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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Laisa in einem Ton, als befänden sie sich bereits seit Wochen an diesem Ort.

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    Neunzehntes Kapitel
    Wassarghan
    D er Abschied von T’wool war kurz und formell. Es schien, als seien König Arendhars Gefolgsleute trotz der Hilfe, die Laisa ihnen geleistet hatte, froh, ihre eigenartigen Gäste wieder loszuwerden. Im Gegensatz zu diesen Leuten begrüßte ihr Schiffer sie freundlich und fluchte im nächsten Atemzug auf die verdammten T’wooler, die ihn gezwungen hatten, am Südufer des Flusses anzulegen, obwohl er keine Ladung für T’woollion an Bord hatte. Jetzt musste er die gesamte Breite des T’wool-Flusses queren, um die Einfahrt in den Dreifarbenfluss zu erreichen. Er nahm diesmal auch die Pferde an Bord und ließ dafür das Segel aufspannen. Doch bald schon geriet der schwerfällige Flussprahm in Gefahr, von der Strömung gepackt und mitgerissen zu werden.
    Es dauerte fast einen halben Tag, bis das Schiff am vhoreghanischen Ufer lag und die Pferde zum Treideln vorgespannt werden konnten. Im Vergleich zu T’woollion war der Hafen winzig, wirkte aber weitaus lebendiger. Die Schiffer und die Hafenleute drängten sich auf engstem Raum, fliegende Händler nutzten jede Lücke, um Minzenkrauttee, Gebäck und einfache Speisen an den Mann oder die Frau zu bringen, und am Rand des Treibens lud ein behäbiger Gasthof mit blau abgesetztem Fachwerk zum Verweilen ein.
    Laisa und ihren Begleitern blieb nur wenig Zeit, etwas Fisch zu essen und einen Schluck Milch zu trinken. Trotzdem bekamen sie eine Unzahl von Flüchen und Schmähungen auf den südlichen Nachbarn zu hören. T’wool war hier Erzfeind und Schreckensgestalt zugleich. Die Grünen in den Einbruchslanden wurden nur selten erwähnt, und wenn es geschah, dann nur, um der Hoffnung Ausdruck zu geben, T’wool würde sich im Kampf gegen dieses Gesindel so ausbluten, dass es verwundbar wäre.
    Die Weiterfahrt auf dem breiten, in viele Seitenarme verzweigten Fluss verlief ohne jeden Zwischenfall. Die Anwohner am Strom waren die Schiffe und ihre Besatzungen gewöhnt und auch daran, gut an ihnen zu verdienen. Laisa wurde zwar bestaunt, doch das Aufsehen, das sie bei ihrem Ritt durch Maraand erregt hatte, löste sie hier nicht aus. Einige der Leute, die nicht mit Laisas scharfen Ohren rechneten, nannten sie im Gespräch untereinander ein Geisterwesen und schienen sich nicht sicher zu sein, ob die Begegnung mit Laisa nun ein gutes oder eher ein schlechtes Omen sei.
    Laisa hatte jedoch weder Zeit noch Lust, sich mit den Befindlichkeiten und Mythen der Menschen am Fluss abzugeben, denn mit jedem Schritt der Treidelpferde rückte ihr Ziel näher. Nach sechs Tagesreisen gabelte sich der Fluss erneut, und während der kleinere Taral von Osten her kam, folgte das Schiff weiterhin dem Dreifarbenfluss, der an dieser Stelle noch immer breiter war als der Bärenfluss auf der anderen Stromseite bei Gamindhon.
    Doch schon bald änderte sich die Landschaft. Im Norden und Osten erstreckte sich in einem gewissen Abstand vom Fluss ein Gebirge, dessen Höhen Wildwuchs aufwiesen, denn in der Sonne leuchteten die Bäume dort in verschiedenen Farben, und zwar nicht nur in den sechs magischen Farben der Dämmerlande. Laisa entdeckte sogar nichtmagisches Grün, das daher auch von der Eigenfarbe der blauen Länder, die diesen Landstrich umschlossen, nicht verdrängt werden konnte.
    »Wenn Khatons Angaben stimmen, befindet sich Tharons Turm hinter diesem Gebirge«, raunte Ysobel Laisa zu.
    Diese nickte gedankenverloren. Sie verspürte nicht direkt Angst vor dieser Aufgabe, aber ihr war nicht wohl bei dem Gedanken an das, was ihnen bevorstand. »Wir sollten dem Schiffer sagen, dass wir seinen Prahm beim nächsten Halt verlassen«, sagte sie.
    Ysobel stieß ein kurzes Lachen aus. »Sag es ihm bitte nicht so, denn sonst hält er vor seinem Zielhafen nicht mehr an.«
    Rongi hatte Ysobels Scherz nicht verstanden und antwortete todernst. »Keine Angst! Soviel ich weiß, hat er Ladung für den nächsten Hafen.«
    Laisa verkniff sich ein Lachen, um den Katling nicht zu kränken, und zwinkerte Ysobel zu. »Du hast gut aufgepasst«, lobte sie ihn. »Weiter so!«
    Unterdessen winkte Ysobel den Schiffer heran. »Guter Mann, heute Abend wird unsere gemeinsame Reise zu Ende gehen. Wir bleiben fürs Erste in diesem Land.«
    »Wolltet ihr denn nicht bis ganz hinauf in die Berge von Relledh und von dort weiter zur Blauen Festung reisen?«, fragte der Mann enttäuscht.
    »Das ist unser Ziel, aber erst zu

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