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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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schleudern, in dem ich endlose Qualen erleiden muss.«
    Nun begann Kaolu zu brüllen. »Verdammt, seid ihr Soldaten oder Memmen? Einer wird doch wohl den Mut haben, dieses alte Gerippe zu enthaupten!«
    Ein Mann trat einen halben Schritt vor, doch als ihn einer seiner Kameraden am Ärmel packte, reihte er sich wieder ein.
    Laisa saß oben auf ihrem Turm und schnalzte mit der Zunge. Das Ganze entwickelte sich immer mehr nach ihrem Geschmack. Sie musste nur aufpassen, dass die Situation nicht aus dem Ruder lief.
    Unterdessen begriff Kaolu, dass keiner seiner Männer bereit war, den Oberpriester zu töten. Als dann auch noch Hubai spöttisch lachte, ergriff er fluchend die Axt und trat damit auf den Richtblock zu.
    Alle Soldaten und Priester erstarrten, als er die Axt zum Schlag hob, und keiner von ihnen achtete auf den grauen Schatten, der flink den Turm herabflitzte. Mit einem gewaltigen Satz schnellte Laisa über die Männer hinweg, die sich um den Richtblock versammelt hatten, und entriss Kaolu die Axt. Noch in der Bewegung löste sie die Schnur, die den Kopf des Oberpriesters auf dem Richtblock festhielt, und durchtrennte seine Handfesseln.
    Kaolu blickte Laisa mit weit aufgerissenen Augen an und kroch vor Entsetzen zitternd von ihr fort. »Ein Dämon des Ostens! Tötet ihn, bevor er uns alle frisst.«
    Die Soldaten aber gingen rückwärts. Wesen wie Laisa kannten sie nur aus Sagen und Mythen, und sie waren immer Boten des Todes gewesen. Schließlich packten einige ihre Waffen fester und machten Anstalten, auf die Katzenfrau loszugehen. Da Laisa sich auf einen Kampf mit so vielen nicht einlassen konnte, wollte sie sich mit ein paar schnellen Sprüngen in Sicherheit bringen.
    Doch da hob auf einmal der Oberpriester die Hand. »Halt!«
    Er stammte aus einem alten magischen Geschlecht, das sich einen Teil der alten Fähigkeiten bewahrt hatte, und blickte tiefer als die anderen Männer. Daher erkannte er das Weiß in ihr.
    »Halt!«, rief er noch einmal. »Dies ist kein Ostdämon und keine Kreatur Ilynas! Sie trägt die Farbe Meandirs.«
    Dabei beugte er sein Knie vor Laisa und hob ehrfürchtig die Hände. Sein Beispiel verwirrte die Krieger. Doch als sie Laisa nun anblickten, sahen sie auf einmal kein blutrünstiges Monster mehr vor sich, sondern ein Wesen, das sich über die ganze Sache köstlich zu amüsieren schien.
    »Stimmt es? Seid Ihr wirklich ein Geschöpf Meandirs?«, wagte Hubai vorsichtig zu fragen.
    Laisa wandte sich zu ihm um, ohne dabei Kaolu aus den Augen zu lassen. »So sagt man! Ich bin Laisa, die ausgezogen ist, um Abenteuer zu erleben. Derzeit helfe ich einem kindlichen Prinzen, sein Recht zu behaupten.«
    »Ihr habt Punji gesehen? Er lebt also noch. Talien und Meandir sei Dank!« In der Stimme des Oberpriesters schwang Jubel mit. So sicher, wie er sich Kaolu gegenüber gegeben hatte, war er sich seiner Sache nicht gewesen.
    »Ich habe Punji geholfen, sich seiner Verfolger zu entledigen, und bin für diesen Kampf in seine Dienste getreten«, erklärte Laisa.
    Während Kaolu wüst fluchte, es aber nicht wagte, mit eigener Hand gegen sie vorzugehen, atmete Hubai mehrmals tief durch. »Glaubt Ihr, dass der erhabene Prinz Gnade mit einem alten Narren walten lassen würde, der so dumm war, sich von anderen Narren beschwatzen zu lassen?«
    »Ich habe ihm geraten, reuigen Sündern zu vergeben. Das gilt jedoch nicht für Leute wie den Mann hier, der selbst vor einem Mord an ehrwürdigen Priestern nicht zurückschreckt!« Laisa zeigte dabei auf Kaolu, der bis zum Kreis der Soldaten zurückgewichen war und nun von diesen festgehalten wurde.
    Hubai schnaufte erneut und nickte dann, als müsse er sich seine Entscheidung noch einmal bestätigen. »Wenn der Prinz so gnädig wäre, meine geringen Dienste anzunehmen, würde ich ihm treu gegen jeden Feind folgen.«
    »Er wird so gnädig sein«, sagte Laisa selbstbewusst.
    Sie nahm damit zwar Punjis Entscheidung voraus, aber ihrer Meinung nach war Hubai von seinen rebellischen Ambitionen geheilt. Außerdem war er der Gouverneur einer der neun Provinzen des Reiches und zählte zum höchsten Adel. Allein die Tatsache, dass er sich Punji unterwarf, konnte ganze Landstriche auf die Seite des Prinzen bringen.
    »Was machen wir mit dem dort?« Der Oberpriester warf Kaolu dabei einen vernichtenden Blick zu.
    Laisa merkte ihm an, dass er dem Offizier das Schicksal gönnte, das dieser ihm hatte bereiten wollen. Doch sie wollte diesen so unblutig errungenen Sieg nicht in einer

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