Stern der Göttin
auf seinem Pferd sitzen geblieben, stieg jetzt aus dem Sattel und neigte sein Haupt vor einer, wie er annahm, hohen Gefährtin der blauen Göttin Ilyna.
»Lasst auch mich Euch in T’wool willkommen heißen und Euch meine Freude über Euer Erscheinen aussprechen. Gerade in dieser schwierigen Situation bin ich überglücklich, die Unterstützung einer Hohen Dame des Blauen Landes zu erhalten.«
Laisa hörte im Hintergrund leises Murren, mit dem die gaffende Menge, aber auch einige der Krieger, die Worte ihres Königs kommentierten. Dem Anschein nach war sie nicht bei allen willkommen. Schnell beantwortete sie den Willkommensgruß des Königs mit ein paar artigen Worten und blickte sich um. Nun bemerkte sie Wachtposten, die mit quer gehaltenen Speeren vor einigen Gassen standen und diese absperrten.
Tharon folgte ihrem Blick und verzog das Gesicht. »Es war leider unumgänglich, den Stadtteil der blauen Einwohner T’woollions durch Militär zu sichern, da der Zorn der übrigen Bürger durch die Entführung Ihrer Königlichen Hoheit Zhirilah neue Nahrung gefunden hat und Ausschreitungen zu befürchten waren.«
Da Laisa von dem sie begleitenden Offizier einiges über das gespannte Verhältnis T’wools zu seinem Nachbarn Vhoreghan und den Wardan-Reichen in der näheren Umgebung gehört hatte, begriff sie, dass die Stadt kurz vor einem Massaker stand. Ewig würde auch Arendhar die blauen Einwohner der Stadt nicht vor der Mehrheit seiner Untertanen schützen können. In Gedanken verfluchte sie Frong, der diesen Schlamassel zu verantworten hatte, und gab Tharon ein Zeichen, dass sie den Hafen verlassen wolle.
»Ich glaube, es ist besser, wir unterhalten uns irgendwo in Ruhe, und du sagst mir, was du schon herausgebracht hast.«
Die Tatsache, dass sie den Stellvertreter des schwarzen Gottes in den Dämmerlanden von gleich zu gleich ansprach, schien einigen T’woolern nicht zu gefallen. Außerdem ärgerten die Leute sich sichtlich, dass Laisa den König als völlig nebenrangig zu betrachten schien. Ihr ging es jedoch darum, Zhirilah so bald wie möglich zu finden und zu befreien. Für Höflichkeiten blieb da keine Zeit.
»Wir gehen am besten in das Gästehaus des Stadtgouverneurs, aus dem die Prinzessin entführt wurde«, erklärte Tharon. »Ihr könnt dort auch mit deren Gefolge sprechen. Allerdings konnten die Leute auch mir nicht das Geringste über das Verschwinden ihrer Herrin berichten. Ihre Hoheit Zhirilah hat sich am Abend zu Bett begeben und lag am nächsten Morgen nicht mehr darin.«
Mit einem jähen Gedankenblitz begriff Laisa Frongs infamen Plan. Da er es so hatte aussehen lassen, als wäre die Prinzessin von Blauen entführt worden, standen die T’wooler kurz davor, sich an der in ihrem Reich lebenden blauen Minderheit zu rächen. Wenn es jedoch zu einem Pogrom kam, würde dies bei den blauen Wardan einen tödlichen Hass auf das schwarze T’wool entfachen und einen Krieg herbeiführen, der die Reiche auf dieser Seite des Stromes so schwächen konnte, dass sie weiteren Angriffen aus dem Westen hilflos ausgeliefert waren.
Tharon führte Laisa in den prachtvoll ausgestatteten, durch die dunklen Farben aber düster wirkenden Schlafraum der Prinzessin und setzte dort seinen Bericht fort.
»Wenn Ihr Eure magischen Sinne einsetzt, könnt Ihr die blauen Artefakte und Spruchrollen erkennen, die hier benutzt worden sind. Ich habe bis jetzt einen Unsichtbarkeits- und einen Betäubungszauber sowie weitere magische Anwendungen gefunden, die verhindert haben, dass Hunde Zhirilahs Spur aufnehmen konnten. Selbst ich konnte dem Weg der Entführer nicht weiter als bis zu dem Portal folgen, durch das diese das Gästehaus verlassen haben. Der dortige Wächter wurde durch einen Betäubungszauber ausgeschaltet und konnte daher auch nichts aussagen.«
Tharon machte eine kurze Pause, als müsse er zuerst seinen Ärger hinunterschlucken, bevor er weiterreden konnte. »Um es ganz offen zu sagen: Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Wer auch immer dieses Verbrechen durchgeführt hat, wusste ganz genau, wie er mich ausmanövrieren konnte. Es geht nicht nur um eine Prinzessin aus einem nachrangigen Königreich, sondern auch um meinen Ruf. Jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, konnte sich ausrechnen, dass König Arendhar mich um Hilfe bitten würde. Gelingt es mir jetzt nicht, Zhirilah zu finden und zu befreien, wird die ganze Welt über mich lachen.«
Laisa spürte die mit Ärger gepaarte Sorge des Evari, doch selbst
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