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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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konnte er aber nicht in der Hauptstadt tun, sondern nur in einer abgelegenen Gegend.
    Sie kratzte sich am Kopf und sah dann Rongi mit funkelnden Augen an. »Ich werde Waihe und seinen Leuten folgen und zusehen, ob ich etwas für die Gefangenen tun kann. Du aber kehrst zu Punji zurück und berichtest ihm, dass seine Sache gar nicht so schlecht steht.«
    Der Katling zog enttäuscht die Lippen hoch. »Immer wenn es lustig wird, darf ich nicht mit!«
    »Das wird nicht lustig, mein Kleiner, ganz im Gegenteil. Aber wenn es schiefgehen sollte, brauche ich jemanden in der Hinterhand, der mich notfalls retten kann. Außerdem ist es sehr wichtig, dass Punji weiß, wie es im Land aussieht.«
    Der Katling nickte eifrig und versprach, sich zu beeilen. Dann stibitzte er ihr die Reste seines Vogels und verschlang das wenige an Fleisch, das noch an den Knochen hing.
    »Ich habe immer noch Hunger«, sagte er dabei mit vollem Mund.
    »Ich besorge dir noch etwas, damit du unterwegs nicht jagen musst.« Laisa verschwand und kehrte kurz darauf mit einem geschlagenen Waldhuhn zurück.
    »Hier, dein Proviant für unterwegs. Und jetzt ab wie der Wind!«
    Der Junge lachte, band sich das tote Huhn um den Hals und glitt den Baum hinab. Laisa wünschte ihm Glück auf seinem Weg. Sie selbst richtete ihren Blick nach Südosten. Rongis Aussagen zufolge besaß Waihe einen Vorsprung von zwei Tagen. Vor den Bergen konnte sie ihn daher wohl nicht mehr einholen. Doch mit Hilfe ihrer Nase würde sie ihn finden, wo immer er sich auch versteckte.
    ☀ ☀ ☀
    Nord-Tanfun war ein Land fleißiger Bauern, die in festgefügten Gemeinden lebten, an denen der Zahn der Zeit beinahe wirkungslos vorbeigegangen war. Sie arbeiteten auf ihren Feldern, beteten in ihren kleinen Tempeln um Glück, Gesundheit und reiche Ernte sowie für ihren König in Tanfunrah und bemühten sich, ein Talien gefälliges Leben zu führen. Unruhen und Wirrnisse, wie sie derzeit herrschten, waren nicht nach ihrem Sinn. Daher standen sie den Soldaten verständnislos gegenüber, die in größeren Trupps durch das Land patrouillierten und jede größere Ansammlung von Menschen als Zusammenrottung potenzieller Rebellen auseinandertrieben.
    Obwohl Laisa sich beeilte, zu dem Usurpator aufzuschließen, beobachtete sie doch einiges, was ihren Optimismus förderte. Wie es aussah, hatte Waihe sich verschätzt, als er geglaubt hatte, die Macht in Tanfun ohne größere Probleme übernehmen zu können. Wenn es ihm nicht bald gelang, Punji auszuschalten, würden ihn alle Tanfuner als Thronräuber betrachten.
    In gewisser Hinsicht sah Laisa dies als ihr Verdienst an. Ohne ihre Plakate hätte das Volk wohl nie die wirklichen Umstände der Machtergreifung erfahren. Unterwegs entdeckte sie sogar Plakate und Flugblätter, die nicht von ihrer Hand stammten, aber dieselben aufrührerischen Texte enthielten.
    Zufrieden mit sich und der Entwicklung folgte sie der Spur von Waihes Reitertrupp, die auf die Waldberge zuführte, bis sie an eine Kreuzung gelangte. Die Hufabdrücke und ihre Nase sagten ihr, dass der größte Teil der Reiter weiter in die Berge hineingezogen war. Etliche waren jedoch hier abgebogen, um wieder ins Innere des Landes zurückzukehren. Einige Augenblicke focht sie einen harten Kampf mit sich aus. Eine falsche Entscheidung konnte das Ende der gefangenen Priester bedeuten. Diese hatte man aber sicher nicht bis an die Grenzen des Landes verschleppt, um sie jetzt wieder zurückzubringen. Daher beschloss Laisa, dem Trupp zu folgen, der in die Berge zog.
    Unterwegs musste sie immer wieder Dörfern ausweichen. Diese waren kleiner als weiter drinnen im Land, und die Menschen wirkten anders. Männer und Frauen gingen nie ohne Waffen außer Haus, denn jenseits der nahen Grenze erstreckten sich endlose Sümpfe bis hin zum Großen Strom, und die wurden von Freistädtern und anderem Gesindel bewohnt, die immer wieder das tanfunische Grenzland überfielen.
    Dies erfuhr Laisa, als sie das Gespräch einiger Bauern belauschte. Diese Leute waren sogar froh, mehr Soldaten als früher zu sehen, denn sie erhofften sich von ihnen Schutz gegen die Sumpfräuber. Wer gerade in Tanfunrah herrschte, interessierte sie weitaus weniger. Nun verstand Laisa auch, weshalb Waihe die Priester hierher hatte bringen lassen. In dieser Gegend würde kein Hahn danach krähen, wenn er sie ermorden ließ.
    Während Laisa dem Reitertrupp mit den Priestern in ein abgelegenes Seitental folgte, bemerkte sie, wie sich das Land

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