Stern der Göttin
mit wertvollen Möbeln und langen Regalen bestückt waren, auf denen unter einem Erhaltungszauber liegende Delikatessen aus allen möglichen Ländern standen. Eine Kassette in einem der Räume enthielt Münzen verschiedenster Reiche, darunter auch solche von jenseits des Stromes. Auch gab es hier hübschen Schmuck, der in zumeist offenen Schatullen herumlag. Laisa fielen auf Anhieb ein paar Stücke auf, die sie nur zu gern als Beute gehabt hätte. Vorher aber galt es noch, die Prinzessin zu finden.
Die Fährte endete vor einer weiteren Wand, die Tharon ebenfalls als Illusion erkannte und durch die er einfach hindurchtrat. Laisa tat es ihm gleich und fand sich in einem kleinen Raum wieder, der kaum groß genug war, dass drei Leute sich darin aufhalten konnten. Es fiel ihr sofort auf, dass Wände, Decke und Boden des Raumes völlig mit Silbergeflecht verhüllt waren und an der hinteren Wand ein dicker Stoffballen lag, der durchdringend nach der vermissten Prinzessin roch.
»Dort ist sie«, erklärte Laisa und zeigte darauf.
Tharon schien nicht so sicher zu sein, denn er ließ sich von einem der im Nebenraum zurückgebliebenen Soldaten ein Schwert reichen und schnitt damit die Bänder durch, die um den Stoffballen gewickelt waren. Da er zu ungeduldig war, um den offensichtlich schweren und steifen Inhalt aus dem Tuch zu rollen, löste er die oberen Bahnen durch Zauberei auf und zerriss den Rest.
Zum Vorschein kam eine zur Statue erstarrte Gestalt. So hatte Laisa bereits Naika und Khaton gesehen, und das erleichtert klingende Fluchen des Evari verriet ihr, dass es sich um die vermisste Prinzessin handelte.
»So eine Frechheit, sie mitten unter meiner Nase zu verstecken. Bei Giringar, das sollen die Kerle mir büßen!«
»Bis jetzt haben wir erst einen von ihnen, nämlich den Wirt«, wandte Laisa ein.
»Ich werde den Kerl selbst verhören, und ich schwöre Euch, dass ich die Wahrheit aus ihm herausbringen werde, selbst wenn ich ihn dafür in eine Kröte oder eine Maus verwandeln muss.« Tharon klang so grimmig und entschlossen, dass Laisa der Wirt beinahe leidtat.
Aber als sie sich daran erinnerte, welch schreckliche Folgen diese Tat hätte nach sich ziehen können, trat sie achselzuckend in den Nebenraum, um sich die dort liegenden Schätze anzusehen und zu überlegen, was sie davon von Tharon und Arendhar als Belohnung fordern könnte.
☀ ☀ ☀
Einige Stunden später lag Laisa im Gästehaus des Gouverneurs auf einem weichen Bett. Rongi hockte neben ihr auf einem Fellkissen, während Ysobel auf der Tischkante saß und vor sich hinkicherte, weil sie nun alle einschließlich Heklah angesehene Gäste des Königs von T’wool waren. Sogar Borlon hatte ein eigenes Kämmerchen erhalten und musste nicht im Stall schlafen.
Der Bärenmensch hatte sich ebenfalls zu ihnen gesellt und blickte durch das Fenster auf die vhoreghanische Seite hinüber. Dabei schüttelte er ein übers andere Mal den Kopf, als könnte er das nicht glauben, was er gehört und gesehen hatte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und wandte sich an Laisa.
»Bei allen Sternen, bei uns im Westen heißt es, T’wool lauere nur darauf, über den Strom zu brechen und alle Länder des Westens zu vernichten. Dabei ist ein Krieg zwischen diesem schwarzen Königreich und den blauen Wardan viel wahrscheinlicher.«
Laisa warf ihm einen warnenden Blick zu, denn sie wusste nicht, ob es unerwünschte Ohren gab, die mithörten, was hier gesprochen wurde. Insgesamt aber hatte Borlon recht. Nichts von dem, was sie hier sah, deutete darauf hin, dass T’wool sich zum Sprung nach Westen anschickte. Hier im Osten schien es sogar noch mehr Probleme zu geben als jenseits des Toisserech. Eines davon hatte sie eben gelöst und die vermisste Prinzessin gefunden. Der Rest war Tharons Sache und die Angelegenheit der blauen Evari Yahyeh. Sie selbst hatte eine andere Aufgabe zu erfüllen.
»Ich glaube, wir sollten bald aufbrechen und zu unserem Ziel reisen«, sagte sie leise.
Während Borlon und Ysobel sofort zustimmend nickten, senkte Heklah traurig den Kopf. »Jetzt werde ich wohl weiter mit euch kommen müssen. Dabei habe ich so gehofft, in die Dienste Ihrer Hoheit Zhirilah treten zu können.«
Ysobel fuhr ihr sofort über den Mund. »Laisa ist gewiss eine bessere Herrin als eine verwöhnte Prinzessin!«
Heklah schob trotzig die Unterlippe vor. An ein überschaubares Leben in der Burg von Maraandlion gewöhnt, mochte sie es gar nicht, durch die Lande zu reisen
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