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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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spitzte bereits die Lippen für eine höhnische Antwort, da packte Laisa beide an den Armen. »Ich will keinen Streit, verstanden? Borlon, es bringt nichts, wenn einer hierbleibt und die anderen gehen. Wenn wir in diese gut bewachte Anlage eindringen, benötigen wir dafür alle Artefakte, die Khaton uns mitgegeben hat, und müssten dich schutzlos zurücklassen. Wenn uns dann drinnen etwas passieren sollte, bist selbst du mit deiner Bärenkraft nicht in der Lage, uns zu helfen. Bleibst du jedoch bei uns, kannst du uns mit deiner Kraft und Zähigkeit nützlich sein.«
    Der Bärenmensch nickte mit verkniffener Miene. Es ging über sein Verständnis, wie Laisa das Schwarz aushielt, das ihm wie eine giftige Wolke entgegenwallte. Dann sah er das blaue Artefakt auf ihrer Brust aufleuchten und merkte gleichzeitig, dass der Druck auf seinen Schädel schwächer wurde und er wieder freier atmen konnte.
    »Du hast recht. Es tut mir leid, dass ich mich so dumm benommen habe.«
    »Es war nicht dumm. Unter anderen Voraussetzungen wäre dein Vorschlag weise gewesen. Doch hier stehen wir vor keinem normalen Gebäude, sondern vor einem mit Fallen gespickten Magierturm.«
    »Wie kommen wir überhaupt hinein? Ich sehe keine Tür und kein Fenster«, wandte Ysobel ein.
    Auch darauf hatte Khaton Laisa vorbereitet. Sie lächelte unternehmungslustig und wartete, bis Rongi sich wieder zu ihnen gesellt hatte. Dann trat sie auf den nordöstlichen Turm zu, sprang hoch in die Luft und landete geschmeidig auf dem Dach des Gebäudes. Oben blieb sie einige Augenblicke reglos stehen und lauschte angestrengt, ob sich irgendetwas tat. Doch sie hörte nur den Wind, der ihr um die Ohren strich, und atmete erleichtert auf.
    »Es ist alles in Ordnung. Ich werfe euch jetzt ein Seil zu, damit ich euch hochziehen kann. Ihr dürft dabei aber um der Götter willen nicht die Mauern berühren.«
    »Glaubst du, dass du diesen Bären allein auf das Dach hieven kannst?«, fragte Ysobel zweifelnd und deutete dabei auf Borlon. Während dieser ihr seine beeindruckenden Zähne zeigte, forderte Laisa Rongi auf zu springen.
    »Keine Sorge, ich fange dich schon auf!«, wollte sie noch rufen, da hielt sie ihn schon in ihren Armen. Sie stellte den Katling auf den Boden und nahm das Seil, um es hinabgleiten zu lassen, als Ysobel einige Schritte Anlauf nahm, auf das Gebäude zulief und in die Höhe sprang. Sie schaffte es beinahe, drohte dann aber gegen die Mauer zu prallen. Doch ehe sie sie berührte, hatte Laisa sie gepackt und zog sie hoch.
    »Das nächste Mal sagst du gefälligst, was du vorhast!«, schalt Laisa ihre Freundin.
    Ysobel zog ein wenig den Kopf ein, bedachte dann aber Borlon, der grollend unter ihr stand, mit einem spöttischen Blick. »Ich bin eine Tivenga und kann Dinge, von denen andere Leute nicht einmal zu träumen wagen.«
    »Es hätte schiefgehen können!« Laisa wandte Ysobel den Rücken zu und nahm ihr Seil. »Du musst es auffangen, Borlon …«
    »… und dich dann so leicht wie möglich machen, damit wir dich Riesenross überhaupt vom Boden wegbewegen können. Übrigens: Wäre ich in Übung gewesen, hätte ich es geschafft!« Das Gefühl der Gefahr, das alle ergriffen hatte, schien Ysobel zu berauschen.
    Laisa fragte sich, ob dies eine weitere Falle des schwarzen Evari darstellte, mit der er mögliche Eindringlinge zu übermütigem Handeln bewegen wollte. Wenn dem so war, wirkte es bei ihr jedoch nicht. Sie war noch immer so angespannt wie ein straff ausgezogener Bogen und bereit, in jedem Augenblick so zu handeln, wie ihr Instinkt es befahl.
    Unterdessen hatte Borlon das Seil unter seinen Armen verknotet und gab das Zeichen, dass sie ihn hochziehen konnten. Es fiel Laisa, Ysobel und Rongi nicht leicht, den schweren Mann heraufzuholen, ohne dass er dabei gegen die wie poliert wirkende, schwarzglänzende Mauer stieß. Alle drei keuchten, als es endlich geschafft war, und die Tivenga sah den Bärenmenschen kopfschüttelnd an.
    »Bevor wir das wieder machen, solltest du abnehmen. Ich hatte das Gefühl, als müssten wir einen Ochsen hochhieven. Eine Frage hätte ich allerdings: Warum dürfen wir zwar die Wände nicht berühren, hier auf dem Dach aber unbesorgt spazieren gehen?« Letzteres galt Laisa, die nur berichten konnte, was sie von Khaton erfahren hatte.
    »Die Wände werden durch magische Fühler gesichert, die entweder auf Berührung oder durch den magischen Stoß, der entsteht, falls ein Zauberer sich durch Versetzung und Levitation hier

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