Stern der Göttin
Nordostprovinz, die direkt an die Sümpfe grenzt, stehen seit Generationen im Kampf mit diesen Leuten. Sie werden sich eher Punji anschließen, als Freistädter als ihre neuen Oberhäupter anzuerkennen.«
Obwohl Kaoni leise gesprochen hatte, waren seine Worte an Morkoks Ohren gedrungen. Der Freistädter setzte eine überhebliche Miene auf und sprach den Priester über den Kopf Waihes hinweg an. »Um diese Leute niederzuhalten, werden wir Sklaven aus dem Norden einsetzen, gelbe Männer aus den Landen östlich der Drachenberge. Das sind zwar Barbaren, aber da sie zu eurem Talien beten, wird das tanfunische Gesindel ihnen gehorchen. Allerdings kostet es einiges, ein paar Hundert dieser Kerle zu kaufen. Euer König wird seine Schatztruhen weit öffnen müssen.«
»Und zwar sehr weit«, rief einer von Morkoks Männern lachend dazwischen.
Waihes Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Die Geister, die er gerufen hatte, drohten ihm jetzt schon über den Kopf zu wachsen. Mit den tanfunischen Truppen, die er noch besaß, konnte er jedoch nicht gegen Punji vorrücken, denn er musste befürchten, dass der größte Teil seiner Leute überlief. Wenn er den geraubten Thron behalten wollte, war er auf die Freistädter angewiesen. Das wussten die Kerle und erhöhten jedes Mal, wenn sie den Mund aufmachten, ihre Forderungen.
Einer der angetrunkenen Männer beugte sich zu Waihe hinüber und fuchtelte ihm mit einem halb abgenagten Waldhuhnbein vor der Nase herum. »Also, wenn wir in Tanfun etwas gelten sollen, brauchen wir auch die entsprechenden Titel und Würden. Du musst uns zu Grafen und Baronen machen, damit der Pöbel weiß, mit wem er es zu tun hat.«
»Ein guter Gedanke! Ich glaube, das ist wirklich nötig.« Morkok klopfte seinem Gefolgsmann anerkennend auf die Schulter und blickte Waihe auffordernd an.
Empört über diese Anmaßung, sprang der Priester auf. »Die Hohen Geschlechter Tanfuns sind genau wie die der anderen alten Reiche des Westens in der Stammtafel des Reiches in Edessin Dareh eingetragen. Die Zahl an Baronien und Grafschaften, die unserem Land zusteht, ist erfüllt. Solange nicht eine andere Sippe ausstirbt, dürfen keine neuen Grafen und Barone eingetragen werden!«
Morkok zog grinsend seinen Dolch aus der Scheide und trieb die Klinge tief in die Tischplatte. »Dann sorgen wir eben dafür, dass ein paar Plätze frei werden. Es gibt genug Edle in Tanfun, die noch immer zu Punji halten. Hacken wir ihnen die Köpfe ab, und die Sache ist erledigt.«
»So einfach geht es nicht«, würgte Kaoni hervor, wurde aber von Waihe gebremst.
»Warum sollten wir es nicht tun? Hubai und etliche andere haben sich meine Gunst verscherzt. Ich werde sie beseitigen und Männer an ihre Stelle setzen, denen ich vertrauen kann.«
Der Priester vergaß in seiner Erregung jeden Respekt vor seinem Anführer. »Waihe, wenn du das tust, kannst du diesem gierigen Hund von einem Freistädter gleich deine Krone übergeben!«
Zu Kaonis Glück steckte Morkoks Klinge so tief in der Tischplatte, dass dieser den Dolch nicht gleich herausziehen konnte. Als der Freistädter ihn endlich in den Händen hielt und damit auf den Priester losgehen wollte, streckte Waihe ihm abwehrend die Hand entgegen.
»Halt! Ich brauche diesen Mann noch. Von den neun Oberhäuptern des tanfunischen Tempels ist er der Einzige, der mich unterstützt. Daher kann ich nicht auf ihn verzichten. Der gelbe Heilige Synod in Edessin Dareh würde meine Eingaben ohne das Siegel eines der neun Tempelherren nicht einmal zur Kenntnis nehmen. Doch nun zu dir und deinen Bedenken, Kaoni. Morkok und seine Freunde können nicht nach der Macht in Tanfun greifen. Solange ich der König bin, wird das Volk, abgesehen von ein paar Hitzköpfen, mir gehorchen. Doch sollten sie versuchen, mich zu stürzen und ihren Anführer an meine Stelle zu setzen, wird ganz Tanfun sich gegen sie erheben.
»Wollen wir hoffen, dass Eure Worte sich bewahrheiten.« Kaoni war noch immer skeptisch, hoffte aber, dass Waihes gierige Verbündete diese Warnung ernst nehmen würden.
Dies schien der Fall zu sein, denn Morkok schob den Dolch in die Scheide und rief den herumstehenden Dienern zu, seinen Becher zu füllen. Dann trank er und kicherte anschließend in sich hinein. »Wer hätte gedacht, dass ich mein Leben einmal als tanfunischer Graf beenden würde? Schade, dass mein alter Freund Kedrok nicht dabei sein kann. Aber der hat sich diesem seltsamen Heiligen von Gamindhon angeschlossen und muss froh
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