von zweitausend Umläufen, nicht mehr!" Irgendwo hinter ihm hält sich anscheinend Hisip, der Skeptiker, auf. Kalo sieht ihn nicht, blickt sich nicht um, aber er spürt des anderen Gedanken: „Danach wird alles sein, wie es schon immer war. Energiemangel, Stagnation, Rückgang. Nur eine neue Sonne kann uns retten. Alles andere sind untaugliche Mittel, Hilfslösungen, die lediglich die Agonie verlängern."
    Kalo spürt die Zustimmung ringsum und auch die Ohnmacht. Die Sonne Astrats liegt im Sterben. Die gewaltige Sphäre, die sie in wenigen Tagen einschließen wird wie eine schützende Schale, wird einen Leichnam bergen, einem Toten die letzten Energien entziehen. Für einen winzigen Zeitraum mag dieses Projekt die weitere Evolution der Astraten sichern, eine endgültige Lösung ist es sicher nicht, doch...
    „Zweitausend Umläufe sind eine lange Zeit", entgegnet er. „Genug, um Besseres zu finden. Astrat wird nicht untergehen. Während der kommenden Periode wird sich vieles verändern, vielleicht Grundlegendes."
    Doch Hisip geht auf seine Bemerkung nicht ein. „Nur eine neue Sonne kann uns noch retten", wiederholt er. „Wozu all die anderen Anstrengungen? Erst die künstlichen Sonnen, jetzt die Sphäre. Weißt du, was noch kommen wird? Weshalb konzentrieren wir uns nicht auf die aussichtsreichste Lösung?"
    Da begehrt Kalo auf. „Es ist eine Eigenschaft jedes intelligenten Lebens, daß es zwar imstande ist, weit vorausschauend zu planen, daß es jedoch immer das Nächstliegende tun muß. Die Entwicklung kann keine Stufe überspringen, sie unterliegt festen Gesetzen." 
    Er spürt die Trauer, die sich in Hisips Gedanken mischt. „So ist es wohl", bestätigt der Skeptiker. „Aber diese Gewißheit schützt mich nicht vor dem Schmerz, es anerkennen zu müssen." 
    „Wir können nicht ausbrechen, Hisip. Auch wir, die Intelligenzen, unterliegen den Naturgesetzen. Sie gelten für uns

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