Stern der Göttin
nicht tun will.«
»Keine Sorge! Du sollst nicht auch noch dafür bezahlen müssen, uns übergesetzt zu haben. Ganz im Gegenteil.« Laisa zog eine Münze aus dem Beutel, den sie sich an den Gürtel gehängt hatte, und reichte ihn der Frau, ohne daraufzusehen.
»Aber das ist ja ein ganzer Silberfirin. Das ist viel zu viel!«, rief die Fischerin erschrocken aus.
»Stimmt schon!«, antwortete Laisa und sprang an Land.
Es war wie das Eintauchen in brodelnden Dampf. Um sie herum war alles von Grün erfüllt. Sogar die Luft und der Himmel troffen von dieser Farbe. Die Magie kam von zwei Quellen, einer weiter entfernten inmitten der Stadt, die wie ein grüner Schattenriss vor einem hell auflodernden Feuer wirkte, und von einer schwächeren, die Laisa jedoch arg missfiel. Diese ging von einem halbfertigen Gebäude aus, welches zwischen Hafen und Stadt errichtet wurde.
Laisa stellte die Haare auf, als sie dorthin schaute, und sie bleckte in unterbewusster Abwehr die Zähne. »Hier gefällt es mir gar nicht!«, flüsterte sie ihren Freunden zu.
Ein Blick in Naikas Gesicht zeigte ihr, dass diese ihre Gefühle teilte. Auch Borlon schüttelte sich und spitzte die Lippen, als wolle er ausspucken. Ysobel hingegen wirkte ratlos und schien nicht so recht zu wissen, wie sie ihre Empfindungen in Worte fassen sollte.
Rongi tat sich hier weniger Zwang an, denn als blaumagisches Geschöpf tat ihm die intensive Strahlung weh. »Ich finde diesen Ort zum Kotzen!«, erklärte er entschieden.
Seltsamerweise war die grüne Strahlung jenseits des Flusses nicht zu spüren gewesen, obwohl sie, wie Laisa nun bemerkte, auf dieser Uferseite sehr weit in alle Richtungen reichen musste. Als sie aufmerksam witterte, bemerkte sie auch noch magisches Schwarz, das von dem Grün fast verdeckt wurde und sie an die Flussmaulleute erinnerte. Doch es wirkte hier um etliches stärker und bedrohlicher als das bei Tavuk und seinen Leuten.
»Wenn die ehrenwerte Dame erlaubt, würde ich gerne ablegen. Der Hafenmeister kommt auf uns zu!«
Jetzt erst erinnerte Laisa sich wieder an die tanfunische Fischerin, die sie herübergebracht hatte, und nickte zustimmend.
»Du kannst gerne aufbrechen. Hab Dank für die Überfahrt!« Laisa sah, wie die Frau sichtlich erleichtert ihr Boot in den Fluss hinausstieß und auf das andere Ufer zuhielt. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Hafenmeister, der eiligen Schrittes auf sie und ihre Freunde zukam.
»Wisst ihr nicht, dass es verboten ist, außerhalb des Hafens anzulegen?«, schimpfte er schon von weitem.
Laisa wies auf die Stege, an denen teilweise zwei oder gar drei Boote nebeneinanderlagen, und verzog ihr Gesicht. »Siehst du dort noch einen Platz, an dem wir hätten anlegen und aussteigen können?«
Jetzt erst sah der Mann sie richtig an und prallte zurück. »Blaue Ilyna-Kreatur! Du hast hier nichts verloren. Verschwinde, bevor ich dich ins Wasser werfen und ersäufen lasse!«
Laisa fuhr die Krallen aus und zeigte die Zähne. »Du kannst es versuchen. Beschwere dich aber hinterher nicht, wenn du es bist, der ein Bad nimmt!«
»Du drohst mir, dem Hafenmeister von Gamindhon? Das wirst du bereuen!« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, drehte der Mann sich um und rief durchdringend um Hilfe. Einige Männer, die neugierig näher gekommen waren, um sich die seltsamen Fremden anzusehen, schlossen sofort zu ihm auf. Dolche wurden gezückt, und einige von ihnen hoben Steine auf, um sie als Wurfgeschosse zu verwenden.
Wütende Stimmen schlugen Laisa entgegen. »Ostgesindel, zur Ilyna mit euch!« »Bringt sie um!« »Worauf wartet ihr noch.« »Erschlagt sie!«
Kein Einziger kümmerte sich um die beschrifteten Schärpen, die sie, Rongi und Ysobel trugen. Ihr Hass richtete sich auch gegen den Bor’een, denn sie bedachten ihn ebenfalls mit beleidigenden Äußerungen und nannten ihn ein Geschöpf aus den Trögen Giringars.
Borlon stieß einen grollenden Ruf aus und war kurz davor, sich auf den Hafenmeister und dessen Helfer zu stürzen. Auch Laisa machte sich zum Kampf bereit, doch bevor es dazu kam, schnellte Naika aus dem Wasser und überschüttete die geifernden Leute mit einem kühlenden Schwall.
»He, du! Dafür wirst du bezahlen!«, schrie der Hafenmeister, der am meisten von dem Flusswasser abbekommen hatte. Dann aber begriff er, wem er gegenüberstand, und wich erbleichend zurück. Die Nixe, die zwar nicht das schmale Gesicht, dafür aber die langen, spitzen Ohren mit den Eirun gemeinsam hatte und
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