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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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produzieren?"
    „Tatsachen sammeln, Modelle erarbeiten, Vorschläge unterbreiten und mit den Exponenten beraten, beweisen, daß es eigentlich nur einen Weg geben kann."
    „Den, für den du dich entschieden hast?" sagt sie, und in ihrer Stimme ist nicht die Spur von Spott. Dann nickt sie. „Das wird nicht leicht werden, Kalo. Diese Experimente vor unserer Haustür sind einer solchen Lösung nicht förderlich. Die Menschen wollen gefragt werden, wenn es um ihr Sonnensystem geht. Und um ihre Existenz." 
    Zumindest scheint ihre Auffassung mit der seinen übereinzustimmen. Das ist schon viel, wenn auch noch lange nicht alles. Aikiko ist nicht die gesamte Gruppe Interkos, es scheint sogar fraglich, ob sie deren Meinung repräsentiert. Sicherlich muß noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, und vielleicht gibt es Widerstände, mit denen bisher noch niemand gerechnet hat. - Und doch ist es ein Anfangserfolg! 
    Hinter Kalo klappt die Tür, und gleichzeitig flammt die Deckenbeleuchtung auf. Ein Mann tritt neben ihn, groß gewachsen und breitschultrig, sein Haar ist blond mit ersten grauen Strähnen, der Bart nur wenig dunkler, mit einem auffallenden Stich ins Rötliche, Torre Nelen.
    „Projekt Merkur beginnt in drei Stunden minus...", Nelen blickt auf die Uhr, „... minus zwölf Minuten." Dann mustert er Kalo, ernst und nachdenklich. „Sieh da!" sagt er. „Der Rekordflieger." 
    Kalo spürt Unbehagen, und er erinnert sich an Aikikos Worte, daß man wohl Glut, aber nicht Feuer bewahren kann.
    Aikiko abef blickt schon wieder aus dem Fenster, obwohl die jetzt eingeschaltete helle Innenbeleuchtung nicht zuläßt, daß sie von den Vorgängen dort draußen im Meer etwas erkennt. 
    Jetzt wäre es gut, die ruhige und beruhigende Stimme des Psychologen hinter sich zu hören, denkt Kalo. Aber dies ist keine sportliche Veranstaltung.
     
    „Projekt Merkur beginnt in drei Stunden minus zwölf Minuten", hatte Torre Nelen gesagt. Projekt Merkur - Versuch der Kontaktaufnahme. Das ist eine erneute Chance, die zweite oder dritte nun schon in kurzer Zeit. Genutzt haben sie bisher keine, zumindest nicht in befriedigendem Maße.
    Da erarbeitet er nun seit mehr als zehn Jahren Modelle und wägt Varianten gegeneinander ab, da bereitet er sich intensiv darauf vor, diesen Anderen, wie sie auch immer sein und aussehen mögen, gut vorbereitet gegenüberzutreten, stets in der Hoffnung, daß sein großer Tag einmal kommen möge, an dem er die theoretischen Erkenntnisse braucht. Da hat er sich durchgekämpft durch Unverstand und Gleichgültigkeit, hat Spott und Kopfschütteln wie notwendiges Beiwerk hingenommen, hat sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt, als Außenseiter betrachtet zu werden, hat die eigenen Zweifel immer wieder überwunden, Höhen neuer Hoffnung und Tiefen abermaliger Resignation durchgestanden, aber nun, da niemand mehr am Wert seiner Aufgabe zweifeln kann, nun steht er mit leeren Händen da.
    Noch immer sucht er nach Modellen und Möglichkeiten, die eine zweiseitige Kontaktaufnahme gestatten, aber er findet weder das eine noch das andere. Selbst jetzt nicht, als doch schon Fakten vorliegen, als endlich deutlich geworden ist, welcher Natur diese Anderen sind. Wieder ist er nur auf den Zufall angewiesen, auf die Augenblicksentscheidung.
    Und dabei war der Erfolg seiner Arbeit zu keinem Zeitpunkt wichtiger als jetzt.
     
    Die Fähre driftet über den glühendheißen Boden des Merkur. Schroffen und Zacken wechseln sich mit den Einschlagtrichtern mächtiger Meteoriten ab, ausgedehnte Sandwüsten mit kreisförmigen Senken, in deren Mitte die aus der Tiefe des Planeten hervorgebrochene Lava zu abenteuerlich geformten Säulen und Kegeln erstarrt ist. Ein wenig erinnert die Sonnenseite des Merkur an den Mars, ein wenig an den Mond der Erde, spezifisch ist nur die ungeheure Hitze, die über allem brütet.

    Fast im Zenit des schwarzen Himmels steht die hier mörderische Sonne, riesengroß und weißglühend, ihre Strahlenbündel hüllen diese Welt ein, als wolle sie sogar den Sand verdunsten lassen. Es ist schwer, zu glauben, daß dies die gleiche Sonne ist, die der Erde Leben spendet. Und unmittelbar neben solch gleißender Lichtfülle lauert die Finsternis in den Schlagschatten fahlgelber Säulen und schorfiger Blöcke. 
    Nelens Blicke gehen zwischen dem Instrumententräger und dem Kursrechner hin und her. Mit unbewegter Stimme gibt er Anweisungen. „Noch zwanzig, höchstens fünfundzwanzig Kilometer." 
    Der Kopf mit dem

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