Stern auf Nullkurs (1979)
hinweg, laufen drei, vier Schritte, tief in den losen Sand einsinkend, und verteilen sich rings um das Schiff. Sekundenlang stehen sie mit hängenden Armen, sichern nach allen Seiten, nichts geschieht, und trotzdem werfen sie sich zu Boden, schmiegen sich dem Sand an, wie sie es gelernt haben, wie es Landeplan drei von ihnen verlangt.
„Tonder, Vollzugsmeldung der ersten Phase an die Basis!" Nelen öffnet die Haltegurte und steht auf. „Jetzt ist die Reihe an uns." Plötzlich ist die Kabine von Heulen, Pfeifen und Knattern erfüllt. Dazwischen, unendlich weit entfernt eine Stimme, abgehackt, immer wieder unterbrochen, tausendfach überlagert, kein Satz, kein Wort ist zu verstehen.
Der Pilot schaltet und regelt, doch dann hebt er die Schultern. „Ich bekomme keine Verbindung."
Nelen läßt sich zurück in den Sessel fallen. Die Verschlüsse der Gurte hält er immer noch in den Händen. „Was ist mit dem Gerät los? Dieser Lärm..."
„Das kommt von draußen. Die Geräte sind in Ordung. Eine Störung auf allen Frequenzen, eine gesteuerte Störung offensichtlich."
Torre Nelen beugt sich in plötzlichem Entschluß zum Mikrofon der Außenlautsprecher. Einen Augenblick lang scheint er noch zu überlegen, dann aber kommen seine Anweisungen: „Rückzug entsprechend Muster zwei! Jetzt! Startposition einnehmen, sichern. Passagierraum schließen! Start in zwei Minuten!"
Aber dort draußen tut sich nichts. Unbeweglich liegen die Leute der Landegruppe. Ihre Druckskaphander erinnern an flache blaue Blasen. Kalo spürt die Spannung, die sich plötzlich in der Kabine ausbreitet. Er beobachtet, wie Nelens Schultern langsam herabsinken. Jetzt wendet der andere den Kopf, blickt ihn an, sein Gesicht ist zu einer Maske erstarrt, die Augen gehen hin und her zwischen ihm und Aikiko Mangawa.
Kalo begreift sofort. Nur er kann hier eine Entscheidung treffen, nur er weiß, was die gefährliche Starre der Leute dort draußen zu bedeuten hat, nur er... „Raus!" schreit er. „Sie senden."
Sie springen auf und stürzen zur Notschleuse. Die beiden Schleusenklappen schwingen gleichzeitig auf, und die explosionsartig entweichende Luft wirbelt sie hinaus in die Hitze des Merkurtages.
Während Kalo sich im Sand abfängt, sucht er schon nach Aikiko. Rechts von ihm, kaum zwei Meter entfernt, prallt sie auf. Sie knickt in den Knien ein, strauchelt, aber sie wirft den Oberkörper zurück und bremst so den Sturz. Sie ist gut aufgekommen, das ist ihm im Augenblick das wichtigste.
Weiter reichen seine Gedanken nicht mehr, er findet nicht einmal die Zeit festzustellen, ob auch Nelen den überstürzten Ausstieg gut überstanden hat; die Umgebung verschwimmt vor seinen Augen, eine unbekannte Kraft drückt ihn zu Boden, etwas kommt auf ihn zu, er spürt es, erkennen kann er es schon nicht mehr.
Noch länger zu warten wäre sinnlos. Diese eigenartigen Wesen, die sich als Besitzer eines ganzen Sonnensystems fühlen, obwohl sie nur einen einzigen Planeten besiedelt haben, werden ihre Meinung kaum ändern. Dabei haben sie sich nicht einmal der Mühe unterzogen zu prüfen, welchen Veränderungen ihr System unterworfen wäre, würde Astrat auf die vorgeschlagene Bahn eingesteuert.
So kann eigentlich nur eine Gesellschaft von Individualwesen reagieren, eine Gesellschaft, die den Begriff absoluter Gemeinschaft nicht kennt oder nicht kennen will.
So schwer es ihm fällt, er hat keine Wahl, und er würde sich wohl auch für den Test entscheiden müssen, wenn die Bedenken Hisips und der Kontakter weit fundierter wären, als sie es sind. Sie befinden sich direkt unter dem Zenit der Kuppel, Kalo, Hisip und Domir. Hinter ihnen liegen die drei Kontakter, aufmerksam, die Taster ausgestreckt, jede Schwingung registrierend.
Drüben, am Rande des Sichtbereiches, steht das metallene Fahrzeug der Menschen. Eine flimmernde Sphäre harter Strahlen fällt wie ein Vorhang von seinem höchsten Punkt und schirmt die Menschen gegen die Außenwelt ab. Es ist fraglich, ob sie diese Sendung überhaupt empfangen können, und fraglich ist auch, wie sie auf die vermeintliche Herausforderung reagieren werden.
„Herausforderung. Das ist es." Kalo spürt den Druck der Gedanken Hisips. „Was schadet es, wenn wir den Versuch um einige Umläufe verschieben?"
Einer der Kontakter richtet sich ein wenig auf. „Das Wasser reicht noch rund vier Umläufe lang."
Das ist ihr Hauptproblem auf dem sonnennächsten Planeten des fremden Systems. Die Panzer der Anlage geben die
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