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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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für ein Wunderwesen hielten. Dabei war sie von Magie und Zauberei so unbeleckt wie kaum ein anderes Geschöpf in diesen Landen. Trotzdem sagte sie zu ihrer Stute, sie solle brav an diesem Platz stehen bleiben, und stieg die paar Schritte bis zu Ysobel zurück. Zu ihrer Verblüffung legte der Wallach ihr den Kopf auf die Schulter und prustete leise.
    »Na siehst du, es geht tatsächlich!« Ysobel atmete tief durch und zwinkerte dann Borlon zu.
    »Wenn die Gäule richtig parieren, werden wir den Aufstieg schaffen.«
    »Warum setzen wir nicht den Gehorsamszauber ein, wie unterwegs auf den Schiffen?«, fragte der Bärenmensch.
    »Weil der die Pferde träge und schläfrig werden lässt, und das können wir jetzt nicht gebrauchen.« Ysobel schüttelte verwundert den Kopf, weil Borlon die Grundregeln dieses Zaubers nicht kannte.
    Unterdessen hatte Laisa dem Wallach ihrer Freundin gut zugeredet und ging nun zu Borlons Tier. Als auch der sich beruhigt hatte, zogen sie weiter. Laisa musste sich jedoch in immer kürzer werdenden Abständen um die Pferde kümmern, und so kamen sie an diesem Tag nicht gut voran. Auf diese Weise, fürchtete Laisa, würde es schier endlos dauern, bis sie Tharons Turm erreicht hatten.
    Gegen Abend fanden sie eine Stelle, die ihnen als Nachtlager dienen konnte. Doch kaum war es dunkel geworden, zuckten auf einmal Blitze vom Boden hoch in den Himmel, und ein gewaltiger Donnerschlag hallte über die Berge. Voller Schrecken rissen sich die Pferde los und rasten blindlings davon.
    »Wir müssen sie aufhalten, bevor sie in einen Abgrund stürzen!« Laisa sprang auf und rannte hinter den Tieren her.
    »Vakka! Halt!«, schrie sie und fluchte dabei auf Tharon, der mit seinen Schutzzaubern die Pferde in die Panik getrieben hatte. Zu ihrer Erleichterung beruhigten sich die Pferde, als sie ihre Stimme hörten, und blieben schließlich stehen.
    Als Laisa sie erreichte, fasste sie nach den Zügeln und führte sie wieder zu ihren Freunden zurück.
    »In dieser Nacht kann ich eh nicht mehr schlafen. Kommt, wir ziehen weiter.« In ihrer Anspannung vergaß Laisa, dass nur sie und Rongi in Dunkeln sehen konnten, Borlon und Ysobel aber nicht. Die beiden beschwerten sich aber nicht, sondern stolperten schweigend hinter ihr her.
    Im Nachhinein erwies sich der Zwischenfall sogar als segensreich, denn bei der Verfolgung der Pferde hatte Laisa einen Weg gefunden, der sich an der Felswand hoch und über die andere Seite des Berges wieder in die Tiefe schwang und in eine Wiese über dem Talgrund mündete.
    Kurz darauf schien es, als hätte die Macht, die über dieser Gegend lag, es aufgegeben, Laisas Gruppe zu verscheuchen. Alle vier kamen nun ohne jede weitere Behinderung voran und folgten zuletzt einem schmalen, tief eingeschnittenen Bergtal nach Osten, in dem sich nur für Laisa sichtbar in der Ferne bereits die geballte Schwärze abzeichnete, die Tharons Magierturm einhüllte.
    ☀ ☀ ☀
    »Es sieht wirklich so aus, als hätte der Geist, der den Turm schützt, bereits sämtliche Pfeile verschossen!« Ysobel hörte sich zufrieden an, denn sie waren den ganzen Tag über gut vorwärtsgekommen, ohne auch nur ein einziges Mal durch einen weiteren Zauber behelligt zu werden.
    Laisa teilte diese Ansicht nicht, denn sie fühlte die Macht, auf die sie sich zubewegten, am ganzen Körper. Ihr war, als würde jemand mit einer riesigen Fliegenklatsche auf die kleinen Insekten warten, die sich ihm zu nähern wagten.
    »Seid vorsichtig!«, riet sie ihren Begleitern und nützte auf ihrem weiteren Weg jede sich bietende Deckung. Die gab es zum Glück reichlich. Büsche mit scharfen Dornen standen am Weg, ebenso Bäume mit extrem langen Ästen, die im Wind schwangen, und andere, die knorriger aussahen und deren Rinde sich so schwarz anfühlte, dass Laisa davon übel wurde.
    Ysobel betrachtete die Gewächse und begann zu lachen. »Tharons Wächtergeist ist wirklich nichts wert! Wenn mich nicht alles täuscht, sind das bewegliche Bäume und Büsche aus dem Schwarzen Land, die im Götterkrieg als Waffen eingesetzt wurden. Die müssten uns eigentlich töten oder fangen. Aber sie tun nichts!«
    »Wahrscheinlich hat Laisa Khatons Abschirmzauber aktiviert, so dass sie uns nicht bemerken!«
    Borlons Worte erinnerten Laisa daran, dass sie genau das nicht getan hatte. Rasch holte sie das entsprechende Artefakt, einen hübschen, sechseckigen Kristall von tiefblauer Farbe, aus der Satteltasche. Dabei lief es ihr kalt den Rücken hinab, denn wenn

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