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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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über die Schulter und spähte zum Fenster hinaus.
    Draußen war alles ruhig geblieben. Dennoch wartete Laisa einige Augenblicke, bis sie mit ihrer Last zum Fenster hinausstieg und das kurze Stück bis zum Boden kletterte. Noch während Waihe verzweifelt darauf hoffte, eine der Wachen, die müde herumstanden, würde auf seine Entführung aufmerksam werden, lief Laisa los.
    Innerhalb kurzer Zeit ließ sie das Jagdhaus weit hinter sich und hielt auf die Stelle zu, an der sie Rongi und ihre Stute zurückgelassen hatte. Sie brauchte die beiden nicht einmal zu rufen, denn hinter ihr blieb alles ruhig.
    Allerdings kam ihr Rongi fast auf halbem Weg entgegen. Er saß auf dem Pferd, die Krallen ins Sattelleder geschlagen, und maunzte vor Vergnügen, als er den Gefangenen auf ihrem Rücken sah. »Das ist also Waihe?«
    Laisa nickte grinsend. »Du hast recht, es ist Waihe. Weißt du, ich will einen großen Krieg vermeiden. Das ist doch nur unsinniges Blutvergießen! Nun, da ihr Anführer verschwunden ist, wird es Waihes Parteigängern schwerfallen, die ihnen verbliebenen Truppen gegen den Prinzen zu führen. Punji – oder besser gesagt Hubai – dürfte es nun gelingen, mit einer schlagkräftigen Truppe Morkok und dessen Spießgesellen zu verjagen.«
    Während Laisas Gedanken sich mit der Zukunft beschäftigten, vergaß sie die Gegenwart nicht. Sie sorgte dafür, dass sie rasch vorankamen, auch wenn sie dabei die meiste Zeit neben der Stute herrennen musste, um diese nicht zu erschöpfen. Das Laufen bereitete ihr jedoch Freude, und sie lachte mit Rongi um die Wette. Ihr Gefangener hingegen schwebte am Rande einer Ohnmacht, denn von zwei schrecklichen Dämonen aus dem Osten entführt zu werden, bedeutete wahrscheinlich, diesen bald als Mahlzeit zu dienen.
    ☀ ☀ ☀
    Es gab keine Verfolger. Laisa wollte es zunächst nicht glauben, denn jeder Katling hätte ihre Spuren aufnehmen können. Das galt auch für die Hunde, die es in diesem Land gab. Sie konnte sich allerdings nicht erinnern, ob es bei der Jagdhütte welche gegeben hatte.
    Rongi merkte ihre Nachdenklichkeit und fragte nach. »Was hast du?«
    »Ich wundere mich nur, dass die Hunde mich nicht zu bemerken scheinen. Punjis Spur konnten sie doch ohne Mühe verfolgen.«
    Der Katling begann zu grinsen. »Das war Naika. Sie hat einen kleinen Zauber über uns alle geworfen, damit diese hässlichen Biester uns nicht wittern können. Bei dir wirkt er anscheinend immer noch.«
    Dies war eine mögliche Erklärung. Laisa nahm sich jedoch vor, nicht darauf zu vertrauen, dass dieser Schutz noch lange anhielt. Sie umging daher die Siedlungen der Menschen im weiten Bogen und war schließlich froh, als sie eine halbe Tagesreise südlich von Hubais Festung auf den Gouverneur und den Prinzen stieß, die sich bereits auf dem Vormarsch zur Hauptstadt befanden. Ihr Gefangener hatte in der Zwischenzeit nicht einmal Wasser von ihr angenommen, geschweige denn etwas aus ihrer Hand gegessen. Als Laisa ihn Punji vor die Füße legte, atmete Waihe sichtlich auf, obwohl er genau wusste, dass das Beil des Henkers auf ihn wartete. Ihm war der schnelle Tod durch eine Hinrichtung lieber, als von Katzendämonen verschlungen zu werden, die seine Seele gleich mit auffraßen.
    Punji und die anderen starrten den Thronräuber an und hoben dann ihre Blicke beinahe scheu zu Laisa. »Wie ist Euch das gelungen? Da war gewiss Zauberei im Spiel«, platzte Tiehu heraus.
    »Nun, ein wenig.« Laisa dachte dabei an den Schutz vor Hunden, den sie Naika zu verdanken hatte. Die anderen aber hielten sie für die Trägerin großen magischen Wissens und dankten im Geiste Talien, dass er die Katzendame in dieses Land geführt hatte.
    Die sichtbare Ehrfurcht des Prinzen und seines Gefolges reizte Laisas Sinn für Humor, und sie fragte sich, welche Fahnen diesmal für sie gemalt werden würden. Dann wandte sie sich wieder den naheliegenderen Problemen zu und deutete mit einer ausgefahrenen Kralle in die Richtung, in der die Hauptstadt lag. »Wir sollten uns beeilen und Tanfunrah einnehmen, bevor die Freistadt-Söldner es tun. Sind die erst einmal in der Stadt, wird es nicht ohne Blutvergießen abgehen.«
    »Wir werden dieses Gesindel zusammenschlagen, dass es ein für alle Mal das Wiederkommen vergisst!« In Hubais Worten schwang der Ärger über etliche Überfälle mit, die sich die Bewohner der Sumpfstädte hatten zuschulden kommen lassen.
    Er gab einige Befehle, und als sich der Heerzug wieder in Bewegung setzte,

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