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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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würde ich nicht tun, junger Katzenherr. Der Prophet predigt den Krieg mit den Völkern des Ostens, und da kann es durchaus sein, dass ein Schwachkopf der Ansicht ist, es wäre leichter, ein hilfloses Wesen wie dich zu töten, als sich den Heeren T’wools und seiner Vasallen zu stellen.«
    »Ich bin nicht hilflos!«, protestierte Rongi und verzog sein Gesicht, denn das grünmagische Feuer, das ihm aus der Stadt entgegenloderte, tat ihm weh. Er sah aber ein, dass er in Laisas und Borlons Begleitung sicherer war, als wenn er allein bleiben würde.
    Der Oberpriester legte seine Stirn in nachdenkliche Falten. »Mit einem Quartier ist das so eine Sache. Ich sagte schon, dass die Stadt mehr als überlaufen ist. Selbst die Hühnerställe werden bereits an Pilger vermietet. Es wird nicht leicht werden, einen Platz für euch zu finden. Am besten, ihr kommt mit in mein Haus, auch wenn es mich wenig freut, ein blaues Geschöpf zu beherbergen.«
    Er warf Rongi einen missbilligenden Blick zu und bat Laisa und die anderen, ihm zu folgen. Laisa sah noch einmal auf den Fluss, wo Naika es sich inzwischen auf einer kleinen Insel bequem gemacht hatte. Die Nixe winkte ihr zu und schien erleichtert zu sein, Gamindhon nicht betreten zu müssen.
    ☀ ☀ ☀
    Der Schwarzlandmagier Salavar wandte sich vom Fenster ab und bedachte seinen Helfer Kedrok, der eben zur Tür hereinkam, mit einem zornigen Blick.
    »Verfluchter Narr, weshalb musstest du so lauthals brüllen, dass die Fremden umgebracht werden sollen? Jetzt sind sie misstrauisch und werden sich genauer umschauen, als uns lieb sein kann.«
    Kedrok trat ans Fenster und zeigte auf das Stadttor, durch das der Oberpriester gerade Laisa und die anderen führte. »Wisst Ihr, wer dieses Miststück ist? Das ist diese elende Katzendämonin, die sich drüben in Tanfun in die Thronwirren eingemischt und den Sieg dieses Kinderprinzen erst ermöglicht hat. Zuletzt ist auch mein Freund Morkok dabei draufgegangen, und dafür wird sie bezahlen!«
    Salavar warf Kedrok einen wütenden Blick zu. »Du wirst nur das tun, was ich dir befehle, verstanden? Morkok war ein Narr und hat sein Schicksal verdient. Warum musste er auf eigene Faust handeln? Hätte er sich an mich gewandt, wäre es uns gelungen, neben Gamindhon auch Tanfun in unsere Hand zu bekommen, und wir hätten auch die Reichtümer dieses Landes abschöpfen können. So aber müssen wir uns mit dem begnügen, was hier zusammengetragen wird.«
    »Das ist mehr als genug für uns beide.« Kedrok hatte die Zurechtweisung bereits wieder vergessen und zwinkerte Salavar verschwörerisch zu. »Wir werden allerdings bald handeln müssen. Es wird immer schwerer, diese Menschenmassen zu ernähren. Wenn sie erst einmal hungern, wird ihnen die Frömmigkeit rasch vergehen.«
    »Vermutlich!« Salavar rieb sich die Stirn und dachte an das Gold und die Juwelen, welche die Pilger bis jetzt gespendet hatten. Für jemanden wie Kedrok war dies ein Vermögen, das er kein zweites Mal im Leben sah. Er selbst aber hatte als Feldherr und Magier des Schwarzen Landes schon weitaus größere Schätze besessen. Ihm ging es auch weniger um das Gold, als um die auf fast einhunderttausend Menschen angewachsene Menge. Diese Leute wollte er als Sklaven mit in seine Heimat führen. Hinterher würde Gamindhon eine Einöde sein, durch die nur noch der Wind strich, und die anderen grünen Reiche hätten mit diesem Aderlass ebenfalls für ihren frevlerischen Überfall auf die Reiche im Süden bezahlt.
    Doch in einem hatte Kedrok recht: Sie mussten ihre Beute in Sicherheit bringen, bevor sich weitere Schnüffelnasen für sein Tun interessierten. Khatons Auftauchen hatte er noch als Zufall abtun können, doch eine weißmagische Katze war so einmalig, dass selbst er sich nicht erinnern konnte, jemals eine gesehen zu haben. Ihr Erscheinen genau an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt musste einen tieferen Grund haben.
    Salavar spürte, wie die Furcht ihm kalt den Rücken herunterlief. Hielten die Mächte im Westen ihre Seite der Dämmerlande noch immer oder bereits wieder unter Kontrolle? Hatten sie sein Tun bemerkt? Fragen über Fragen schossen ihm durch den Kopf und mit jeder wurde er nervöser. Erneut trat er ans Fenster und starrte hinaus. Er sah jedoch nicht die Zeltstadt, die sich um sein Hauptquartier erstreckte, und auch nicht die erst vor kurzem neu errichteten Wehrmauern der Stadt, die nicht nur Schutz vor den wilden Horden von der anderen Seite des Stromes boten, sondern auch vor

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