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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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eisigen Lufthauch und richten sich gleich darauf wieder auf, entfalten erneut die Krone und bieten sie den kraftlosen Strahlen der Sonne dar. Rötliche Lichtsplitter mischen sich in das Hellgrün der Blätter.
    „Gleich wird es geschehen!" Von irgendwoher taucht der Gedanke auf, verstärkt sich tausendfach in einem einzigen Augenblick, überflutet die Wartenden auf der Ebene vor der Stadt. Ein Seufzen geht über sie hin, unhörbar und doch zu spüren.
    Und dann explodiert das Seufzen in einem einzigen Schrei. Hinter den steinernen Türmen der alten Stadt blitzt ein Licht auf, wischt von den gegliederten Fassaden das matte Rot der Sonne und übergießt sie mit scheinbarer Finsternis. Heller und heller strahlt das Licht, steigt empor, erdrückt die Silhouette der Stadt mit seinem Gleißen. Eine neue Sonne geht auf, die erste der neuen Sonnen Astrats. 
    Kalo spürt, wie sich die Freude in ihm ausbreitet, spürt es einen Moment eher, als sie von außen auf ihn einströmt, dann geht jede persönliche Regung im allgemeinen Glück und Jubel unter. 
    Ist dieser Jubel wirklich allgemein? Mahnt nicht hier und da verstohlen ein Gedanke zu kluger Skepsis? Ein einzelner Gedanke? Er könnte sich nicht behaupten. Gedankenbündel also?
    Neben Kalo steht Hisip, der Unzufriedene. Vor dem blendenden Licht der aufsteigenden Sonne haben sich seine Augen mit einem feinen Schleier überzogen. Trotzdem wendet er das Gesicht ab. „Eine Frist von tausend Umläufen. Mehr nicht!" sagt er.
    „Tausend Umläufe sind mehr als zehn Generationen", gibt Kalo zu bedenken. Noch überstrahlt die neue Sonne jeden Zweifel in ihm. „Bis dahin wird man neue Mittel und Wege gefunden haben." 
    „Bestimmt wird man das!" Sarkasmus klingt aus Hisips Worten. „Noch mehr Sonnen, noch mehr Energie." Dann dämpft er die Stimme so weit, daß nur Kalo ihn versteht: „Nach und nach werden wir unsere Heimat verheizen, Sonnen aus ihr formen und sie zu Energie zer-strahlen. Warum schaut sich niemand um? Weshalb sieht niemand die Sonnen, die sich uns bieten?"
    Einen Augenblick lang schweigen Hisips Gedanken, und als Kalo sie erneut vernimmt, spürt er abermals Resignation in ihnen: „Aber vielleicht ist es das Los einer jeden Zivilisation, daß sie mit der Sonne, die sie gebar, auch wieder zugrunde geht, vielleicht ist es Gesetz, daß sie selbst die Materie, aus der sie entstand, in den Urzustand des Alls zurückführt, in die allgegenwärtige Form der Energie. Mag sein, daß sich so der ewige Zyklus vollendet. Energie - Materie - Leben -Energie."
    „Energie - Materie - Leben - Energie", echot die Gruppe um Hisip.
    Skurrile Gedanken sind das, die der Skeptiker Hisip da vorträgt. Aber ist nicht ein Körnchen Wahrheit in ihnen? Vergehen und entstehen nicht fortwährend Sonnensysteme im Kosmos? Und die an sie gebundenen Zivilisationen? Entstehen und vergehen nicht auch sie? Wäre nicht der Kosmos längst übervölkert, würden nicht auch sie dem allgemeinen Gesetz: Energie - Materie - Leben - Energie unterliegen?
    Doch die neue Sonne wärmt. Kalo blickt sich um. Noch denkt niemand daran, sich zurück in die Stadt zu begeben. Sie dehnen und strecken sich in den belebenden Strahlen, bieten Körper und Gesicht der ungewohnten Wärme des künstlichen Gestirns dar, erfreuen sich an den Lichtreflexen, die über ihre Körper spielen. Selbst die Wedel der Spießpalmen scheinen sich weiter zu entfalten als bisher. 
    „Man wird immer eine Möglichkeit finden, das Leben zu bewahren. Jede Gefahr trägt den Keim ihrer Beseitigung bereits in sich. Das ist auch ein Naturgesetz, Hisip."
    „Ein Naturgesetz...", stimmen einige der Zunächststehenden bei. Aber die Unterstützung ist so mäßig, daß Hisip sich eines Lächelns nicht erwehren kann.
    „Ist es das wirklich?" fragt er. „Oder ist der Entdecker dieses Gesetzes die Angst vor dem eigenen Untergang?"
    Wie unsinnig ist es doch, angesichts der neuen Sonne an den Untergang der Astraten zu denken, ausgerechnet jetzt, wenn die neue Epoche beginnt, wenn über allen Städten und Ebenen Astrats ähnliche Sonnen strahlen, die Wärme und Licht verbreiten.
    Wärme und Licht bedeuten Leben, sie sind der Ursprung allen Seins, und solange die Astraten imstande sind, sich genügend Energien zu schaffen, werden die Prophezeiungen Hisips nicht in Erfüllung gehen, im Gegenteil, die Zivilisation der Astraten wird eine neue evolutionäre Epoche erleben, denn wenn Energie Leben bedeutet, dann bedeutet mehr Energie mehr Leben.
    „Mehr

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