Stern der Göttin
zu verfolgen.
Die von vierzig Ruderern angetriebene Flussgaleere, die den Weg nach T’woollion innerhalb eines einzigen Tages zurückgelegt hatte, wurde nun langsamer und hielt auf einen der vielen Anlegestege im Hafen zu.
Dort wimmelte es von Menschen, und eine Gruppe t’woolischer Panzerreiter in ihren schwarzen Rüstungen und dem roten, sechszackigen Stern auf Brust und Schild hatte sichtlich Mühe, zwei Männer von der Masse abzuschirmen.
»Wer sind diese Leute?«, fragte Laisa den Offizier.
Angesichts des hochrangigen Empfangskomitees klang die Antwort des Offiziers direkt ehrerbietig. »Mein Vorgesetzter hat unsere Ankunft mit Hilfe eines Botenvogels gemeldet, und jetzt werdet Ihr erwartet. Aber ich hätte nicht geglaubt, seine erhabene Majestät und den Evari hier zu sehen.«
»Den Evari? Etwa Tharon?« Für ein paar Augenblicke geriet Laisa in Panik, dann aber straffte sie ihre Schultern. Wenn sie diesen Herrn um den Stern der Irisea erleichtern wollte, war es vielleicht sogar besser, ihn vorher kennenzulernen. Sie richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den Magier, der auf einem pechschwarzen Ross saß und sie mit ähnlichem Interesse betrachtete wie sie ihn.
Als die Galeere anlegte, wartete Laisa nicht, bis das Schiff festgezurrt worden war, sondern sprang mit einem Satz an Land. Rongi tat es ihr gleich und blieb grinsend neben ihr stehen. Sein für einen Katling bereits recht kräftiges Gebiss brachte etliche T’wooler dazu, vor ihm und Laisa zurückzuweichen.
Tharon schwang sich jedoch aus dem Sattel und trat auf die beiden Katzenmenschen zu. Im ersten Augenblick war Laisa so irritiert, dass sie die Augen zusammenkniff. Ihr Gegenüber sah Khaton auf eine so frappante Weise ähnlich, dass sie ihn bei einer zufälligen Begegnung für diesen selbst gehalten hätte, wäre da nicht die tiefschwarze magische Farbe gewesen, die den Mann bis zum Bersten ausfüllte. Der Evari war mit einem geschlitzten Reitkaftan bekleidet und trug darüber einen weiten Kapuzenmantel. Sein prachtvoller schwarzer Bart fiel ihm bis auf die Brust, doch als Laisa ihm in die silbergrau gefleckten Augen sah, war es, als blicke Khaton sie an. Der schwarze und der weiße Evari glichen sich wie zwei Münzen aus dem gleichen Prägestock.
Die Erkenntnis erschreckte Laisa, doch sie nahm sich vor, sich von dem düster gekleideten Mann nicht einschüchtern zu lassen. »Du bist Tharon, wenn ich mich nicht irre!«
Der Evari musterte sie durchdringend. Für Augenblicke glaubte Laisa, er würde ihre Tarnung durchschauen und sie als weißmagisches Geschöpf erkennen, doch dann rang er sich eine leichte Verbeugung ab.
»Ich begrüße Euch in T’wool, Dame Laisa. Allerdings würde es mich freuen, wenn dieses Zusammentreffen zu einer glücklicheren Zeit hätte stattfinden können.«
»Man kann sich den Tag nicht aussuchen, an dem man sich begegnet. Der heutige mag genauso gut sein wie jeder andere.«
Tharon nickte unbewusst. »Da dürftet Ihr recht haben, Dame Laisa. Ich bin ganz froh über Euer Kommen. Es gibt nämlich Schwierigkeiten in T’wool, die das Verhältnis der schwarzen und blauen Völker der Dämmerlande beeinträchtigen können. Es ist hoffentlich in Eurem Sinn, diese zu bereinigen.«
»Wenn es in meiner Macht steht, werde ich es tun«, bot Laisa an.
»Das würde mich sehr freuen.« Tharon atmete so erleichtert auf, als hätte er eine andere Antwort erwartet, und wies dann auf einige Symbole auf Laisas Lederstreifenrüstung.
»Ich wundere mich, dass Ihr im vollen Kriegsornat einer Obristin der Streitkräfte ihrer blauen Gottheit Ilyna unterwegs seid. Ist man im Blauen Reich wegen der Umtriebe in den Dämmerlanden so besorgt, dass man erneut zum Krieg rüstet?«
Da Laisa nicht die geringste Ahnung hatte, was im Land der Göttin Ilyna vor sich ging, musste sie ihm diese Antwort schuldig bleiben. »Mir erschien diese Kleidung für eine Reise in ein von Unruhen erfülltes Gebiet angemessen«, antwortete sie knapp. »Doch nun zu Euren Problemen. Haben diese etwas mit einer Prinzessin namens Zhirilah zu tun? Ich habe nämlich durch Zufall erfahren, dass diese entführt werden sollte.«
»Darüber würde ich mit Euch gerne ohne Zeugen sprechen.« Tharon machte dabei einen so verbissenen Eindruck, als hätte er sich schon einiges Böse wegen der Prinzessin anhören müssen, und wies auf seinen Begleiter.
»Dame Laisa, erlaubt mir, Euch Seine Hoheit Arendhar IV . vorzustellen, den König von T’wool.«
Arendhar war bislang
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