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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Freistädtern zu verbünden, wie auch seine Gefangennahme brachten auch dessen eifrigste Anhänger dazu, ihre Häupter vor Punji zu neigen und ihn um Gnade zu bitten. Von Hubai und seinem Lehrer Tiehu klug beraten, gewährte der Prinz allen Verzeihung, die sich reuig zeigten.
    Erst als sie die Hauptstadt erreichten und Kaoni ihnen an der Spitze aller dort verbliebenen Würdenträger entgegenzog, regte sich Widerstand.
    Einer der Priester, die Laisa in den Waldbergen gerettet hatte, rief laut »Anmaßung!« und wollte Kaoni mit einem Fußtritt vertreiben. Der Hohepriester hielt ihn jedoch zurück.
    »Kaoni mag in der Vergangenheit gefehlt haben, doch in der Stunde der Entscheidung hat er sich dem Erbprinzen unterworfen und ihm die Stadt übergeben. Er hätte auch versuchen können, sie zu halten, bis er Hilfe durch die Freistädter erhalten hätte.«
    »Oh nein!« rief Kaoni empört aus. »Dieses Gesindel hätte ich niemals nach Tanfunrah hineingelassen. Ich habe Waihe gewarnt, sich mit denen einzulassen, doch er hat nicht auf mich gehört.«
    Nach Kaonis Worten richteten sich alle Augen auf Laisa, die Waihes Verhandlung mit den Freistadt-Söldnern mit verfolgt hatte. Kaoni erkannte, dass ihr das Recht zugesprochen wurde, über sein Schicksal zu entscheiden, und gab sich verloren. Zwar las er an den Fahnen, die sie umgaben, dass ihre magische Farbe Weiß war, doch er glaubte nicht so recht daran. Für ihn war sie ein Ungeheuer aus dem Osten, das ihn vernichten wollte. Als Laisa jedoch zu sprechen begann, riss er erstaunt die Augen auf.
    »Ich kann bestätigen, dass es wenig Freundschaft zwischen diesem Priester und Waihes Verbündeten gab. Hätte Waihe nicht eingegriffen, wäre er von den Kerlen umgebracht worden.«
    Der Oberpriester nickte in dem Gefühl, sich beim Charakter seines Untergebenen nicht völlig geirrt zu haben. Auch Punji wirkte halbwegs versöhnt. »Da du in der entscheidenden Stunde zu mir gehalten hast, überlasse ich das Urteil über dich deinem Oberhaupt. Er mag bestimmen, was mit dir geschehen soll.«
    »Eine weise Entscheidung«, antwortete der erste Priester des Reiches. »Kaoni wird den siebten Rang in der Priesterschaft behalten und in den nächsten Jahren als unser Gesandter im heiligen gelben Tempel von Edessin Dareh dienen.«
    Die beiden Priester, die im Rang unter Kaoni gestanden hatten, murrten zwar ein wenig, denn sie hatten sich eine Beförderung erhofft, doch die fünf obersten Reichspriester waren einverstanden. Der Posten eines Gesandten in Edessin Dareh galt zwar als ehrenvoll, wurde aber meistens einem in Ehren ergrauten Priester übertragen, der nicht zum Kreis der neun Tempeloberhäupter des Reiches zählte. Macht besaß der Gesandte keine. Im Grunde übergab er nur die Briefe der Tanfuner Priesterschaft an die Vertreter des Heiligen Synods und sandte dessen Weisungen und Beschlüsse in die Heimat.
    Da es für Kaoni weitaus schlimmer hätte kommen können, war auch er mit dieser Entscheidung zufrieden. Er bedankte sich aufrichtig bei seinem Oberhaupt, aber auch dem Prinzen. Selbst an Laisa richtete er seinen Dank, wenn auch aus respektvoller Entfernung.
    Hubai dauerte der Aufenthalt bereits zu lange, und daher gab er das Zeichen zum Weiterreiten. Dabei hielt er aber sein Pferd zurück, so dass Punji ein ganzes Stück vor den anderen das offene Stadttor erreichte. Die Wächter dort knieten nieder und blickten zu Boden, um ihre Achtung vor dem neuen Herrscher zu bekunden. Der Prinz ritt jedoch nicht durch das Tor, sondern drehte sich um und winkte Laisa zu sich her.
    »Dir habe ich es am meisten zu verdanken, dass ich heute hier bin. Damit hast du das Recht, als Erste die Stadt zu betreten.«
    Doch Laisa hielt sich zurück. Zu viel Höflichkeit war auch für einen Herrscher nicht gut. Wenn sie vor Punji Tanfunrah betrat, würde es immer heißen, dass er nicht aus eigener Kraft den Thron errungen hätte, sondern von einer fremden Katzenfrau, einem Dämon aus dem Osten, daraufgesetzt worden wäre. Dies würde für sein Ansehen schädlicher sein als seine Jugend.
    Mit einem hintergründigen Lächeln verneigte sie sich im Sattel ihrer Stute und fuhr dabei die Kralle ihres rechten Zeigefingers aus. Bevor Punji begriff, was sie vorhatte, versetzte sie seinem Pferd einen leichten Stich, nicht stark, aber ausreichend, um das Tier antraben zu lassen. Bevor er es zügeln konnte, hatte er das Tor passiert und sah die von Menschen gesäumten Straßen von Tanfunrah vor sich.
    Jubel wallte auf

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