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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Bürstenhaarschnitt neigt sich ein wenig. Tonder hat verstanden.
    „Kurs halten, Höhe halten!"
    Minutenlanges Schweigen, nur die Triebwerke röhren, hin und wieder schütteln leichte Vibrationen die Sessel.
    Die Gravitation des Merkur ist so gering, daß das eigene Körpergewicht kaum belastet, aber immerhin ist sie groß genug, um das Gefühl des Fallens zu verhindern. Noch immer sind die Helmscheiben geöffnet, das erleichtert die Unterhaltung und läßt den bedrückenden Eindruck des Abgeschlossenseins nicht aufkommen.
    Aber ist er, Kalo, nicht wirklich allein? Steht er nicht außerhalb der kleinen Gruppe, die in Marsch gesetzt worden ist, das Unbegreifliche zu ergründen? Seit er weiß, daß Aikiko in dem Jahr, das seit seiner Trennung von ihr vergangen ist, ihren Weg gemeinsam mit Torre Nelen ging, zweifelt er, jemals wieder zu ihnen eine freundschaftliche Bindung finden zu können. Zu Aikiko vielleicht, nein, sicherlich, aber zu Torre Nelen...?
    Und wie sollen sie unter diesen Umständen in der Lage sein, Optimales zu leisten? In Situationen, in denen blindes Verstehen zur ersten Voraussetzung des Erfolges, möglicherweise sogar des Überlebens werden kann.
    Und mit Veyt Tonder verhält es sich ähnlich. Wenn auch die Gründe ganz andere sind. Dieser Tonder ist ein Problem für sich. Mit Aikiko und Torre verbindet Kalo wenigstens das gemeinsame Ziel, mit den zwölf Leuten hinten in den Passagierkabinen wohl auch, mit dem Zweiten Piloten William Randolph ebenfalls, aber mit Tonder nicht einmal das. Dessen Ansichten lassen sich mit dem Ziel der Gruppe nur schwer in Übereinstimmung bringen.
    Und niemand weiß, welche Gründe Kregg bewogen haben, ausgerechnet Tonder als Ersten Piloten zu bestimmen. Nur weil auch er die Imagines bereits kennengelernt hat? 
    Ein anderer Grund ist jedenfalls kaum vorstellbar. 
    Um so erstaunlicher, daß Tonder die Führung des Passagierschiffes diesmal ohne Murren übernommen hat. Selbst die Größe der Maschine war für ihn kein Grund, sich lange bitten zu lassen. Das konnte durchaus ein positives Zeichen sein.
     
    Tonder ruckt nach vorn und schaltet den Videoverstärker ein. „Das dort müßte es sein", flüstert er. Mit dem Kinn deutet er auf den Seitenbildschirm, der jetzt die in Flugrichtung liegende Gegend zeigt. Aus der zerklüfteten Landschaft schält sich eine geometrische Formation, ein sofort ins Auge fallender Fleck, ein Fremdkörper in dieser nie von eines Menschen Fuß berührten Umgebung. Eine dunkle Kappe liegt weit vor ihnen auf dem Boden, flach gewölbt wie eine riesige umgestülpte Schüssel, anscheinend geometrisch exakt, ohne Kanten und Vorsprünge, ein kuppelartiges Gebilde, dessen tatsächliche Ausmaße sie bisher nur ahnen können. Bestimmt würde der Transporter ohne Mühe darin Platz finden. 
    „Stop!" murmelt Nelen.
    Träge schaukelt das Schiff auf den Treibgasstrahlen. 
    Nelen tastet die Sprechverbindung zum Transportraum ein. „Helmvisiere schließen. Überlebenssystem überprüfen. Sicherheitsgurte anlegen. Vollzugsmeldung in drei Minuten. Das Ziel befindet sich vor uns. Landung außerhalb Sichtweite in zwanzig Minuten." 
    Leises Murmeln kommt aus den Tonträgern, dann das Klappern der Visiere, Ventilgeräusche, abgehackte Sätze und schließlich eine laute Stimme: „Fertig zur Landung!"
    Langsam schiebt Tonder die Steuertaster nach vorn, der Boden des Merkur wächst ihnen entgegen, gewinnt Konturen, die Schlagschatten hellen sich ein wenig auf, je tiefer die Fähre sinkt. Bevor sich die Landestützen in den Kies graben, wirbeln die Triebwerke tonnenweise Staub auf, jagen ihn in konzentrischen Ringen über die Ebene, eine gelblichtrübe Wolke steigt hoch über das Schiff. 
    Aus der Spitze des Fahrzeugs schiebt sich der stabförmige Feldemitter. Wie ein drohend erhobener Zeigefinger steht er über der Ebene. Drei kurze Klingelzeichen bestätigen, daß sich das Feld ordnungsgemäß eingeschaltet hat, daß sich jetzt eine Strahlungsglocke über der Landefähre wölbt, die jedem Materieteil einen kaum zu überwindenden Widerstand entgegensetzen würde. Dort, wo sie dem Boden aufliegt, beginnen sich die Sandmassen zu verfärben, rötliche Glut fließt ringförmig um das Schiff, bildet eine kreisförmige Rille; nach menschlichem Ermessen ist der Schutz vollkommen.
    „Aussteigen!" kommandiert Nelen. „Jetzt!"
    Die Wände des Transportraumes klappen nach unten, und noch ehe sie einrasten, setzen die Angehörigen der Landegruppe im Sprung über sie

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