Stern der Göttin
und Farbe und machte daraus eine Fahne, auf der Laisa als die von Meandir und Talien gesandte Vernichterin des Magiers Tedenrhol und dessen Kampfmonster bezeichnet wurde.
Laisa schüttelte den Kopf über diesen Eifer, doch als sie weiterzogen, sah sie rasch ein, wie wertvoll die flatternden Seidenbahnen waren. Die Leute sahen sie schon von weitem, und da es in jedem Dorf einige Einwohner gab, die die Aufschriften entziffern konnten, jubelten sie Laisa als ihrer Retterin zu und eilten in Scharen herbei, um ihr im Kampf gegen Waihe beizustehen.
Als sie Hubais Festung erreichten, war die Schar der Bewaffneten, die sie mit sich führten, auf mehr als Tausend angewachsen und stellte damit ein Heer dar, das selbst der Burgbesatzung gewachsen sein würde. Diese hatte zuerst die Tore verrammelt und sich auf die Verteidigung eingerichtet, doch als sie die Stimme ihres Gouverneurs hörten, der sie zur Treue gegenüber dem Erbprinzen Punji aufrief, zeigte sich, dass viele von ihnen nur aus Anhänglichkeit zu ihm auf Waihes Seite übergewechselt waren. Die Tore flogen auf, die Soldaten strömten heraus und ließen Punji hochleben.
Hubai kam mit leuchtenden Augen auf Laisa zu. »Jetzt glaube ich selbst, dass wir siegen können. Der ganze Norden wird sich für den Erbprinzen erheben und den Usurpator hinwegfegen wie ein Blatt im Sturm. Wäre es nicht an der Zeit, Punji selbst zu holen? Allein seine Anwesenheit würde die Armee unserer Feinde lähmen und das ganze Volk dazu bringen, sich uns anzuschließen.«
Auch der Oberpriester schloss sich dieser Bitte an. »Der ehrenwerte Hubai hat recht, Herrin Laisa. Es wäre wirklich an der Zeit, dass die Menschen den Erbprinzen mit eigenen Augen zu sehen bekommen.
Ganz passte es Laisa nicht, den Jungen einer möglichen Gefahr auszusetzen, doch sie verstand die beiden Männer. Da der Prinz für sein Volk ein Symbol der Einheit mit dem Gott war, konnte allein seine Anwesenheit den Machtkampf zu seinen Gunsten entscheiden. Daher stimmte sie schließlich zu.
»Also gut, ich hole den Prinzen. Es wird aber ein paar Tage dauern. Glaubt ihr, dass ihr euch so lange hier halten könnt?«
»Das werden wir gewiss!« Hubais Worte klangen wie ein Schwur.
☀ ☀ ☀
Laisa war noch keine drei Stunden unterwegs, als sie in der Ferne einen Trupp berittener Krieger entdeckte, der ihr entgegenzog. Blitzschnell kletterte sie auf den nächsten Baum und versteckte sich im dichten Geäst. Tausend Überlegungen schossen ihr durch den Kopf, doch nur eine einzige schien ihr schlüssig. Waihe hatte einen Trupp in die Berge geschickt, und dieser hatte Punji und ihre Freunde entdeckt und gefangen genommen. Wütend zeigte sie die Zähne. Der Gedanke, zu Hubai zurückzukehren und mit dessen Hilfe diesen Trupp abzufangen, kam ihr gar nicht erst, denn in ihrem Kopf entstanden bereits Pläne, wie sie Punji, Borlon und die anderen befreien könnte.
Auf einmal hörte sie dicht neben sich ein fröhliches Kichern, fuhr herum und verlor beinahe den Halt. Diesmal war es Rongi gelungen, sich lautlos und gegen den Wind an sie anzuschleichen.
Der Katling schnurrte vor Vergnügen, als er ihre verdatterte Miene sah. »Na, was sagst du, bin ich nicht gut?«
»Ich habe nicht richtig aufgepasst.« Laisa war verärgert, weil sie sich hatte überraschen lassen. Gleichzeitig aber fiel ihr ein Stein vom Herzen. Sie fasste Rongi mit einer Hand an der Schulter und wies mit der anderen auf die Reiter, die bereits recht nahe gekommen waren.
»Gut, dass es dir gelungen ist, den Feinden zu entgehen. Gemeinsam können wir unsere gefangenen Freunde befreien.«
»Nix befreien! Das sind unsere Freunde«, antwortete Rongi kichernd und berichtete ihr, dass einige Soldaten, denen Laisas Plakate die Augen geöffnet hatten, Punji in die Berge gefolgt waren, um ihn zu suchen und ihre Dienste anzubieten. Rongi hatte die Männer auf seinen Patrouillengängen entdeckt und zu dem Prinzen geführt. Danach hatte der Prinz sich gesagt, dass sein Anblick viele weitere Krieger dazu bringen würde, Waihe zu verlassen und sich ihm anzuschließen, und zum Aufbruch gedrängt. Sein Lehrer Tiehu war mit ihm einer Meinung gewesen, und gemeinsam hatten sie Borlon, Naika und Ysobel schließlich überreden können, sie nach Tanfun zurückzubringen.
»Es soll hier rundgehen, haben die Soldaten gesagt. Waihe kann sich seiner Truppen nicht mehr sicher sein. Es heißt, er will fremde Söldner ins Land holen, und das mögen die Tanfuner nicht – und wir ebenso
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