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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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auf seine Instrumente. „Vielleicht hast du recht", murmelt er, und diese Äußerung bedeutet für Kalo mehr als die Scherze im Passagierraum.
    „Versuch die Basis zu erreichen, Tonder. Jetzt wird die Verbindung ..."
     
    Laut und deutlich dringt die Stimme aus Erde-Zentrum herein. Man hört ihr die Erleichterung schon bei den ersten Worten an. Es ist eine weibliche Stimme, hell und klingend. „Endlich! Wir rufen euch seit mehr als einer Stunde."

    „Gibt es etwas Wichtiges?"
    Kurze Pause. Dann zögernd: „Nein. Nur daß wir euer Rufzeichen empfingen und sonst nichts."
    „Wir sind gelandet. Und irgend etwas schirmte uns ab. Es störte auf allen Frequenzen."
    „Weshalb seid ihr wieder gestartet?"
    „Sie haben uns eine neue Botschaft übermittelt. Wir waren völlig aktionsunfähig. Sie werden ihre Versuche fortsetzen. Sie wollen die Stabilität des Sonnensystems testen."
    „Ähnliches berichteten die Gruppen auf Mars und Venus. Sonst keine neuen Erkenntnisse?"
    „Nein, nichts! Und wie sieht es bei euch aus?" 
    „Alles ist ruhig. Die Menschen sehen den Ereignissen gefaßt und abwartend entgegen. Fast könnte man meinen, sie hätten sich an die Aktionen der Astraten bereits gewöhnt. Keine Kurzschlußreaktionen, keine negativen Kommentare. Aber bleiben wir bei eurer Aufgabe. Was gedenkt ihr zu unternehmen?"
    „Wir werden nach der zweiten Umkreisung landen. In größerer Entfernung von der Station der Fremden diesmal", erklärt Nelen. „und dann werden wir uns um zweiseitigen Kontakt bemühen." 
    „Einverstanden. Aber äußerste Vorsicht! Keine unüberlegten Handlungen. Versucht ein Modell der Aktionen und Reaktionen beider Seiten zu schaffen. Legt euch bereits jetzt Handlungsvarianten zurecht."
    Torre Nelen lächelt, aber seine Augen bleiben ernst und kühl. „Klingt alles ganz einfach. Reaktionsmodelle, Handlungsvarianten. Und was ist, wenn ihre Emotionen durch uns nicht begreifbar, ihre Verhaltensmuster uns unverständlich sind?"
    Aikiko berührt seine Hand. Vielleicht befürchtet sie, seine Worte könnten als Ausdruck beginnender Resignation ausgelegt werden, und möchte deshalb weitere Erörterungen vermeiden. 
    Auch Kalo ist unzufrieden. Weshalb hat sich Nelen zu einer weiteren Umrundung entschlossen. Sie gewinnen nichts durch Aufschieben. Die Stimme aus Erde-Zentrum bleibt jedoch gleichmäßig sachlich: „In dieser Beziehung sind wir nicht imstande, euch zu raten. Eure Entscheidungen ..."
    Lautes Knattern zerreißt die Verbindung. Unwillkürlich spannen sich Kalos Muskeln, er erwartet, daß die geheimnisvolle Kraft erneut von ihnen Besitz ergreift. Aber noch geschieht nichts. So lauschen sie mit angehaltenem Atem in sich hinein. Mehr als einmal glaubt Kalo zu bemerken, daß der Wille der Fremden nach seinem Bewußtsein tastet, aber jedesmal klingt das Gefühl ebenso schnell wieder ab, wie es aufkommt. Eine Täuschung, sagt er sich schließlich, nichts anderes, die überlasteten Nerven sind der Spannung nicht mehr gewachsen. 
    Ein erstaunter Ausruf Aikikos läßt ihn aufblicken. Sie deutet zum Bodenbildschirm, ihr Gesicht ist seltsam blaß. Vielleicht durch den Widerschein des fahlen Lichtes, in dem die gespenstische Szene unter ihnen abrollt, vielleicht aber auch durch das Erschrecken über die Vorgänge selbst.
    Deutlich sehen sie, wie sich der Boden des Planeten verändert, wie Risse darüber hinlaufen, die sich verbreitern, vervielfachen. Aus einer einzigen dunklen Linie wird in Sekunden ein weitverzweigtes Netz, das mehrere Quadratkilometer überspannt. Hin und wieder verschwinden einzelne Maschen, werden von einer unbegreiflichen Gewalt einfach weggewischt, schwarze Wunden entstehen in der Haut des Merkur. 
    Und dann beginnt sich das Netz zu wölben wie eine riesige Blase, bedrückend langsam, träge, die dunklen Flecken hellen sich auf, aber das ist nicht mehr das stumpfe Gelb des Sandes, das ist die rötliche Glut flüssigen Feuers. Lavaströme aus dem Planeteninneren brechen sich Bahn, verharren einen Augenblick lang im Zenit der Blase und schießen schließlich aus dem Zentrum als alles vernichtende Säule in den schwarzen Himmel. Das Netz ist verschwunden, ein Meer aus Flammen und wirbelnder Materie tobt über der Ebene, Schollen versinterter Sandmassen jagen hinauf in die höchsten Schichten der dünnen Merkuratmosphäre, eine Orgie unterschiedlicher Geräusche füllt die Kabine der Fähre.
    Kalo faßt sich als erster. „Vollschub!" ruft er. „Wenn uns dieser Ausbruch erreicht,

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